Problemstelle Hartmannstraße: Trotz Durchfahrts- verbotsschild biegt dieser Verkehrsteilnehmer nach rechts in die B 14 ab. Foto: sb

Bei der Ortschafsratssitzung in Bildechingen geht’s zur Sache: Anwohner machen Unmut Luft und bleiben chancenlos.

Horb-Bildechingen - Nicht nur in Talheim, Ihlingen oder Nordstetten regen sich Bürger über Baumaßnahmen, Verkehrsentscheidungen und geplante Projekte auf. Auch in Bildechingen gibt es seit Monaten eine Maßnahme, die den Ort fast in zwei Lager spaltet.

Die Sperrung der Hartmannstraße sorgt für heiße Diskussionen und recht harte Fronten. Bei der ersten Ortschaftsratssitzung nach der Sommerpause war deshalb gleich Feuer unterm Dach. Einige Gegner der Sperrung nutzten die Gelegenheit der Bürgerfragestunde um ihrem Ärger Luft zu machen.

Wie bereits mehrfach berichtet, hat die Verkehrskommission die Kreuzung Hartmannstraße/B14 als Unfallschwerpunkt eingestuft und möchte nun in einer einjährigen Testphase prüfen, ob man durch eine Sperrung der Hartmannstraße und einer so erzwungenen Umleitung durch die Lindenbrunnenstraße diese Gefahrenquelle eliminieren könnte. Deshalb wurde die Hartmannstraße inzwischen als Sackgasse ausgeschildert. Für die betroffenen Bürger, die ihren Unmut in mehreren Schreiben an die Ortsverwaltung darlegten, ist diese Sperrung eine Zumutung. Argumente eines Bürgers wie "Verkehrsunfälle sind Schicksalsschläge – dafür kann die Hartmannstraße nix" oder (noch besser) "wie kann man eine Gefahr für Kinder herbeireden und diese als Argument vorschieben" sorgten im Ortschaftsrat dann doch für etwas Unverständnis. "Wenn wir Deinen Ausführungen folgen würden, dann müsste man sämtliche Verkehrsvorschriften streichen", so das Gegenargument von Rat Armin Löffler.

Ein weiteres Top-Argument für die sofortige Wiederfreigabe der Durchfahrt zu B14 zog der selbe Beschwerdeführer aus dem Ärmel, als er sich erinnerte, dass schon sein Vater vor über 50 Jahren mit dem Bulldog, trotzt erheblicher Sehschwäche und ohne anzuhalten, unfallfrei aus der Hartmannstraße in die B14 eingefahren sei. Das erhöhte Verkehrsaufkommen seit dieser Zeit ließ er dabei aus den Augen.

Der erste stellvertretende Ortsvorsteher Edwin Zimmermann versuchte, mit Engelsgeduld und Sachargumenten darzulegen, dass man sich im Gremium in vielen Sitzungen Gedanken gemacht habe, wie man die Schließung hätte verhindern können. Dazu zählten auch bauliche Anpassungen, wie zum Beispiel einen Schweller, um den Verkehr vor der Einfahrt in die B14 einzubremsen. Überlegungen, die letztendlich aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzbar waren. "Ja, dann stellt doch a Ampel nah", ein weiterer Vorschlag des selben Herren, der von Laschinger mit "so ein Deng kostet uns 80 000 Euro" abgeschmettert wurde. Die Argumente, Missverständnisse, Vorschläge flogen recht emotional und kontrovers hin und her, und die Schließungsgegner machten richtig Front gegen diese Entscheidung.

Laschinger sah nur eine mögliche Verkehrsberuhigung im Ort durch die lang ersehnte Umgehungsstraße als Grund, die Sperrung irgendwann aufzuheben, und Ortsvorsteher Peter Zimmermann setzte auf die vom Regierungspräsidium versprochene Temporeduzierung. "Ob die aber für den ganzen Flecken gilt, steht noch nicht fest", relativierte Rat Jochen Jesse. Zudem setzt der Rat seine Hoffnung auf das Lärmkartierungsverfahren, dass Bildechingen die lange gewünschte Temporeduzierung auf der B 14 durch den Ort bringen soll. Da während der Fragestunde ein Ehepaar ein weiteres Fass aufmachte, indem sie sich über eine Vorkaufsoption, die die Ortsverwaltung auf ein Grundstück "im Brühl" gezogen hatte, lautstark und wortreich beschwerten, kam auch dieses bisher nicht realisierte Baugebiet mit geplanter Straße in den Ortskern und die Sportplätze als Alternative zu einer geschlossenen Hartmannstraße ins Gespräch. Jochen Straub stellt dazu lapidar fest, dass die ganze Angelegenheit ein recht komplexes Konstrukt sei, die Bürger jedoch fordern: "Machet was – aber fanget ja nicht bei mir an."

Nach knapp einer Stunde Diskussion, die teilweise mehrstimmig und recht laut geführt wurde, platzte Ulli Beuter der Kragen. "Jetzt bleibt die Straße ein Jahr zu – basta." Damit Nägel mit Köpfen gemacht werden, stellte er den Antrag, darüber abzustimmen, ob man die Hartmannstraße sofort mit einer rückbaubaren Sperreinrichtung (Blumenkübel oder ähnlichem) für den Verkehr sperren sollte, da nach wie vor viele Verkehrsteilnehmer – meist ortskundige Einwohner – die Straße wie bisher nutzen. Dem wurde mit sechs zu vier Stimmen zugestimmt. Michael Laschinger, als Gegner dieses "Schnellschusses", stellte den Antrag, dass man zuerst eine Bürgerinformationsversammlung, zu der die zuständigen Verantwortlichen eingeladen werden, abhalten soll, bevor man zu Maßnahme greift.

Dieser Beschlussvorschlag wurde mit neun Gegenstimmen abgelehnt. Dagegen einigte man sich im Rat mehrheitlich darüber, diese Art der Bürgerversammlung im April kommenden Jahres durchzuführen, um den Bildechingern so die Gelegenheit zu geben, direkt an maßgeblicher Stelle seinen Unmut über die Sperrung dazulegen. Ob, wann, wo die Straße nun mechanisch gesperrt wird, das entscheidet jedoch nicht der Ortschaftsrat, sondern wiederum die Verkehrskommission.