Wolfgang Kronenbitter lobt die "Herkulesaufgabe", die Magda Schneiderhan (links) bewältigt hat. Sie ordnete 26 000 Akten. Für Bettina Allgaier wird dadurch die Arbeit im Bauamt einfacher, wenn es darum geht, Bauherren Akteneinsicht zu geben. Foto: Lück

Magda Schneiderhahn kämpft sich durch Papierstapel der Bauregistratur. Kronenbitter: "Eine Herkulesaufgabe."

Horb - Lieben Sie Akten? Magda Schneiderhan wohl schon. Neun Monate lang hat sie im Alleingang 26. 000 Bauakten im Keller der Stadtwerke sortiert und neu geordnet.

Kein Wunder, dass Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter lobt: "Das war eine Herkulesaufgabe! Doch jetzt haben wir alle Akten endlich übersichtlich geordnet."

In der Tat: Bisher waren die jetzt 1000 Meter Akten durch Umzüge und die begrenzten Zeit der Rathaus-Mitarbeiter teilweise recht unübersichtlich gelagert. Schneiderhan: "Das war teilweise schon nicht mehr lustig, wie die Ordnung da in der Registratur im Finanzamtgebäude war. Teilweise wurde die Akten rausgenommen und einfach wieder reingeschoben."

Das war bisher noch nicht so schlimm. Es brauchte halt nur, um die Akten zu finden.

Baurechtsamtsleiter Kronenbitter: "Die gesammelten Bauakten gehen teilweise bis vor 1900 zurück. So lange haben wir eigentlich gar keine Aufbewahrungspflicht." Trotzdem wurde alles fein säuberlich archiviert. Auch zur Freude vieler Eigentümer und Architekten, wie Kronenbitter betont: "In den letzten 40 bis 50 Jahren wurde den Bauakten auch die Statik hinzugefügt. Deshalb kommen auch viele Architekten auf uns zu, um größere Umbauten in älteren Gebäuden besser planen zu können." Und selbst bei der bisher ältesten gefundenen Bauakte, die Schneiderhan aus der Registratur hervorzieht, sind die Fundamente und die tragenden Balken und Stütz-Ablastungen zu erkennen.

Schneiderhan: "Die Akte ist aus dem Jahr 1896. Ein Baugesuch von Bäckermeister Jakob Haag. Er wollte in dem Haus in der Bußgasse über den Laden auch eine offene Veranda einbauen. Das Haus kenne ich noch aus meiner Kindheit. Da war dann der Bäcker Teufel drin und daneben Samen Höhn."

Schneiderhan legt die Akte wieder zurück in die Pappkiste. An der Front steht schön der Ortsteil, die Straße und die Hausnummer. Schneiderhan: "So sind die Akten sehr schön sortiert, leicht zu entnehmen und leicht wieder einzuordnen."

Kronenbitter: "Das auf jeder Akte jetzt der Ort, die Straße und die Hausnummer steht, macht es wirklich einfacher. Teilweise wurden die Akten früher einfach fortlaufend nummeriert. Da war es natürlich sehr mühselig, das richtige zu finden."

26 000 Bauakten. Das sind ja mehr, als Horb Häuser hat. Kronenbitter lächelt: "Natürlich. Ende der 1970er Jahre kamen auch noch Eutingen und Empfingen in der Verwaltungsgemeinschaft dazu. Ein Teil der Akten wurde deshalb ins Gebäude des Finanzamts ausgelagert, nur die Bauakten der Kernstadt waren noch im Rathaus. Durch das neue Gebäude der Stadtwerke in der Kaserne hatten wir jetzt die Chance, alles zentral zu lagern und neu aufzubauen. Da war es ein Glück, dass sich Frau Schneidhan, die 40 Jahre lang bei uns im Bauamt gearbeitet hat, nach ihrem Ruhestand sich bereit erklärt hat, die Registratur in neun Monaten neu aufzubauen!"

Die Aktenheldin. Neun Monate. Halbtags. Akten suchen, sortieren, neu einordnen. Kronenbitter: "Irgendwann steht die Digitalisierung an. Das wird noch eine Riesen-Arbeit, alle Akten dann einzulesen."

Okay. Aber wir haben ja Frau Schneiderhan. Lust? Sie lächelt: "Ich weiß nicht, ob das noch mal sein muss."

Auf jeden Fall hat die "Aktenheldin" Bettina Allgaier glücklich gemacht. Denn die ist jetzt im Bauamt für die Einsicht von Eigentümern und Architekten in die Bauakten zuständig.

Allgaier: "Das ist wirklich gut gemacht. Man merkt, dass Frau Schneiderhan ihr Geschäft versteht."

Weitere Informationen: Eigentümer und Architekten dürfen Einsicht in die Bauakten erhalten. Anruf bei Bettina Allgaier genügt: Telefon 07451/90 12 56.