Wie ein Theatervorhang hängt eine blaue Folie vor der Krankenhaus-Baustelle. Wird hier "Das blaue Wunder" gespielt? Foto: Hopp

Kreisrat Wochner in Klinik-Debatte: "Kein Vertrauen mehr in Krankenhaus-Geschäftsführer und Prognosen".

Horb/Freudenstadt - Wie groß ist das Vertrauen der Kreisräte noch in die Geschäftsführung der KLF? Die Überraschung in der Kreistagssitzung am Montag war, das KLF-Geschäftsführer Mast sein ursprüngliches Geschäftsmodell innerhalb von neun Monaten korrigiert hat. Kreisrat Daniel Wochner (FDP): "Dieser Schließungsbeschluss für Horb ist das Ende einer neunjährigen Fehlentwicklung. In der Historie gibt es keinen Krankenhaus-Beschluss, der länger als 24 Monate bestanden hat. Wir Horber haben das Vertrauen verloren in alles, was die Krankenhaus-Geschäftsführung und Prognosen betrifft. Meine Vorhersage ist, dass alles teurer und noch schlimmer werden wird."

Denn: Am 17. Dezember 2012 hatte Peter Mast sein Konzept für eine geriatrische Reha in Horb vorgestellt. 68 Betten voll belegt, mit MVZ und sieben Praxen am Standort Horb. Folge: Ein Jahresergebnis von minus 1,9 Millionen Euro.

Am Montag musste Mast zugeben, dass er die Betten der geriatrischen Reha nicht vollbekommt. Der Grund: Die Schließung der Geriatrischen Reha in Sindelfingen wird – entgegen der Erwartungen – keine Patienten nach Horb bringen. Offenbar hat man sich dort neue Partner für die Patienten gesucht. Dazu gehöre die Klinik in Bad Urach.

Das heißt: Im neuen Konzept von KLF-Geschäftsführer Peter Mast reicht es jetzt nur noch für 40 Reha-Betten, die zu 95 Prozent ausgelastet sein müssen. Deshalb soll es auch eine geriatrische Tagesklinik mit 15 Betten geben. Mast: "Hier können Patienten zu Hause schlafen und sich dann zwischen 8 bis 16 Uhr behandelt werden." Dazu soll auch eine Physiotherapie-Praxis im MVZ eröffnen.

"Geriatrische Fachärzte sind in Deutschland Mangelware"

Das Problem dabei: Das Konzept kann nur dann funktionieren, wenn man "mindestens zwei Fachärzte mit Schwerpunkt geriatrische Medizin" gewinnen kann, so Mast.

Auf Nachfrage von Kreisrat Ludwig Wäckers musste Mast aber zugeben: "In ganz Deutschland sind geriatrische Fachärzte im Moment absolute Mangelware."

Die geriatrische Tagesklinik soll in den dritten Stock einziehen. Hier sind insgesamt 25 Betten vorhanden. Das soll laut der KLF durch Belegbetten passieren, und laut Mast gibt es auch schon einen Arzt, der daran "erstes Interesse" gezeigt habe.

Der KLF-Geschäftsführer: "Je mehr Belegbetten man füllen kann, desto besser wird das wirtschaftliche Ergebnis für Horb. Wir sind hier offen für Kooperationen und halten dies für einen eleganten Weg, ein Stück Akut-Medizin in Horb zu halten."

Kreisrat Wolfgang Mieckley, der auch Allgemeinmediziner in Empfingen ist, kritisiert: "Die potenzielle Zielgruppe für Belegärzte sind Ärzte, die auch operieren. Doch die machen das meistens ambulant in ihrer Praxis. Wer Krampfadern operiert, braucht dafür keine Belegbetten. Dazu sind meiner Meinung nach Belegbetten nur zulässig, wenn es eine entsprechende Fachabteilung im Krankenhaus gibt."

Für Horbs OB und Kreisrat Peter Rosenberger ist klar, dass man dem KLF-Konzept nicht zustimmen kann: "Es bildet die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht ab und hat einen hohen Abmangel, der vorher so nicht absehbar war. Das ist ein negativer Zukunftsbeschluss für den Landkreis."

Das Konzept von KLF-Geschäftsführer scheint offenbar nicht auf festen Füßen zu stehen. Für Kreisrat Wochner birgt das noch eine ganz andere Gefahr: "Bei der KLF stehen Investitionen für den Standort Freudenstadt in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro an, die nicht sauber in die Planzahlen eingebettet sind. Es werden immer nur einzelne Details beschlossen, der große Hammer kommt hinterher. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir binnen kurzer Frist die komplette Privatisierung der KLF diskutieren werden." Auch Horbs OB Rosenberger stieß in seiner Funktion als Kreisrat ins selbe Horn: "Wenn im Laufe des Jahres die Zahlen für das Investment in Freudenstadt auf den Tisch kommen, geht die Privatisierungsdiskussion wieder los."

Das befürchtet auch FDP-Kreisrat Ernst Wolf: "Jetzt wird uns ein neues Konzept von der KLF vorgelegt, und der Abmangel liegt schon wieder bei 2 Millionen Euro. Da fehlt mir das Vertrauen, in wieweit die jetzt vorgelegten Zahlen belastbar sind. Ich befürchte, mit diesem Beschluss springen wir zu kurz."

Wolf wollte noch wissen, ob diese zwei Millionen Euro Defizit durch Horb noch auf die Kreisumlage draufgesattelt werden. Dort sind bisher 5,5 Millionen Euro für die KLF eingeplant.

KLF-Geschäftsführer Mast: "Kaufmännisch dürften die vorgelegten Zahlen eine Worst-Case-Betrachtung sein. Ich werde Ihnen eine genaue Trennungsrechnung zwischen Horb und Freudenstadt vorlegen. Die Differenz kommt wahrscheinlich beim Ausgleich durch die Kreisumlage obendrauf."

Landrat Klaus Michael Rückert betonte jedenfalls, dass er bei Mast "als Geschäftsführer das Vertrauen hat, dass er dem Landkreis nichts vormacht oder vorgaukelt. Seine Berechnungen sind nach bestem Wissen und Gewissen gemacht."