Mehr Sicherheit, mehr Sauberkeit, weniger Verwaltung: Horbs OB Peter Rosenberger versucht, bei seinem Wahlkampf in Mannheim mit traditionell bürgerlichen Themen zu punkten, zum Beispiel bei einer Wahlveranstaltung in der "Athener Rose". Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Rosenberger tourt durch die Mannheimer Stadtteile – in Rheinau trifft er auf alte Weggefährten und CDU-Sympathisanten

Von Jürgen Lück

Mannheim-Rheinau/Horb. 14 Tage Wahlkampf von Peter Rosenberger in Mannheim. Am Donnerstagabend hatte er ein Heimspiel. Gut 60 Zuhörer kamen zum Bürgergespräch in die "Athener Rose". Fast alle Senioren – rein altersmäßig die Zielgruppe der CDU Stammwähler.

Einer der jüngsten ist Stefan Busch, ehemaliger CDU-Bezirksbeirat. Er hilft erst einmal, Rosenbergers Plakat-Ständer auf dem wackeligen Boden des griechischen Restaurants gerade zu befestigen. Busch sagt: "Rosenberger hat Chancen, aber er muss kämpfen." Der Horber OB versucht mit Bürgergesprächen in allen Mannheimer Stadtteilen zu punkten. Ein Mittel, das er einst auch in Horb nutzte.

"Wenn es dunkel wird, traut sich da keiner mehr hin"

Und der Horber OB startet an diesem Abend gleich damit, die Herzen der potenziellen Wähler zu erobern: "Ich bin in Rheinau geboren, zur Schule gegangen und habe hier den Bürgerdienst geleitet. Es freut mich, dass auch meine Mutter gekommen ist. Wenn meine Frau und unsere drei Kinder nach Mannheim kommen, kommen wir nach Hause."

Geschickt versucht er, mit einem Mix aus Argumenten, Charme und Blicken zu den Zuhörern links und rechts von ihm zu punkten. Spricht das Lebensgefühl der Älteren an. Sicherheit, Sauberkeit und eine gewisse Bodenständigkeit.

Großes Thema seit einer Schießerei am Mannheimer Marktplatz ist die Sicherheit. Ein Rheinauer listet dazu die Einbrüche eines Jahres auf, die allein in seinem Stadtviertel passiert sind. Rosenberger: "Die Sicherheit ist in den letzten Tagen zum übelsten Image in unserer Stadt geworden. Ich werde deshalb den kommunalen Ordnungsdienst um 35 Mann aufstocken."

Sauberkeit. Rosenberger: "Wenn ich nach Mannheim komme, hat sich viel verändert. Viele Großprojekte, aber auch viel Unkraut an den Straßen." Damit trifft genau den Lebensnerv der Zuhörer.

Rosenberger: "Deshalb muss der Abfallwirtschaftsbetrieb mit Personal aufgestockt werden. Damit unsere Parks und schönen Ecken wieder ordentlich gepflegt und sauber werden."

Denn, so erzählt einer: Am Rheinauer See – dem Naherholungsgebiet – sei der Badebereich völlig vermüllt. Der Mann: "Wenn es dunkel wird, traut sich da keiner mehr hin. Wenn die Polizei mal anrückt, dann mit drei Streifenwagen." Rosenberger: "Ich weiß, dass sich da Volk rumtreibt. Da muss man konsequent eingreifen. Wir haben nicht so viele Seen in Mannheim."

Als ein Einwohner noch erzählt, dass die "aus Berlin eingekaufte grüne Bürgermeisterin" gesagt hätte, dass Rheinau Süd ein Industriegebiet sei, obwohl es Naherholungsgebiet ist, hat Rosenberger die nächste Steilvorlage.

Denn: Wie sollen der kommunale Ordnungsdienst, der einen festen Ansprechpartner in jedem Stadtbezirk haben soll, und das zusätzliche Personal für Müllentsorgung und Grünpflege bezahlt werden? Der CDU-OB-Kandidat: "Der Mitbewerber (gemeint: Amtsinhaber Peter Kurz, d. Red.) will die modernste Verwaltung. Mir wäre es lieber, wenn Mannheim die effizienteste Verwaltung hätte." Konkrete Vorschläge hat er auch: Weniger Häuptlinge, mehr Indianer. Konkret: Einen Dezernenten-Posten weniger. Das Büro für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt sofort abschaffen. Rosenberger: "Die Kulturhauptstadt wird es mit mir nicht geben. Und statt jeden Monat ein neues großes Projekt anzuschieben, reicht es für Mannheim auch, wenn nur jedes halbe Jahr eins kommt. Die Stadt Mannheim muss wachsen, nicht die Stadtverwaltung."

Und dass er aus dem kleinen Horb im "schönen Schwarzwald" kommt, scheint für seine Zuhörer die Bodenständigkeit von Rosenberger noch zu unterstreichen. Beispielsweise, als er das "Wir-Gefühl" bei der Gartenschau aus Horb beschwört. Das will er auch in Mannheim schaffen, wo die Bundesgartenschau 2023 heftig umstritten ist. Das Credo von Rosenberger hier: Bürgerbeteiligung, Abspecken, kleiner denken. Rosenberger: "Ursprünglich hieß es, dass die Straßenverlegung zur Schaffung eines Grüngürtels 11 Millionen Euro kosten. Jetzt sind wir bei über 20 Millionen Euro. Ich bin der Meinung: Wegen des Klimaschutzes müssen keine Straßen verlegt werden." Dann unterstreicht er auch seine Unabhängigkeit trotz CDU-Auftrag. Rosenberger: "Ich trete nicht an, um die Meinung der CDU-Gemeinderatsfraktion zu vertreten. Ich möchte, dass der Gemeinderat zu alter Kraft zurückkommt. Dazu gehört Reibung und eine öffentliche Diskussion. Die Stadtverwaltung und ihre Gremien sind ein goldener Käfig. Die Bürgerschaft hat die Möglichkeit, am 14. Juni (OB-Wahltermin, die Red.) daran zu rütteln."

Nach gut zwei Stunden ist die Diskussion vorbei. Ein Zuhörer sagt: "Ich freue mich, dass ich in diesem Fall dort, wo ich bisher mein Kreuz aus Parteiraison gemacht habe, es mit großer Freude an der richtigen Stelle wieder machen kann." Diese Einschätzung wird auch von Besuchern vor der Tür geteilt. Einer sagt noch: "Ich befürchte trotzdem, dass Rosenberger in der SPD-Hochburg keine Chance hat."

Ist dieser Mann zu skeptisch? Fakt ist: Die Wahlbeteiligung bei den Kommunal- und OB-Wahlen liegt in Mannheim zwischen 36 und 38 Prozent. Offenbar – so der Eindruck dieses Bürgergesprächs in Rheinau – schafft es Rosenberger, die älteren CDU-Stammwähler zu überzeugen. Wenn diese dann alle zur Urne gehen, könnte ein gutes Ergebnis drin sein.