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Unternehmen bestätigt Störung, hat aber keine Erklärung. Sender auf Kreidler-Hochhaus ist Problem.

Horb - Das Funkloch-Problem von Telefonica wird immer rätselhafter. Offenbar scheint nur ein Sender im Stadtgebiet nicht richtig zu funktionieren. Nun schlägt der Konzern eine Übergangs-Lösung vor.

Seit Wochen haben Kunden des Telefónica-Mobilfunknetzes dauerhafte Störungen. Egal, ob O2 oder E-Plus – es geht gar nichts. Gerold Imhof, Ortsbeauftragter der Johanniter, hat sich sogar zum großen Fest "Unsere Stadt feiert" ein neues Handy samt SIM-Karte besorgt. Imhof zum Schwarzwälder Boten: "Ich hatte meine O2-Nummer bei allen Marktbeschickern hinterlassen. In der Hoffnung, dass sich die Probleme bis zum Stadtfest verbessern. Doch da passierte nichts. Ich habe jetzt noch kurzfristig ein neues Handy mit Vodafone besorgt und die neue Nummer überall verteilt. Das funktioniert reibungslos."

Telefonieren über WhatsApp

Auch unsere Redaktion erreichte das Problem. Schwabo-Fotografin Maria Hopp ist Kundin bei Aldi-Talk (E-Plus-Netz). Während sie überall Empfang hat und telefonieren kann, geht im Tal von Horb – also zwischen Bosch-Rexroth und Neckarbad – nichts. Wenn man sie anruft, geht sofort die Mailbox ran. Versucht sie, zu telefonieren, erscheint auf dem Smartphone die Nachricht: "Nicht im Netz registriert".

Vor gut zwei Wochen ihre die Idee: Über Whatsapp funktioniert das Telefonieren! Einfach über dem Chat den Hörer gedrückt – und siehe da, es klappt.

Und so oder so ähnlich lautet auch die Lösung, die Telefónica jetzt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten offiziell empfiehlt. Telefónica-Sprecher Jörg Borm: "Wie unsere Techniker feststellen konnten, treten die Beeinträchtigungen im GSM-Bereich auf, nicht davon betroffen ist UMTS (3G). Damit können dann alle mobilen Datendienste wie beispielsweise UMTS oder Facebook genutzt werden."

Das Telefonieren über Whats-App beispielsweise geht über das mobile Internet. UMTS war der erste Datenfunk, inzwischen wurde das schnellere LTE eingeführt. Die Handy-Sprachtelefonie basiert ursprünglich auf dem GSM-Standard. Das Problem: Standardmäßig sucht sich das Handy zum Telefonieren das GSM-Netz. Doch das ist das, was in der Horber Kernstadt nicht funktioniert.

Wechsel von GSM-Bereich zu UMTS soll helfen

Der Telefónica-Sprecher gibt deshalb allen O2- und E-plus-Kunden folgenden Hinweis, damit man im Horber Tal auch telefonieren kann. Borm: "Somit sollten Kunden, die in der Innenstadt aktuell Schwierigkeiten mit ankommenden und abgehenden Telefonaten bemerken, auf die manuelle Netzsuche wechseln und auf ihrem Gerät ›Nur UMTS (3G)‹ auswählen, da alle Anlagen von E-Plus in Horb UMTS anbieten – nutzbar ist dies für alle Telefónica-Kunden. Da UMTS funktioniert, kann darüber telefoniert werden." Bei Samsung findet man diesen Menüpunkt beispielsweise bei den Einstellungen unter Netzverbindungen, weitere Einstellungen und dann Mobile Netzwerke.

Gestörter Sender ist wohl identifiziert

Doch woran liegt nun die Funkstörung im Netz von Telefónica? Komischerweise betrifft es nur das Tal von Horb. Woran kann das liegen?

Recherche im Internet. Auf der Karte "E-Plus Netzabdeckung" findet sich ein erster Hinweis: Am Wasserturm in Nordstetten funkt E-Plus, auch auf dem Hohenberg in der Nähe vom Steiglehof. Im Tal ist der E-Plus-Sender auf der Karte zwischen "Schmuck am Aischbach" und Schuhhaus Häfner platziert. Doch weder auf dem Haus, in dem auch OGL-Gemeinderätin Elisabeth Schneiderhan wohnt, noch auf dem Dach von Häfner ist eine Mobilfunkantenne zu sehen.

Dafür blitzen insgesamt vier auf dem Kreidler-Hochhaus. Und das scheint wohl auch der Problemsender zu sein. Auf der Karte der Bundesnetzagentur jedenfalls ist dieser Standort mit der Bescheinigungsnummer: 370511 bezeichnet. Montagehöhe über Grund: 20,5 Meter.

Auch das wird von Telefónica bestätigt. Sprecher Borm schreibt: "Derzeit verfügen wir als Telefónica über drei Anlagen (GSM & UMTS) von E-Plus, diese befinden sich jeweils an den Standorten Steigle/Junghansstraße, Neckarstraße (Hochhaus) sowie in der Turmstraße (Nordstetten). Darüber hinaus stehen in Horb zwei Anlagen (GSM) von O2 – im Galgenfeld und in der Turmstraße." Mit dem Standort Turmstraße ist der Wasserturm Nordstetten gemeint.

Liegt die Störung an der Zusammenschaltung der E-Plus und O2-Netze? Sprecher Borm antwortet: "Nein. Eine Zusammenschaltung der beiden Netze von E-Plus und O2 hat in Horb bisher nicht stattgefunden, keine der vor Ort befindlichen Anlagen wurde abgeschaltet."

Ist Telefónica wegen des "Störsenders" auf dem Kreidler-Hochhaus schon aufs Dach gestiegen? "Die Anlage in der Neckarstraße wurde bereits mehrfach geprüft, unsere Techniker arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Fehlerbeseitigung. Wie unsere Techniker feststellen konnten, treten die Beeinträchtigungen im GSM-Bereich auf, nicht davon betroffen ist UMTS (3G)."

Stadt hat noch keine Antworten erhalten

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger hatte jedenfalls einen Brief an Telefónica-Vorstandschef Thorsten Dirks geschrieben (wir berichteten). Trotz mehrfacher Nachfragen beim Konzern habe sich nichts geändert. "Da sowohl privat als auch geschäftlich recht viele Menschen auf ihr Mobiltelefon angewiesen sind, hat ein Ausfall Ihres Mobilfunknetzes neben einem schlechten Image für die Stadt Horb a. N.ckar vor allem auch Auswirkungen in wirtschaftlicher Hinsicht." Es sei nicht tragbar, so Rosenberger weiter, dass die Telefónica Deutschland als Deutschlands größter Mobilfunkanbieter trotz des Vorliegens von Beschwerden und eines offensichtlichten Netzausfalls im Bereich Horb nichts unternehme, um diesen Missstand zu beheben."

Ein Rathaussprecher erklärte gestern Mittag: "Wir haben leider bislang weder eine Antwort noch eine Eingangsbestätigung von Telefonicá Deutschland erhalten."