Ernsting’s Family hat schon für die Neckar-Arkaden in Horb unterschrieben. Foto: Hopp

Investor bestätigt Handelsketten öffentlich. Bereiche Spielwaren und Bekleidung erschreckend unterrepräsentiert.

Horb - Nun ist es öffentlich: Das Einkaufszentrum soll Rewe, Drogerie Müller, Charles Vögele, Ernstings Family und Mister*Lady beherbergen. "So sicher wie hier können wir selten an einem Standort sein", sagte Hans-Jürgen Birk vom Investor activ Group im Gemeinderat am Dienstag.

Ist jetzt der Knoten für die Neckar-Arkaden, wie der Investor nun das Projekt nennt, geplatzt? Der Gemeinderat gab am Dienstag um 22.20 Uhr grünes Licht für die Realisierung. Eine breite Mehrheit – drei Gegenstimmen, vier Enthaltungen – stimmte für die Realisierung. Doch es gab eine lange Debatte mit einigen kritischen Äußerungen.

Zunächst bestätigte Hans-Jürgen Birk die vom Schwarzwälder Boten bereits veröffentlichten Handelsketten. Allerdings sind noch nicht alle Verträge unterschrieben. Birk ging auf die einzelnen Unternehmen ein. Unterschrieben haben bereits Deichmann, Ernsting’s Family und Mister*Lady. Noch keine Unterschrift, aber Zusagen gibt es von Rewe, Charles Vögele und Drogerie Müller. Bei Rewe befinde sich der Vertrag gerade in der Rechtsabteilung. In der deutschen Geschäftsführung von Charles Vögele sei der Vertrag ebenfalls durch, hier muss noch die Chefetage in der Schweiz zustimmen. Auch Drogerie Müller habe erklärt, dass man in die Neckar-Arkaden wolle.

Als Alternative für Charles Vögele hat AWG Modecenter sein Interesse bekundet. Allerdings will dieses Unternehmen nicht nur das Obergeschoss, sondern auch das Erdgeschoss. Dann müsste man aber auf Ernsting’s Family und Mister*Lady verzichten. Birk machte aber klar, dass diese Lösung nicht der Wunsch des Investors sei.

Bei allen genannten Unternehmen betonte Birk das Sozialengagement (beispielsweise bessere Bedingungen für Bangladesh) und den ökologischen Anteil im Sortiment. Vielleicht ein kleiner Wink auf das von der FD/FW-Fraktion vorgeschlagene Bio-Konzept. Rund 4500 Quadratmeter sind damit verplant. 7500 Quadratmeter vermietbare Fläche soll es in den Neckar-Arkaden geben. Weiter angedacht ist ein Gastronomiebereich mit zirka 800 Quadratmetern, Büroflächen von zirka 330 Quadratmetern und ein Sport-Freizeitbereich von zirka 1000 Quadratmetern.

Beim letzten Punkt könnte es zu einem Konfliktthema in der Stadt kommen: Denn der Investor ist derzeit mit Fitnessstudio-Ketten im Gespräch, zum Beispiel Jumpers Fitness. Das Engagement von McShape in Horb neben Vitalcenter Häsler und Physiofit König hatte schon für einen erhöhten Wettkampf auf dem Fitnessmarkt in Horb geführt.

Birk bezog sich auf Äußerungen des Mercaden-Center-Managers im Schwarzwälder Boten, der dort erklärte, dass man von Böblingen aus auf das Einzugsgebiet in Horb schaue. "Wir müssen den Trend Böblingen entgegenhalten und den ersten Schritt machen. Dann entsteht auch eine Magnetwirkung für weitere Filialisten." Birk betonte mehrmals, dass man am Anfang stehe und die Stadt diesen Schritt dringend benötige.

Gerade die Bereiche Spielwaren und Bekleidung seien erschreckend unterrepräsentiert. "Müller gänzlich zu verlieren sollte man unbedingt verhindern. Ich kann nur raten, hier nicht mit dem Feuer zu spielen. Müller ist ein Kleinkaufhaus mit einem breiten Sortiment und deckt auch einen großen Bereich an Spielwaren ab."

