Für die Region Flagge gezeigt: Claudia Gläser, geschäftsführende Gesellschafterin der Horber Firma Gläser (Dritte von links, in der vorderen Reihe), nahm auch dieses Jahr am Frauengipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin teil. Foto: Bundesregierung/Jesco Denzel Foto: Schwarzwälder-Bote

Claudia Gläser erneut beim Frauengipfel der Bundeskanzlerin / 100 Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur eingeladen

Horb. Diesmal war alles schon d eutlich konkreter, sagt Claudia Gläser. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel machte klar, dass es ab 2016 kein Wenn und Aber mehr gibt. Zum zweiten Mal war die Horberin eine von rund 100 weiblichen Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Kultur und Gesellschaft, die zum Frauengipfel der Regierungschefin in Berlin eingeladen waren.

Ein "hochinteressantes Forum, das Bewegung bringt", wie die geschäftsführende Gesellschafterin der Gläser GmbH zufrieden feststellt. Claudia Gläser pflichtet der Kanzlerin bei, wonach eine gesetzliche Frauenquote für die Aufsichtsräte der börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen kommen muss. Allerdings behält die Unternehmerin die Interessen der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) im Auge, die das Gros der deutschen Wirtschaft ausmachen.

"Als Vorstandsmitglied im Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) sehe ich das ein bisschen differenzierter als viele weibliche Führungskräfte", gibt Claudia Gläser unumwunden zu, "denn wir dürfen dem Mittelstand nicht die unternehmerische Freiheit nehmen".

Es sei wichtiger, dem Mittelstand finanziell zu helfen, die Unternehmensstrategie auf die Gewinnung weiblicher Führungskräfte auszurichten. Sehr wohl müsse die "gläserne Decke" aufgeschlagen werden, die verhindert, dass Frauen überhaupt ganz oben ankommen können. Hier hat Claudia Gläser eine große Solidarität unter den Teilnehmerinnen des Frauengipfels ausgemacht.

Sie selbst hat für ihr Familienunternehmen längst einen Weg gefunden, Frauen die Chance zum Aufstieg zu geben. Das Ergebnis: "Wir haben uns zwar keine Quote auferlegt, aber unser Frauenanteil in der Führungsebene liegt bei 40 Prozent."

In einem der drei Fachforen konnte sich die Horberin unter dem Titel "Gläserne Decke" vor allem dem Thema widmen, das ihr besonders wichtig ist: Was behindert Frauen beim Aufstieg in Führungspositionen? Die Chancen der Frauen auf Verantwortung im Beruf würden immer dann dramatisch sinken, wenn sie eine Familie gründen. "Doch bin ich nur dann eine gute Führungskraft, wenn ich immer verfügbar bin?", fragt Claudia Gläser, "der Vizepräsident eines internationalen Konzerns kann auch nicht ständig vor Ort sein". Gute Führung sei für sie keine Frage der Präsenz, "schließe stehe ich auch nicht acht Stunden am Tag hinter meinen Mitarbeitern", sagt sie, "sonst hätte ich ja lauter schlechte Leute um mich herum." Bei Frauen werde die Messlatte höher angesetzt als bei Männern, ärgert sich die Unternehmerin, die sich auch Führung in Teilzeit vorstellen kann. "Dafür haben wir genug hochwertig ausgebildete Frauen."

Anders bei den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen: "Hier kommen wir ohne Quote absolut nicht weiter, weil wir jetzt schon auf einer Schnecke reiten!" Und wenn Konzerne behaupten, es gebe nicht genug gut ausgebildete Frauen: "Der VdU bringt sich dafür gerne mit seinen Kontakten ein." Denn wenn sich leichter Männer für Führungspositionen finden ließen, so liege das wohl eher daran, weil sie schon in Datenbanken gelistet sind, während sich die für weibliche Führungskräfte erst jetzt aufbauten. Eine wichtige Schlüsselrolle spielen in Gläsers Augen die Personalberater.

Es sei gut, dass sich die Kanzlerin durch Kritiker nicht von ihrem Kurs abbringen lasse. "Schließlich sehen wir Führungsfrauen uns auch als Motor der Wirtschaft!" Ganz abgesehen davon, dass gemischte Teams effektiver arbeiteten. Die Wirtschaft könne es sich ohnehin nicht mehr leisten, auf weibliche Führungskräfte zu verzichten. Schließlich bedürfe es in unserer Gesellschaft auch eines Kulturwandels bei den Rollenbildern. "Der fängt zu Hause an", sagt Claudia Gläser, die selber Mutter zweier Töchter ist.