Auf die Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schulen in Horb kommt eine Sanierung wegen PCB-Belastung zu. Foto: Hopp

PCB-Sanierung der kreiseigenen Schulen kostet in Horb rund 914.000 Euro. Decke, Möbel und Teppiche belastet.

Freudenstadt/Horb - Die sichere Schule ist dem Landkreis viel Geld wert. Der Technische Ausschuss hat jetzt der Sanierung der Berufsschule in Horb zugestimmt.

Die Gesamtsanierung des B-Blocks wird 950.000 Euro kosten. 500.000 Euro entfallen auf die Schadstoffsanierung, mit dem Rest werden die Möbel ausgetauscht und die Elektrotechnik des 40 Jahre alten Gebäudes erneuert.

Die Pilotsanierung unter der Leitung der Firma Arcadis hat Dramatisches ergeben: Bis auf die Fenster und die Trennwände zu den Fluren muss fast alles neu gemacht werden Das Problem im B-Block der Berufsschule: PCB.

Martin Kessel von Arcadis: "Wenn wir mit diesen ganzen Maßnahmen das Sanierungsziel von 300 Nanogramm PCB pro Kubikmeter in der Luft erreichen, können wir uns beglückwünschen. Selbst wenn wir bei 500 Nanogramm raukommen, wäre das eine erfolgreiche Gesamtsanierung! Weil die Belastung in den nächsten Jahren weiter sinken wird."

Bei der Pilotsanierung wurden die einzelnen schadstoff-verdächtigen Bauteile ausgebaut oder luftdicht abgeklebt. Das Ergebnis: Die Hälfte der PCB-Gesamtbelastung ist auf die Deckenplatten zurückzuführen. Die Rohdecke darüber trägt rund 16 Prozent, der Teppich 13 Prozent zur Schadetoffbelastung bei. Die Stützen und Fensterbrüstungen gasen 15 Prozent aus, die Wände an den Stirnseiten rund 5 Prozent.

Dazu noch eine Hiobsbotschaft: Ein kompletter Klassensatz mit Tischen und Stühlen wurde in einen sauberen Raum reingestellt und gemessen. Das Ergebnis: 1000 Nanogramm PCB.

Doch ob die Möbel und die Teppiche wirklich ausgetauscht werden müssen, darüber gab’s Diskussionen im Technische Ausschuss. Ernst Wolff (FDP): "Beim Austausch der Möbel können wir nicht mitmachen." Auch der Austausch der Teppiche sei zumindest zu diskutieren.

Armin Jöchle (CDU): "Aber die Tische gasen aus, und da hängen die Schüler direkt drüber."

Gesundheitsamtleiter Josef Bendak und Schadstoff-Spezialist Kessel erklären, dass sowohl das Mobiliar als auch die Teppiche durch die PCB-Ausgasung der Deckenplatten und Co. inzwischen selbst so "verseucht" sind, dass nur ein Austausch für eine dauerhafte Senkung der Schadstoffbelastung sorgt.

Schadstofffreie Holzwolleplatten kommen zum Einsatz

Landrat Klaus Michael Rückert: "Die Sanierung würde uns 950 000 Euro kosten. Das ist bitter, weil diese Summe fast einen Punkt der Kreisumlage bedeutet. Aber wir haben keine andere Wahl." Bei dieser Summe würden die Möbel mit 50 000 Euro wenig ausmachen.

Martina Lachenmaier von der Frauenliste brachte es auf den Punkt: "Wir haben die Chance, ein Schulgebäude von der PCB-Belastung zu befreien. Und dabei berücksichtigen wir die Interessen von Eltern, Lehrern, Personal und den Schülern. Wir sollten dem zustimmen."

Bis auf Ernst Wolf, der sich seiner Stimme enthielt, folgte der Technische Ausschuss diesem Antrag.

Wie soll jetzt der B-Block der Berufsschule in Horb saniert werden? Die Rohdecken werden mit einem speziellen Epoxyd-Harz gestrichen -–ebenso die Stützen, Fensterbrüstungen und die Sicht- und Putzwände an den Stirnseiten. Auch der Estrich wird beschichtet. Damit kann das PCB nicht mehr ausgasen.

Die neue Akustik-Decke wird aus Holzwolleplatten gebaut – die sind schadstofffrei.

Und was ist, wenn ein Loch gebohrt werden muss? Schadstoffspezialist Kessel: "Dies wäre eine kleinräumige Verletzung, aber kein großes Problem."

Bei der Sanierung des B-Blocks wird gleich noch die Beleuchtung erneuert und mit LED-Technik ausgerüstet. Auch die Netzwerk- und Elektrokabel werden erneuert.

Dazu will das Landratsamt prüfen, ob man gleich die vorhandene Heizungsreglung modernisiert wird, damit Heizkosten gespart werden können.

Und was machen die anderen schadstoffbelasteten Schulen des Landkreises in Horb? Die Rossbergschule hatte ein Formaldehyd-Problem. Grund: Die Spanplatten-Wände und die Wilhelmi-Akustikdecken. Landkreisarchitekt Gernot Meyer: "Die Rossbergschule ist inzwischen saniert. Zwar haben wir noch nicht alle Schlussrechnungen erhalten. Man kann aber sagen, dass statt der ursprünglich angesetzten 373 000 Euro voraussichtlich nur 291 000 Euro kosten wird."

Der Landkreis habe "Glück gehabt", weil sich die verlorene Deckenschalung leichter ausbauen ließ als erwartet.

In der Pestalozzi-Schule wird seit Pfingsten saniert. Dabei blieb bildlich gesprochen bis auf den Kriechkeller, die Außenwände, Stützen und das Dach kein Stein auf dem anderen. Das Problem hier: der feuchte Kriechkeller und Formaldehyd.

Laut dem beteiligten Büro Jarke werden die kalkulierten Gesamtkosten von 1,4 Mio. Euro eingehalten. Bis Ende des Jahres sollen die 61 Schüler, die derzeit in Eutingen lernen, wieder nach Horb kommen können.