Die Weihnachtssaison läuft auch dieses Jahr für die Horber Einzelhändler gut an. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Einzelhändler verzeichnen guten Start ins Weihnachtsgeschäft / Viele blicken dennoch skeptisch ins neue Jahr

Das Weihnachtsgeschäft für den Horber Einzelhandel läuft auch 2016 gut an. Eine rosige Zukunft erwarten viele der Inhaber dennoch nicht: Das derzeit im Bau befindliche Einkaufscenter ist ihnen ein Dorn im Auge.

H orb. Es ist weniger die Konkurrenz, die gefürchtet wird, sondern eher der zunehmende Leerstand der Innenstadt. Wenn der Drogeriemarkt Müller ins neue Center übersiedelt, wird Horb um ein leeres Geschäft reicher. Der Schwarzwälder Bote hat mit Horber Einzelhändlern über ihre Prognose für das kommende Jahr und das Weihnachtsgeschäft 2016 gesprochen.

Mode Gramer "Der Dezember ist der stärkste Monat im ganzen Jahr", sagte Elisabeth Vater vom Modehaus Gramer. Das Weihnachtsgeschäft sei in diesem Jahr gut angelaufen. Die längere Öffnungszeit bei der neuen Advents-Einkaufsnacht nehme sie zusammen mit ihrer Tochter Ursula Tillery "liebend gerne" in Kauf – in der Hoffnung, dass viel Kundschaft kommt. "Wenn es ruhig bleibt, ist so ein Abend lang."

Vater sagte: "Ich sehe mit Sorge in die Zukunft." Sie hat noch erlebt, dass Nagolder nach Horb zum Einkaufen kommen. Die Zeiten seien vorbei. "Der Mix ist wichtig, dass man in Horb alles kaufen kann", erklärt Vater. "Aber das ist das Problem." Das werde sich auch mit dem Einkaufscenter nicht lösen.

Weinhandlung Dörr Hochsaison in der Weinhandlung Dörr: Das Weihnachtsgeschäft hat schon im November angefangen, als erste Päckchen im Auftrag von Firmen verschickt wurden, wie Inhaber Martin Dörr erklärte. Auch der Laden brumme. "Personell sind wir vom Einpacken her am Limit", sagte Martin Dörr – zwei Angestellte sind seinen Angaben zufolge nur damit beschäftigt. Über die lange Einkaufsnacht freut er sich, weil die Kunden dann mit etwas mehr Zeit gemütlich einkaufen könnten.

Die Eröffnung des Einkaufscenters sorgt aus Sicht von Martin Dörr für eine eher ungewisse Perspektive 2017. "Drogerie Müller geht ins Einkaufszentrum, es gibt dort auch einen weiteren Lebensmittler – das war nicht, was wir uns vorgestellt haben." Der versprochene Branchenmix werde nicht erreicht. "Ob die Leute in die Stadt gehen, sei dahingestellt." Ein Discountmarkt als neuer Mieter im ehemaligen Edeka-Gebäude bringe wohl eine gewisse Frequenz für seinen Standort in der Mühlener Straße. "Egal, was drin ist, das ist immer besser als Leerstand."

Blickfang s’Geschenklädle am Eck Brigitte Ohagen erwartet ein gutes Weihnachtsgeschäft in ihrem Laden für Geschenkartikel. Sie geht auch zuversichtlich ins neue Jahr. Ohagen führt ihren Laden in Horb im vierten Jahr und registriert steigende Umsätze. "Das dauerte eben ein bisschen."

Wenn Drogerie Müller im kommenden Jahr ins Einkaufszentrum umzieht, leide ihrer Befürchtung nach das Stadtbild. "Besucher fahren über die Christopherus Brücke und direkt auf den Riesenleerstand zu", prognostiziert sie. "Das finde ich schrecklich." Im vergangenen Jahr sei sie außerdem mehrfach darauf angesprochen worden, was mit dem roten Haus los sei. Das Sebastian-Lotzer-Haus steht seit langem im Erdgeschoss leer und ist immer wieder von Schutt und Müll umgeben.

