Vorfall am Mittwochmittag: Ein schwarzer Mini will wenden und die Einbahnstraße entgegengesetzt fahren. Foto: Hopp

Gastronom Özer: "Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist". Beschilderung schlecht zu sehen.

Horb - Wann kracht es am Bahnhofsplatz? Jeden Tag sind hier Geisterfahrer unterwegs. Fußgänger mussten sogar schon zur Seite springen, damit ihnen nichts passiert.

Dienstag, früher Nachmittag. Ein weißer Maserati im Ludwigsburger Kennzeichen kommt aus der Lindenstraße vom Parkplatz an der Kreissparkasse. Dort, wo jetzt die Taxis stehen. Er biegt einfach nach rechts ab und gibt Stoff. Der Motor heult auf. Kurz vor dem Kaufland hupt es plötzlich – der Maserati wäre fast mit einem Taxi zusammengestoßen! Den Fahrer juckt das nicht. Er hält kurz und gibt wieder voll Stoff und knallt durch bis zum Aldi-Kreisel. Der Taxifahrer zum Schwarzwälder Boten: "Ich weiß nicht, wie oft mir das hier schon passiert ist. Ich wäre fast mit dem Auto zusammengestoßen, obwohl ich sogar gehupt habe. Doch der hat einfach Gas gegeben – ich dachte, der fährt mich um! Es gibt Leute mit Autos, die denken, denen gehört die Straße!"

Die Geisterfahrer auf der Straße vor dem ZOB. Hidir Özer, Gastronom vom Café Hag: "Das ist wirklich täglich zu beobachten. Die Autofahrer begreifen nicht, dass sie verkehrt herum in die Einbahnstraße fahren. Ich habe sogar schon beobachtet, wie das dazu führte, dass der Geisterfahrer zum Ausweichen vor einem entgegenkommenden Auto auf den Fußweg fährt. Dabei musste ein Fußgänger sogar schon zur Seite springen – sonst hätte es ihn erwischt!"

Krass. Mittwoch. Inspektion vor Ort. Kurz nach 13 Uhr das gewohnte Bild: Ein weißer Jeep mit Böblinger Kennzeichen kommt aus der Lindenstraße. Seelenruhig biegt er nach rechts ab. Fährt ganz gemütlich den Bahnhofsplatz entlang – ein Geisterfahrer ohne schlechtes Gewissen! Kurz nach 14 Uhr wird es dann noch krasser: Ein schwarzer Mini mit Hamburger Kennzeichen fährt erst einmal gemütlich auf den Parkplatz neben der Ritterpost. Obwohl – parken kann man da ja gar nicht. Also einfach umgedreht – obwohl der legale Ausweg direkt nach rechts geht.

Der schwarze Mini setzt sich in Fahrt. Kurz hinter der Bushaltestelle kommt ihm ein Taxi entgegen. Mühsam wendet der Autofahrer.

Gastronom Özer: "Es ist wirklich ein Wunder, dass hier noch nichts passiert ist. Bei den vielen Geisterfahrern kann es jede Sekunde soweit sein!"

Doch woran liegt das? Eine Bedienung im Gleis Süd hat eine Vermutung: "Ist doch klar. Wenn man aus der Lindenstraße kommt, ist das Einbahnstraßenschild, welches die richtige Richtung weist, ganz weit oben. Die meisten sehen nur die Absperrung. Das führt dann dazu, dass die meisten Geisterfahrer dann bis maximal Höhe Hähnchenwagen kommen und dort dann wenden!" In der Tat: Gut zehn Meter hinter der Ausfahrt Lindenstraße Richtung Bahnhof ist das blaue Einbahnstraßen-Schild Richtung Christophorusbrücken zu erkennen. Aber nur, wenn man genau hinschaut. Es ist so hoch wie das Kronenende der Palme dahinter – geschätzt knapp drei Meter.

Der Taxifahrer: "Fast noch gefährlicher als an der Einfahrt von der Lindenstraße ist es an der Austraße. Dort ziehen viele Radfahrer einfach durch, ohne zu gucken."

Gab es schon Unfälle? Wie gefährlich schätzt das Rathaus und die Polizei die Geisterfahrer am Bahnhofsplatz ein? Der Schwarzwälder Bote fragte nach. Aber eine Antwort war gestern nicht mehr zu bekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass bis zur Antwort und möglichen Änderungen der Beschilderung niemand zu Schaden kommt.