Im Lerngruppenzimmer der 6. Lernstufe informierten sich Landtagsabgeordneter Norbert Beck und seine CDU-Delegation über die Horber Gemeinschaftsschule. Auf dem Bild, von links: Lernbetreuerin Melanie Müller, Thomas Kreidler, Norbert Beck, Peter Rosenberger, Rektor Götz Peter und Andreas Bronner. Foto: Binder

Landtagsabgeordneter Norbert Beck und CDU-Kommunalpolitiker zu Besuch in Horb.

Horb - Seit dem Schuljahr 2013/2014 wird auch in Horb eine Gemeinschaftsschule angeboten, die ein längeres gemeinsames Lernen ermöglicht. Bekanntermaßen kann die CDU-Landtagsfraktion in Stuttgart nicht gerade als Freundin dieser Schulform bezeichnet werden.

Das hinderte den CDU-Landtagsabgeordneten im Landkreis Freudenstadt, Norbert Beck, aber nicht daran – im Rahmen seiner Schulbesuche, am frühen Vormittag war man bereits in der Gutermann-Grundschule – auch der neuen Gemeinschaftsschule einen Besuch abzustatten.

Ganz im Gegenteil, der 60-jährige, frühere Baiersbronner Bürgermeister (1989-2011) wollte sich schlau machen über diese Schulform, denn er und seine Parteifreunde gehen ja recht selbstsicher in den Wahlkampf und wollen nach der Landtagswahl 2016 wieder die Regierung stellen. Der gelernte Verwaltungsfachmann Beck hatte sich recht interessiert die Power-Point-Präsentation von Rektor Götz Peter über das Thema "Neues Lernen geht anders – aktiv mittendrin, statt nur dabei" angesehen und überzeugte sich auch während einer Schulstunde über die Arbeit der Lerngruppe sechs mit ihrer Betreuerin Melanie Müller. In seiner Begleitung waren neben Oberbürgermeister Peter Rosenberger, auch Ortsvorsteher, Stadtrat und früherer Schulamtsdirektor Andreas Bronner, CDU-Ortsvereinsvorsitzender Thomas Kreidler und CDU-Kreisgeschäftsführer Thomas Roth. Zunächst bezeichnete es Norbert Beck als einmalig, dass an einem Ort zwei Schulen von einem Ehepaar geleitet werden, nämlich Sabine Peter in der Grundschule und Götz Peter in der Gemeinschaftsschule.

"In Horb ist das mit der Gemeinschaftsschule alles toll gelaufen"

Becks Fragen gingen in Richtung Lernentwicklungsberichte und Schulempfehlungen, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Der Schulfachmann Bronner fragte, ob es denn stimme, dass die Gemeinschaftsschule die frühere Hauptschule geworden sei. Das verneinte Götz Peter natürlich und fügte noch an, wenn dem so wäre, hätte er nicht als Rektor von der Altheimer Schule an die Gemeinschaftsschule gewechselt. Seine Schule sei offen für jede Schulart und seine Kollegen investieren viel in ihren neuen Beruf, so Peter.

Aus OB-Sicht gab Peter Rosenberger seinem Parteifreund Norbert Beck mit auf den Weg: "In Horb ist das mit der Gemeinschaftsschule alles toll gelaufen, wir haben die Eltern miteinbezogen und es läuft bestens. Und das obwohl wir zudem noch eine sehr gute Realschule und ein sehr gutes Gymnasium hier in der Stadt haben."

Seit etwas über einem Jahr gibt es in Horb eine neue Schulart – die Gemeinschaftsschule. Sie befindet sich im Hohenberg-Schulzentrum an der Lerchenstraße in direkter Nachbarschaft zur Realschule. Rektor Götz Peter erklärte in seinem Power-Point-Vortrag Einzelheiten zur Gemeinschaftsschule. Diese Schulform erlaubt ein längeres gemeinsames Lernen. Das pädagogische Konzept richtet sich nach folgenden Schwerpunkten aus: Individuelle Förderung, kooperatives Lernen, neue Lernformen, intensive Beratung, Ganztagsschule, rhythmisierter Tagesablauf, Lernen mit Kompetenzrastern, selbstgesteuertes Lernen, Lernen nach Neigung, keine Trennung nach Klasse 4, Angebot aller Bildungsstandards (Werkrealschule, Realschule und Gymnasium), Unterstützung durch Lernbegleiter, Einzelcoaching, Elternmitarbeit und aussagekräftige Leistungsrückmeldungen. Die Schule ist offen für alle Bildungsempfehlungen, die Kinder, meist ab dem zehnten Lebensjahr, werden individuell gefördert und haben die Chance, ihre persönlichen Fähigkeiten intensiv zu entfalten. Die Bildungseinrichtung Gemeinschaftsschule fördert die speziellem Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen ihrer Schüler und befähigt ihre Lernenden später für alle Bildungsabschlüsse, war von Rektor Peter zu erfahren.

Er berichtete auch, dass der Standort Horb im Schulamtsbezirk Rastatt der erste mit einer Gemeinschaftsschule war, inzwischen seien Schopfloch/Waldachtal und Loßburg dazugekommen. Im Lande Baden-Württemberg gibt es derzeit 208 solche Schulen.

In Horb gehen 59 Kinder in die Lernstufe fünf, in die Lernstufe sechs 70 und die auslaufende Werkrealschule besuchen noch 196 Schüler. In der Gemeinschaftsschule werden die Schüler von 37 Lehrkräften, darunter drei Realschullehrer und eine Gymnasiallehrerin betreut. Wünschenswert und auch notwendig wäre eine zweite Gymnasiallehrkraft, so Götz Peter. Als Rektor ist er auch zusätzlich noch Einzelcoach für 14 Schüler, was ihm und den Schülern erkennbar Spaß macht. Von Lerngruppen-Leiterin Melanie Müller ist zu erfahren, dass jedes Mitglied der Lerngruppe (24 Kinder) ein eigenes Fach hat, in dem gerade nicht gebrauchte Unterlagen deponiert werden können, und zudem gibt es im Lerngruppenraum (früher Klassenzimmer) ein großes Regal mit allerhand Lernutensilien, die bei Bedarf entnommen werden können.

Von den Schülern Emilie Spindler aus Nordstetten (11 Jahre jung) und Maurice Lehmann aus Ahldorf (12) war zu hören, wie sie den Lernentwicklungsbericht in der Lerngruppe sechs (früher 6. Klasse) führen und dass es dabei vorkommen kann, dass man mal seine eigene Schrift nicht mehr lesen kann.

Die drei Jungs Tim Kohl (12, aus Gündringen), Deniz Albcer (12, aus Waldachtal-Lützenhardt) und René Zimmermann (11, aus Nordstetten) haben in der Pause noch kurz Zeit für ein Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die drei sind im zweiten Jahr an der Gemeinschaftsschule und das wesentliche Argument für den seinerzeitigen Schulwechsel sei gewesen, dass sie keine Hausaufgaben mehr machen müssen. Druck für den Wechsel hatte es bei keinem der quirligen Jungs gegeben, versicherten sie unisono.