Mit Steckleitern und Riegelstellung arbeiteten die Abteilung Hand in Hand. Foto: Morlok

Die Nachtübung der Talheimer Feuerwehren zeigt, dass Kaffeemaschinen zum Problem werden können.

Horb-Talheim - "Hot mol euner a Handy – i glaub doh brennts", schallte es am Samstagabend durch die Barbelstraße im unteren Talheim. Und tatsächlich, die Feuerwehr war dringend notwendig. Mitten in der Nacht, um 2.30 Uhr, geriet eine Kaffeemaschine in der Küche eines Wohnhauses in Brand und Flammen schlugen aus dem unteren Stock des Einfamilienhauses. Im Haus befanden sich beim Brandausbruch zwei Erwachsene und ihre beiden Kinder. Die Kinder schliefen im oberen Stock, die Eltern im Erdgeschoss. Ein Anwohner konnte die Eltern durch Schläge an den Rollladen wecken – sie konnten sich gerade noch unverletzt ins Freie retten. Die Kinder jedoch waren im oberen Stock gefangen.

Diese recht schwierige Aufgabe, die sich die Feuerwehrabteilung Untertalheim am Samstagabend zu ihrer jährlich stattfindenden Nachtübung ausgedacht hatte, stellte Wehr und Rotes Kreuz vor eine große Herausforderung.

Die Eltern, realistisch gemimt von Franziska Günter und Benjamin Hartmann, konnten vor Angst um das Leben ihrer Kinder keinen klaren Gedanken mehr fassen und mussten in der Obhut des DRK erstmals ärztlich versorgt werden und parallel mussten die Kinder, die auf dem Balkon um Hilfe schrien, beruhigt werden. Die Feuerwehr Abteilung Untertalheim, die als erste Vorort war, schickt direkt einen Angriffstrupp unter Atemschutz in das brennende Haus um die Kinder herauszuholen. Gleichzeit stellte der Wasser- und Schlauchtrupp die Brandbekämpfung sicher. Zur Unterstützung bei den Rettungsmaßnahmen wurden weitere Rettungskräfte aus der Abteilung Obertalheim angefordert.

Auch die Jugendabteilung aus Untertalheim beteiligte sich an dieser ersten gemeinsamen Nachtübung beider Ortsabteilungen. Aus mehreren Rohren wurde der Einsatz der Rettungskräfte, die über Schiebeleitern zu den eingeschlossenen Kindern vordrangen, abgesichert.

Ein Kind konnte mit Fluchthaube über das Treppenhaus evakuiert werden, das zweite Kind wurde direkt über die Schiebleiter gerettet. Um für den Brandangriff, der in Riegelstellung und direkt erfolgte, genügend Wasser zur Verfügung zu haben, wurde eine zweite Wasserversorgung durch den Unterflurhydranten aufgebaut. Mittels zweier Lichtmasten wurde die Einsatzstelle ausgeleuchtet.

Kaffeemaschinen gelten als Brandursache Nummer eins

Stadtbrandmeister Horst Schneck, der in Vertretung des Gesamtkommandanten Markus Megerle den Übungsverlauf beobachtete, erklärte in seiner Manöverkritik den rund 100 Zuschauern, dass dies ein klassischer nächtlicher Einsatz war, der immer und überall stattfinden könnte.

Kaffeemaschinen, auch ausgeschaltet, stellen die Brandursache Nummer eins bei den Haushaltsgeräten dar, sagt Schneck. "Eine solch lapidare Ursache kann verheerende Folgen haben". Aus Sicht von Schneck wäre der Brand tagsüber eigentlich eine recht einfache Situation, die sich in der Nacht jedoch völlig anders darstellt. "Sie werden mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen, weil es brennt – ihre Kinder sind noch im Haus eingeschlossen. Dies ist eine plötzliche Notlage, in der Angst und Panik die Oberhand hat", beschrieb er die Situation aus Sicht der Betroffenen. "Es ist eine hochspannungsgeladene Zeit, die viel Umsicht von den Rettungskräften erfordert".

Schneck wies in seinen Ausführungen auch auf die physische und psychische Belastung der Feuerwehrleute hin. Auch sie werden aus dem Schlaf gerissen, müssen so schnell als möglich bei ihrem Einsatzfahrzeug sein und rasen zu einem Einsatz, von dem sie noch nichts wissen, außer das, was ihr Alarmgerät meldete – einen Hausbrand".

Die beiden Abteilungskommandanten Bernhard Müller (Untertalheim) und Christian Koun (Obertalheim) sowie Ortsvorsteher Thomas Staubitzer waren mit dem Übungsverlauf mehr als zufrieden und schickten die rund 60 Einsatzkräfte, die sich bei dieser Nachtübung hervorragend präsentierten, mit einem großen Lob zurück in die Brandwachen.

Tim Bartel, ein Junge aus der Jugendgruppe Untertalheim, wird die Übung wohl nie vergessen. Er wurde an diesem Tag zehn Jahre alt und war stolz wie Bolle, dass er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr aktiv bei der Nachtübung mitmachen durfte.