Horb hat am Sonntag ein klares Zeichen gesetzt: Bei der Kundgebung für "Frieden, Willkommen und Respekt" beteiligten sich zwischen 150 und 300 Menschen. Foto: Hopp

Demo unter dem Motto "Frieden, Willkommen und Respekt für alle" auf dem Flößerwasen. Teilnehmer zeigen Flagge gegen AfD.

Horb - Samstag mittag. Die Sonne scheint. In der Hohenberghalle tagt der Landesparteitag der AfD. Und während die gut fünf Polizisten oben entspannt in der Sonne stehen, sind unten in der Kernstadt mehr Beamten zu sehen.

Am Presse- und Gästeschalter des AfD-Parteitags reicht es, Namen und Medium zu nennen. Der Presseausweis wird nicht verlangt. Und obwohl es vor dem AfD-Parteitag heftige Angriffe der Republikaner auf die Stadtspitze gegeben hatte, sind die Rep-Gemeinderäte Rodolfo Panetta und Martin Raible nicht unter den Gästen. Lediglich Hermann Walz von der Unabhängigen Liste Horb hat sich unter die Gäste gemischt. Er sagt: "Ich möchte mir einen eigenen Eindruck davon machen, wie die AfD ist."

Gegen 13.30 Uhr fährt Walz dann zum Flößerwasen. Überall am Wegesrand sind Plakate aufgehängt. Sie zeigen das Ortsausgangsschild von Horb mit AfD-Aufkleber, darunter in weiß: "Hier nicht." Vor dem Polizeirevier und auf dem Flößerwasen stehen einige Polizei-Transportwagen.

Pünktlich um 14 Uhr startet auf dem Marktplatz vor der Fahrschule Hug die Kundgebung "Frieden, Willkommen und Respekt für alle". Die Polizei wird hinterher von 150 Teilnehmern sprechen. Medienkollegen schätzen allerdings, dass es auch zwischen 300 und bis zu 500 sein könnten.

Stefan Dreher (Die Linke) und Viviana Weschenmoser (SPD) hatten die Idee zu dieser Kundgebung gehabt. Dreher: "Wir hatten auch überlegt, vor die Halle zu gehen. Das haben wir aber verworfen, weil wir keine Konfrontation wollen, sondern ein Zeichen setzen."

Bravo-Rufe für OB Rosenberger

Dann fängt Weschenmoser an: "Ihr seid das helle Deutschland. Ihr zeigt, dass wir bereit sind, sich um die Menschen zu kümmern. Egal, welche Nationalität, Sexualität oder menschliche Situation." Dann trat OB Peter Rosenberger auf die Bühne. Er war von den Reps  dafür kritisiert worden, dass er auf dem AfD-Parteitag ein Grußwort ablehnte. Rosenberger: "Ich bin stolz darauf, dass wir dieses Signal nach Baden-Württemberg senden. Es ist fast schon unglaublich, wie die Reps versucht haben, dass die Stadt hier nicht steht. Das Regierungspräsidium hat uns zuletzt bestätigt, dass wir richtig gehandelt haben." Applaus und Bravo-Rufe. Dann machte CDU-Politiker Rosenberger deutlich, warum er auf dieser Kundgebung auftritt: "Wir haben viele Weltmarktführer in der Region. Alle Arbeitgeber sagen uns, dass sie Kräfte mit Sozialkompetenz suchen. Doch die kann man nur erlangen, wenn man zusammen lebt und arbeitet. Durch unsere Kulturbrücke sind viele Begegnungsstätten entstanden."

Dann wies er darauf hin, dass derzeit "Menschen mit geschulten rechtspopulistischen Werten" Ängste bei der Bevölkerung schüren. Deshalb begrüße er es, dass bei der Kundgebung ein breites Spektrum – von SPD, Linke, IG Metall, DGB, CDU, FDP, Freie Wähler – da ist. Rosenberger hinterher: "Das zeigt, dass wir alle gemeinsam bereit sind, über die anstehenden Probleme zu reden und sie zu lösen." DGB-Landeschef Nikolaus Landgraf betonte, dass es ein gutes Zeichen ist, dass der Platz voll sei: "Es darf keine Toleranz von Gewalt gegen Flüchtlinge geben. Wie können Menschen, die in Wohlstand leben, sich anmaßen, andere abzulehnen? Die Hetzer vom rechten Rand haben keine Lösung. Für mich ist die AfD ein ›Auslaufmodell für Deutschland‹." Jillian Freitag, Vorsitzende des Jugendgemeinderats, betonte, dass "Neutralität nur den Unterdrückern hilft. Wir sind nicht nur sauviele hier, sondern auch sau-vielfältig."

Margarethe Rebholz (FD/FW-Gemeinderätin): "Wir stehen hier, weil wir eine andere Stadt repräsentieren als das, was auf dem Hohenberg gezeigt wird. Ich hatte schlaflose Nächte, als ich die Bilder von brennenden Flüchtlingsheimen, dem Galgen mit Merkel und der Pegida gesehen habe. Sind viele Menschen in Deutschland so geschichtsvergessen? Die Saat des Hasses geht schnell auf. Aber sie trägt giftige Früchte."

Gökay Akbuluk, Linken-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2016, geißelte die "rassistische Hetze von AfD und Pegida". 

Juso-Landesvorsitzender Leon Hahn betonte, dass man nicht hier stehe, "weil wir gegen die AfD sind. Wir stehen für eine offene Gesellschaft und setzen ein Zeichen gegen die Angst." Dann ist die Kundgebung zu Ende. ULH-Gemeinderat Walz diskutiert mit Castalucci. Noch eine Zigarette und das Ganze sacken lassen. Ich setze mich auf die Betonmauer neben dem Flößersteg. Hier sind mit Edding ein Hakenkreuz und ein Hitler aufgemalt. Darüber eine Hassparole. Man mag vom AfD-Parteitag halten, was man will. Aber die Kundgebung auf dem Flößerwasen war wohl dringend nötig.