Vortrag: Sibylle Biermann-Rau spricht in Rexingen über Elisabeth Schmitz anlässlich der Pogromnacht 1938

Leben und Werk von Elisabeth Schmitz wird Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau aus Anlass des Jahrestags der Pogromnacht 1938 vorstellen. Der Vortrag findet am Donnerstag, 9. November, um 20 Uhr in der Ehemaligen Synagoge in Rexingen statt.

Horb-Rexingen. Elisabeth Schmitz setzte sich die sich in der Zeit des Nationalsozialismus mutig für Juden einsetzte, als ihre evangelische Kirche schwieg. Schmitz war Studienrätin in Berlin. Als die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme 1933 mit rassistischen Begründungen Berufsverbote gegen Juden verhängten und zu Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte aufriefen, war ihr klar, dass christliche Solidarität gefragt ist.

Sie dokumentierte Menschenrechtsverstöße gegen Juden und forderte in entschiedenen Briefen prominente Christen auf, eindeutig Stellung zu beziehen. Zum Beispiel schrieb sie an den Theologen Karl Barth im Februar 1934, wenn die Kirche ihren Ansprüchen gerecht werden wolle, müsse sie solidarisch an die Seite von jüdischen Gemeinden treten und sich um die Menschen in den Konzentrationslagern kümmern.

Im September 1935 versuchte Schmitz mit einer Denkschrift "Zur Lage der deutschen Nichtarier", die Synode der Bekennenden Kirche Preußens zu einem öffentlichen Einspruch gegen antijüdische Hetze in der Presse, gegen Berufsverbote und Boykotte zu bewegen.

Sie verfasste einen 15-seitigen Text. Mit einem Vervielfältigungsapparat druckte sie ihre Denkschrift 200 Mal und schickte diese an Pfarrer und engagierte Kirchenmitglieder. Doch die Kirche tat zur großen Enttäuschung von Elisabeth Schmitz wenig bis gar nichts. Heute gilt ihre Denkschrift als das bedeutendste Dokument des Protests von evangelischer Seite gegen die rassistische Politik der Nationalsozialisten gegenüber den Juden.

Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 drängte Elisabeth Schmitz den Dahlemer Pfarrer Helmut Gollwitzer, eine Bußtagspredigt gegen das schreiende Unrecht zu halten.

Weil sie nicht länger für den tyrannischen NS-Staat arbeiten wollte, quittierte sie am 31. Dezember 1938 den Dienst als Lehrerin. An die Schulbehörden schrieb sie: "Es ist mir in steigendem Maße zweifelhaft geworden, ob ich den Unterricht bei meinen rein weltanschaulichen Fächern – Religion und Geschichte, Deutsch – so geben kann, wie ihn der nationalsozialistische Staat von mir erwartet."

Sie versteckte Juden, die auf der Flucht waren, in ihrem Gartenhaus in Wandlitzsee und gab ihnen in ihrer Wohnung in der Luisenstraße in Berlin-Mitte eine Zuflucht.

Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau hat in langen Gesprächen mit Dietgard Meyer, einer ehemaligen Schülerin und späteren Freundin von Elisabeth Schmitz, deren Leben erforscht. Es ist das Porträt einer Christin und Demokratin entstanden, die vorbildlich dachte und mutig handelte. In ihrem Vortrag am Donnerstag, 9. November, ab 20 Uhr stellt Sibylle Biermann-Rau das Leben der NS-Gegnerin Elisabeth Schmitz, deren Denkschrift, aber auch ihre Briefe an Karl Barth und Helmut Gollwitzer vor. Der Eintritt für den Vortrag ist frei.