Satie-Genießer mit Missionseifer: Christa Stiegenroth und Michael Grübner zeigen auf eine Illustration Erik Saties, hier auf einer selbst gemachten Säule, die als Dekorationsstück für die Orgelakademie in Königsfeld diente. Foto: Hopp

Christa Stiegenroth und Michael Grüber gründen Erik-Satie-Gesellschaft. Sein Leben: Sex & Drugs, seine Musik: himmlisch.

Horb - Egal, ob die Kinofilme Enterprise, Fürstin Grace von Monaco oder Hugo Cabret. Oder der relaxte Klaviersound der Jever-Werbung mit dem Spruch "Keine Staus, keine Hektik" – bestimmt hat fast jeder von uns schon einmal was von Erik Satie gehört.

Doch leider ist der französische Komponist in Deutschland eigentlich noch viel zu unbekannt. Deshalb sind die Horber Michael Grüber und Christa Stiegenroth jetzt dabei, die Erik-Satie-Gesellschaft zu gründen.

Die beiden Bewohner der Marktsteige: "Es ist schon verrückt: Warum müssen wir zwei Hühner aus Horb in Paris die Erik Satie-Gesellschaft gründen?"

In Frankreichs Metropole haben sie am Rande eines der Orgelkonzerte, die Michael Grüber veranstaltet, in einem Café sowohl Ludwig Striegel als auch Jean-Pierre Armengaud getroffen. Striegel gilt als der deutsche Satie-Spezialist, Armengaud als der führende französische Satie-Forscher.

Grüber: "Wir haben dann beschlossen, dass wir am 24. Oktober in Königsfeld im Rahmen der europäischen Orgelakademie die Erik-Satie-Gesellschaft offiziell gründen wollen." Einer der Partner ist die Musikhochschule Trossingen. Auch die deutsche Botschaft in Paris steht dahinter, die Bundesregierung hat ihre Unterstützung durch die Kulturstaatsministerin zugesagt.

Das Ziel der beiden ist klar: Sie wollen den Komponisten bekannter machen. Der Weg dahin soll mit einem bundesweiten Klavierwettbewerb für Kinder starten. Grüber: "Der hat nicht nur Noten für Kinder geschrieben, sondern auch lustige Zeichnungen dazu gemacht."

Interessanter für Erwachsene: Das Leben von Satie (1866 bis 1925). Im Paris der Jahrhundertwende lebte er ein Leben nach dem Motto "Sex & Drugs and Rock ‘n‘ Roll". Wikipedia umschreibt den Lebenswandel dezent mit "milieubedingten Gefährdungen eines Unterhaltungskünstlers in Cafés und Kabaretts. Satie starb 1925 an den Folgen des jahrelangen Alkoholmissbrauchs." Er komponierte ein Ballett mit Picasso und Jean Paul Cocteau, Jean Paul-Sartre gab seinem Musikerkollegen immer etwas zu essen. Georges Braque und Man Ray waren seine Freunde. Debussy und Ravel machten seine Werke bekannt.

Klänge des Franzosen bezaubern und hypnotisieren

Doch die Klänge, die er komponierte, verzaubern und hypnotisieren bis heute. Grüber: "Als wir in Königsfeld sein 24-Stunden-Werk Vexations aufgeführt haben, hat das den ganzen Ort verändert. Die Klänge sind eine große Meditation." Christa Stiegenroth: "Ich bin morgens rausgegangen. Die Vögel sangen wie Satie."

Und: Die beiden Horber sorgen auch dafür, dass die Vexations – das längste Konzert der Welt – jetzt nach Frankreich zurück kommen. Grüber: "Wir als Horber sorgen dafür, dass dieses Werk von Satie in Paris seine Uraufführung hat." Geplanter Termin: Der 4. und 5. September 2015.

Und damit hoffen Stiegenroth und Grüber, zur Wiederentdeckung von Erik Satie beizutragen. Grüber: "Bach war 90 Jahre lang nach seinem Tod völlig unbekannt, bis ihn Mendelssohn wieder entdeckte. Ähnlich ist es mit Satie: Er ist jetzt 90 Jahre tot, doch inzwischen wird seine Musik in gut 200 Filmen als Soundtrack genommen. Jetzt wird er wiederentdeckt. Seine Musik ist am kommen, weil die Welt spiritueller geworden ist."