Blumen Knödler Das Adventsgeschäft bei Blumen Knödler läuft so gut wie erwartet, das Weihnachtsgeschäft starte jedoch in einer Gärtnerei erst wenige Tage vor dem Fest. Bei der langen Einkaufsnacht macht Inhaberin Anita Heim nicht mit – "wir liegen zu abseits, da verirren sich kaum Leute hoch". Außerdem fehle ihr derzeit Personal. Mit Blick auf 2017 hofft Heim, dass das Einkaufszentrum die Kundenfrequenz in der ganzen Stadt erhöht.

Blumenambiente Für Ute Waldmann vom Nordstetter Blumenambiente ist die Weihnachtszeit die zweite Hauptsaison im Jahr neben den Frühjahrsmonaten von März bis Mai. Ihre Adventsausstellung Mitte November hat Waldmann nach eigenem Eindruck ins Gespräch bei potenziellen Kunden gebracht und hatte nachhaltigen Effekt auf ihr Geschäft. Waldmann geht optimistisch in 2017 und sagt: "Ich hoffe dass sich der Trend billig, billig wandelt, die Leute nicht nur in die großen Märkte rennen, sondern schätzen, was man im Einzelhandel für sie tut."

Wohnideen Raible Für die Inhaberin von Wohnideen Raible, Heiderose Raible, ist der Dezember der wichtigste Monat im Geschäftsjahr. Raible ist zufrieden damit, wie das Weihnachtsgeschäft im November angelaufen ist. Bei der Einkaufsnacht macht sie mit. "Ich finde die Idee gut, Einkaufen am Abend ist für viele Kunden entspannter, die tagsüber arbeiten", sagte sie. Für 2017 ist sie verhalten optimistisch: "Schlechter wird’s nicht", sagte sie. Vom Einkaufszentrum erwartet sie eher positive Auswirkungen.

Schmuck am Aischbach Lucia Steimle von Schmuck am Aischbach berichtete, dass "das Weihnachtsgeschäft die vergangenen Jahre gut lief". Auch für dieses Jahr habe sie keine Bedenken. An der langen Einkaufsnacht nimmt die Juwelierschmiede jedoch nicht teil. "Das ist das erste Event seit 18 Jahren bei dem wir uns ausklinken." Der Grund dafür: "Wir sind im Dezember echt am Anschlag." Schmuck am Aischbach produziert schließlich selbst und bei einer "kleinen Truppe wie wir es sind stößt man da an seine Kapazitäten". Im Frühjahr ist Steimle gerne wieder mit dabei.

Vom neuen Einkaufscenter hält Lucia Steimle nichts. "Man sieht, dass es scheußlich wird", sagt sie. "Ich glaube nicht, dass es uns unmittelbar etwas tut, mittelbar schon." Sie glaubt nicht, dass Besucher des Centers den Weg über die Christopherus Brücke in die Innenstadt finden werden. "Die Kundenfrequenz wird durch den Wegzug von Müller runtergehen", befürchtet Steimle.

Neckar-Sport Constanze Kittel, Inhaberin von Neckar-Sport, hofft, dass die lange Einkaufsnacht gut angenommen wird. "Für uns ist das kein zusätzlicher Stress." Ihre Hoffnung ruht auf dem neuen Einkaufscenter. "Für uns ist das keine Konkurrenz", erklärte Kittel. "Wenn die Innenstadt attraktiver wird und die Leerstände reduziert werden, dann funktioniert das Konzept und die Leute kommen auch zu uns über die Brücke."

Mode Schönfeld Das Weihnachtsgeschäft bei Mode Schönfeld läuft laut Monika Schönfeld durchwachsen. "An manchen Tagen ist kaum was los, an anderen kommen wir kaum hinterher." Die lange Einkaufsnacht ist für ihr Team immer ein "zusätzlicher Arbeitsaufwand, der sich aber lohnt". Schönfeld hofft, dass auch Kunden von Außwärts angelockt werden. Sie sieht das neue Einkaufscenter nicht als Konkurrenz. "Wir haben ganz andere Marken im Sortiment. Aber", sagt Schönfeld, "dass Müller aus der Innenstadt rausgeht könnte sich für uns negativ auswirken."