Michael Theurer hat an Staatssekretär Norbert Barthle einen Brief geschrieben. Seine Sorge: Die Hochbrücke könnte nicht mehr die höchste Priorität besitzen. Foto: Hopp

Michael Theurer schlägt Alarm und sorgt sich um Entwicklung: Hat Horber Projekt noch höchste Priorität?

Horb - Michael Theurer hat Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, einen Brief geschrieben. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch im Brief steckt eine besondere Brisanz.

Als Barthle auf Einladung von Staatssekretärkollege Hans-Joachim Fuchtel am vergangenen Donnerstag in Horb war, da waren Oberbürgermeister Peter Rosenberger und Bürgermeister Jan Zeitler nicht da. Rosenberger war gerade auf dem Weg nach Sizilien, weil seine Schwägerin dort heiratete. Der Termin sei weit vor Fuchtels Einladung geplant gewesen, so der OB. Bürgermeister Jan Zeitler befand sich zwar auch im Urlaub, sei aber auch gar nicht erwünscht gewesen. Denn Fuchtel habe laut Rosenberger darauf gedrängt, dass der Besuch von Barthle ein reiner CDU-Termin bleiben sollte. Nichts Schlimmes passiert, findet Rosenberger. Denn die Hochbrücke sei derzeit auf einem guten Weg.

Ganz anders sah das bereits FDP-Mann Daniel Wochner, der prompt öffentlich seine Entrüstung zeigte. Er warf der Stadtspitze vor, das für Horb wichtigste Thema, die Hochbrücke, nicht ernst zu nehmen.

Doch dabei ist es nun nicht geblieben. Auch der FDP-Europaabgeordnete und frühere Horber OB Michael Theurer schlägt nun Alarm und sorgt sich um die Entwicklung beim Projekt Hochbrücke.

Er wende sich an Barthle auch mit dem Hintergrund seiner Erfahrung als langjähriger Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Horb und als Abgeordneter im Landtag und im Europäischen Parlament, um Barthle um Unterstützung für die schnellstmögliche Realisierung der Hochbrücke zu bitten. Die in den Zeitungen wiedergegeben Aussagen Barthles zur Hochbrücke hätten bei vielen Bürgern die Besorgnis ausgelöst, der Bau der Hochbrücke werde nicht mit höchster Priorität vorangetrieben.

Der Brief von Michael Theurer ist ein großer Appell an Barthle, die Hochbrücke als erste Priorität voranzutreiben und nicht zunächst den Tunnel in Freudenstadt und einen weiteren B28-Abschnitt vorzuziehen und vor der Realisierung der Hochbrücke zu bauen. Dies, so Theurer, würde unweigerlich zum Verkehrskollaps in Horb und den ebenfalls stark belasteten Ausweichstrecken in den Horber Stadtteilen Bildechingen, Rexingen sowie Dettlingen und Dießen führen.

Theurer schießt das komplette Feuerwerk an Argumenten für die Hochbrücke in seinem Brief ab: die stark verkehrsbelastete Innenstadt, die besonderen städtebaulichen Gegebenheiten im tief eingeschnittenen Neckartal, Gutachten, Bürgerentscheid-Ergebnis, regionale Wirtschaft, eine Million Euro aus der Stadtkasse für die Planungskosten und das Versprechen des Bundes nach der Schließung der Kaserne, bei der Bewältigung der Konversionsfolgen zu helfen.

Der frühere OB und "Vater der Hochbrücke" will allerdings nicht gegen die Stadtspitze schießen. Die Abwesenheit beim Barthle-Besuch "kann man nur abhaken", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Entscheidend sei nicht diese "Kleinigkeit", sondern dass sich alle politischen Vertreter im Kreis Freudenstadt gemeinsam für die zügige Umsetzung der Hochbrücke einsetzen. Es sei immer ganz klar gewesen, dass nach der Umfahrung in Schopfloch zuerst die Hochbrücke und dann der Freudenstädter Tunnel realisiert werde. Ansonsten, so würden es auch alle Gutachten bestätigen, rolle ein Verkehrskollaps auf Horb zu. Wie wichtig die Hochbrücke für die Verkehrsentlastung sei, zeige sich auch daran, dass mittlerweile die Brücke drei- und nicht mehr zweispurig geplant sei. Vielleicht sei noch einmal nötig, eine Delegation mit Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen und dem OB an der Spitze auf die Beine zu stellen, die in Berlin die Dringlichkeit der Hochbrücke vorbringen sollen.

Füllt Theurer mit seinem flammenden Appell tatsächlich ein Vakuum? Wie findet die Stadtspitze das Vorgehen von Theurer? Im Rathaus gab es gestern keine Chance auf eine Antwort. Sowohl Rosenberger als auch Zeitler sind beide noch im Urlaub. Beim Besuch von Verkehrsminister Winfried Hermann am Dienstag war Zeitler allerdings zugegen. Er hatte für diesen Termin seinen Urlaub unterbrochen. Noch einmal wollte die Stadtspitze wohl nicht eine Angriffsfläche bieten.