Die Mini-Rocker wollen weiter auf der Welle des Erfolgs schwimmen – und das am liebsten in Horb. Foto: Hopp

Festival-Verantwortliche wenden sich mit offenen Brief an Stadt. "Es kostet unglaublich viel Energie".

Horb - Die Mini-Rocker melden sich mit einer deutlichen Aufforderung an die Stadt Horb zu Wort. Sie wünschen sich, dass eine jahrelange Hängepartie endlich ein Ende hat.

Die Festival-Verantwortlichen blicken in ihrem offenen Brief zunächst zurück – auf mühsame, vergangene Jahre. Vier Jahre seien inzwischen vergangen, seitdem das Mini-Rock-Festival zum letzten Mal auf dem Festplatz in Horb stattfand. Mehr als fünf Jahre sei es her, dass klar wurde, dass das Mini-Rock-Festival aufgrund der Gartenschau in Horb im Jahr 2011 nicht auf seinem Heimatplatz stattfinden kann. Die vergangenen drei Festivals sahen für sie so aus:

- 2010, Festival in Ihlingen: Der Umzug in diesem Jahr führte zu großen finanziellen und konzeptionellen Veränderungen. Nach dem Festival stand der Verein am Rande eines Insolvenzverfahrens, das durch Mithilfe der Stadt Horb, der Gläubiger und durch ein nicht messbares ehrenamtliches Engagement des Teams verhindert werden konnte.

- 2011, Mini-Rock-Festival im Heiligenfeld und auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände: Erneut waren die Planungen für das Festival unter komplett neuen Voraussetzungen zu bewältigen. Das typische Open-Air-Schicksal traf auch das Mini-Rock-Festival in Form von heftigen Regenfällen. Die Aufräumarbeiten trieben Team und Helfer an körperliche Grenzen.

-  2012, Mini-Rock-Festival im Heiligenfeld und auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände: Die geplante Rückkehr auf den Festplatz blieb aus. 2012 wurde zum erfolgreichsten Festivaljahr nach 2009. Durch Aufforstungsarbeiten der BImA steht dieses Gelände jedoch für eine Wiederholung nicht mehr zur Verfügung.

Als zum ersten Mal über die Gartenschau gesprochen worden sei, sei den Mini-Rockern bereits zugesichert worden, dass nach der Gartenschau eine Rückkehr auf den Heimatplatz in der Kernstadt möglich sein wird. "Dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingehalten, denn unter den aktuellen Voraussetzungen ist für uns eine Rückkehr auf den Festplatz nicht möglich", so Vorstandsvorsitzender Julius Steiglechner. "Diese Problematik haben wir, weit mehr als nur einmal, klar und deutlich an die Stadt Horb kommuniziert."

Noch immer stehen, so Steiglechner, auf der Festwiese Weidenstecklinge, die eine Fläche von 4300 Quadratmeter in Anspruch nehmen, hinzu kommt eine Verlustfläche für den Parkplatz entlang der Festwiese (2600 Quadratmeter). Das entspreche nicht den Bedingungen aus dem Jahr 2009 und zwinge, weitere nutzbare Flächen als Ausgleich für diese verlorenen Flächen und den gestiegenen Bedarf an Campingplätzen zu finden. "Nach unserem Wissen basiert die derzeitige Beschlusslage des Gemeinderates auf der Drucksache 181/2008, in der es zur Gestaltung des Festplatzes heißt: ›Dieser Planungsbaustein wurde insbesondere auf auch nach dem Jahr 2011 stattfindenden Veranstaltungen konzipiert. Hierzu zählen die beiden Großveranstaltungen Neckarwoche und Minirock-Festival sowie zahlreiche kleine Veranstaltungen."