Bezüglich eines weiteren Lebensmittlers am Markt betonte der Projektplaner, dass es in Horb einmal einen Edeka gab. "Rewe gleicht das wieder aus. Auch hier können wir mehr Kaufkraft gewinnen."

Bürgermeister Jan Zeitler, der den Tagesordnungpunkt wegen möglicher Befangenheit von OB Peter Rosenberger leitete, kommentierte: "Es wird sehr deutlich, in welcher Situation wir sind. Es geht darum, eine Grundfrequenz in unserer Stadt wiederherzustellen."

Die Statements der Stadträte reichten vom großen Lob bis zur Unzufriedenheit. CDU-Stadträtin Edith Barth: "Der ganze Textilbereich enttäuscht mich bisher. Ich habe Bedenken, ob wir das Center zum Laufen bekommen." Zeitler antwortete, dass man sich hier im mittleren Preissegment befinde. "Sicherlich gibt es auch noch Höherwertiges, aber wir sind am Anfang einer Entwicklung." Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz fügte hinzu: "Wir sind nicht auf dem Weg nach oben. Wir sind noch im Abwärtstrend. Da muss man nehmen ,was wir bekommen können." Republikaner-Stadtrat Rodolfo Panetta: "Ich möchte ein Lob aussprechen, was Sie geleistet haben, Herr Birk, in einer schwierigen Situation. Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren nicht zu unseren Gunsten verbessert."

SPD-Stadträtin Viviana Weschenmoser berichtete: "Ich habe extra das Gespräch mit vielen jungen Menschen in der Stadt gesucht, die mir alle gesagt haben, dass wir bitte das Einkaufszentrum realisieren sollen." FD/FW-Stadtrat Daniel Wochner äußerte sich kritisch: "Es wurden in der Vergangenheit Luftschlösser gebaut. Die Architektur gefällt mir schon besser als beim letzten Mal. Sie hat aber immer noch drastische Schwachpunkte. Wir sind noch nicht auf dem Weg, dass das Filetstück architektonisch gut entwickelt ist." Auch bezüglich der Verkehrsbelastung im Knotenpunkt Richtung Innenstadt äußerte er große Bedenken.

OGL-Stadträtin Elisabeth Schneiderhan: "Das Projekt ist nur dafür da, Frequenz in die Stadt zu bringen. Es ist ein Besatz, der auch gut im Gewerbegebiet stehen könnte. Für mich ist das Projekt nur dann unterstützbar, wenn parallel die Innenstadt entwickelt wird." CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Munding: "Ich stimme dem Vorschlag der Verwaltung zu, weil ich keine sinnvolle Alternative sehe." CDU-Stadtrat Fridolin Weckerle ärgerte sich über die negativen Äußerungen zum Projekt: "Ich habe das Gefühl, dass wieder ein Projekt von manchen tot geredet werden soll." CDU-Stadtrat Peter Zimmermann pflichtete bei: "Wir sind wieder Weltmeister im Kaputtreden. Herr Birk, ich muss ihnen danken."

FD/FW-Stadträtin Silke Wüstholz lobte: "Die Stadtverwaltung findet sicher eine Lösung, wie wir das mit dem Verkehr hinbekommen. Dann gehe ich endlich nicht mehr ins Edeka nach Nagold, sondern ins Rewe nach Horb." Lob gab es auch von SPD-Stadtrat Jürgen Grassinger. Ebenfalls positiv gestimmt war OGL-Mann Markus Pagel:" Das Gelände ist nichts Hochwertiges. Das Backsteingebäude ist für mich kein Verlust. Wir setzen auch nicht viel Geld ein."

FD/FW-Stadtrat Anton Ade sagte: "Ich bin überzeugt, wir brauchen das Konzept. Aber ich habe das Gefühl, erst wurde mir ein Kleinwagen angeboten, dann ein VW-Bus, jetzt wird mir gesagt, ich brauche einen Kleinwagen."

Zeitler antwortete: "Manchmal muss man den Kleinwagen nehmen, um mobil zu werden."