Kaum zu finden: Der Ersatzbus Foto: Lück

Bahnkunden sind genervt: Hinweisschilder auf Abfahrtsort des Ersatzbusses in Böblingen fehlen.

Horb - Der Pendlerfrust auf der Gäubahn führt zu Szenen, die offenbar wieder mal den Bahn-Irrsinn aufzeigen. Der Bahnhof Horb, gestern. Der erste Werktag der Vollsperrung der Gäubahn. Durch die Vollsperrung wegen Reparaturarbeiten auf der Gäubahn geht die Fahrt zwischen Stuttgart und Horb ab Böblingen per Bus weiter.

Eigentlich soll der Schienenersatzverkehr, also der Bus, (ab Böblingen mit dem schönen Titel "Intercity Ersatz Horb"-Bus)  die Neckarstadt (Abfahrt Stuttgart Hauptbahnhof 15.25 Uhr) um 16.55 Uhr erreichen.

Große Überraschung: Er ist schon sieben Minuten früher da. Statt 80 Minuten Fahrzeit (normalerweise 55 Minuten) sogar in "nur" 73 Minuten.

Doch die Fahrgäste sind alles andere als zufrieden. Andreas Denner aus Stuttgart, Redakteur der Stuttgarter Nachrichten: "Obwohl Stau auf der Autobahn war, ging es doch schneller als angesagt." Allerdings: Der Bus war in Böblingen nicht zu finden.

Larissa Fox kommt zusammen mit ihrer Schwester Rebecca vom Flughafen und will heim an den Bodensee: "Es ist nicht zu glauben. Es gab überhaupt keine Ausschilderung, wo der Bus für den sogenannten Schienenersatzverkehr abfährt." Rebecca ergänzt: "Wir haben drei Busfahrer am ZOB in Böblingen gefragt. Die ersten beiden hatten keine Ahnung. Der dritte hat uns den Tipp gegeben, dass der Bus vielleicht hinter dem Bahnhof in Böblingen abfährt. Und da haben wir den richtigen Bus wirklich gefunden." Larissa ist genervt: "Ich bin fassungslos – auch in der Bahn-App gab es keinen Hinweis, wo der Bus abfährt." Stimmt! Unsere Überprüfung zeigt: Online wird kein Abfahrtsort in Böblingen angegeben.

Auch Redakteur Denner, der nach Bellinzona (Schweiz) will, musste den Bus nach Horb zur Weiterfahrt auf der Gäubahn erst suchen. Ein älteres Ehepaar ist aus Berlin mit Fahrtziel Oberndorf angereist und wirkt geschafft: "Das war für uns schon eine große Aufregung."

Der Grund für den Pendlerfrust: Die Vollsperrung der Gäubahn zwischen Gärtringen und Herrenberg. Der erste Abschnitt, um die Zugstrecke wieder fit zu machen. Insgesamt werden für 24 Millionen Euro 27 Kilometer Schienen und 18 Weichen erneuert. Die erste Vollsperrung jetzt ist bis zum 15. April angesagt.

In den Pfingstferien zwischen dem 3. und 19. Juni wird dann die Strecke zwischen Böblingen und Gärtringen gesperrt. Die letzte Vollsperrung ist dann zwischen dem 27. Juli und dem 12. Dezember zwischen Herrenberg und Böblingen.

Laut Sven Hantel, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg, hat man sich für diese Variante entschieden (wir berichteten): "Wir haben uns für die schnellere Variante mit Vollsperrungen entschieden. Die haben wir in die Ferien verlegt. Das wird auch auf Autobahnen so gemacht."

Übrigens: In Horb, wo man fast schon auf den Bus direkt vor der Tür "draufzustolpert", weisen gleich zwei Hinweisschilder am Bahnhof auf den Abfahrtsort des Schienenersatzverkehrs. Das ist mal wieder der ganz eigene "Bahnsinn".