Von Unterstützung bisher nur sehr wenig zu spüren

Oberbürgermeister Peter Rosenberger habe den Mini-Rockern immer wieder versichert, dass es Ziel der Stadt Horb ist, das Mini-Rock-Festival ab 2012 wieder auf dem Festplatz anzusiedeln. Ein Treffen mit Pächtern und Eigentümern scheiterte, das Festival ließ sich 2012 auf dem Festplatz nicht realisieren. "Nach unserer letzten Präsentation im Kultur- und Sozialausschuss am 27. November 2012 wurde uns erneut Unterstützung für eine Rückkehr im Jahr 2013 zugesichert. Bedauerlicherweise war von dieser angekündigten Unterstützung bisher nur sehr wenig zu spüren. Aus den damaligen mündlichen Zusagen sind aus unserer Perspektive leider zu wenige Taten hervorgegangen, die einen positiven Beitrag zur Durchführung des Mini-Rock-Festivals in seiner bestehenden Form leisten."

Die dadurch entstandene Unsicherheit beeinträchtige die Arbeit des gesamten Teams zur Zeit in sehr hohem Maß. "Ein zweifacher Umzug solch einer logistisch und infrastrukturell anspruchsvollen Veranstaltung, die ehrenamtlich organisiert wird, kostet unglaublich viel Energie, und die momentane Situation raubt dem Team zusätzlich sehr viel Motivation", so Stieglechner. Daher muss der Zustand der dauerhaften Planungsunsicherheit schnellstmöglich beendet werden, lautet die Forderung. Sonst droht das Ende in Horb.

Kritik wird auch an Stadtmarketingchef Peter Scherer geübt: "Leider mussten wir aufgrund einiger Aussagen seitens Herr Scherer, welche uns über die Presse und in direkten Gesprächen erreicht haben, feststellen, dass er scheinbar trotz seiner Position als Stadtmarketingchef die Möglichkeiten der kommunikationspolitischen Wirkung dieses Festivals nicht voll erfasst hat. Dies bedauern wir sehr, denn wir als Verein wollen, dass die Marke Mini-Rock-Festival ein Teil der Marke Horb ist."

Die Mini-Rocker weiter: "Wir waren in der Vergangenheit und sind auch weiterhin zu Kompromissen bereit, die Grundlage hierfür ist jedoch eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Stadt Horb und dem Verein. Beispielsweise sollten uns Terminkollision, wie mit dem Zirkus Knie frühzeitig mitgeteilt werden und eine Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben werden."

Folgendes erwarten die Mini-Rocker nun von der Stadt Horb:

1. eine deutliche Aussage, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchem aktiven Beitrag der Stadt die Rückkehr des Mini-Rock-Festivals auf den Festplatz möglich ist.

2. die nötige Unterstützung, um eine Lösung mit Pächter und Eigentümern zu erzielen.

3. eine offene Diskussion über alle Bedenken gegenüber dem Mini-Rock-Festival und dessen Realisierung auf dem Festplatz

4. eine Entscheidung des Gemeinderats über den Rückbau der Weidenquartiere, für den sich die Mini-Rocker entschlossen aussprechen.

"Unsere Heimat und die Heimat des Festivals ist ganz eindeutig die Stadt Horb", geben die Festival-Verantwortlichen noch ein starkes Plädoyer für Horb ab. "Wir wollen mit diesem Festival auch in Zukunft unseren Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Horb leisten. Wir wollen auch künftig zeigen, dass Horb eine Stadt ist, in der es gewünscht ist, sich zu engagieren, und in der es möglich ist, außergewöhnliche Dinge zu bewegen und zu erleben." Man wollte langfristig die Existenz des Projekts sichern, "in das jeder Einzelne von uns so viel Herzblut gesteckt hat".

Peter Rosenberger sagte gestern Abend im Gespräch mit unserer Zeitung noch einmal seine Unterstützung zu: "Wir haben angeboten, bei den Gesprächen mit dem Grundstückseigentümern dabei zu sein, wir haben auch gesagt, dass wir die Flächen als Stadt anmieten oder sogar kaufen würden. Auch haben wir zugesichert, dass die Mini-Rocker den Festplatz erhalten."