Man sieht es ihnen an: Wolfgang Kronenbitter und Rainer Schach sind in tiefer Sorge um "ihr" Krankenhaus. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Rotarier Wolfgang Kronenbitter und Rainer Schach fürchten um ihr Vorzeigeprojekt

Von Jürgen Lück

Horb. Wolfgang Kronenbitter und Rainer Schach sind in tiefer Sorge um das größte Projekt des Rotary-Clubs Horb/Oberer Neckar: Fegt das Polit-Chaos in Burundi "ihr" Krankenhaus einfach weg?

Rainer Schach, Notarzt in Horb, war Mitte Juli im afrikanischen Staat Burundi. Eigentlich wollte er den sechsten Hilfscontainer mit der Ausrüstung für einen OP-Saal in Songa installieren. Für das Krankenhaus, das dort jedem offensteht, und das zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung beiträgt.

Schach: "Leider bin ich gar nicht aus der Hauptstadt Bujumbura rausgekommen. Das Militär und die Polizei sind zwar in den einzelnen Stadtvierteln, aber von den Hügeln kommen Schüsse und werden Mörser abgefeuert. Jeder, den ich gefragt habe, hat mir abgeraten, die 120 Kilometer zum Krankenhaus nach Songa zu fahren. Ich selbst habe keine Angst. Aber wenn ich alleine fahre, weiß ich nicht, ob mir das Auto requiriert wird. Oder das Geld genommen wird. Nehme ich jemanden mit, weiß ich nicht, ob der als möglicher Gegner genommen wird."

"Es könnte sein, dass Soldaten nach Burundi einmarschieren"

Denn: Seitdem der Staatspräsident Nkurunziza vor gut einem Monat mit knapp 70 Prozent der Wählerstimmen im Amt bestätigt wurde, kommt es in Burundi wiederholt zu Gewaltausbrüchen.

Schach: "Am letzten Freitag vor meiner Abreise war ich mit dem Sicherheitschef zum Essen eingeladen. Eine Woche später wurde er von einer Panzerfaust getötet."

Schach geht davon aus, dass es sich spätestens nächste Woche entscheidet, ob die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Burundi explodieren. Fakt sei, so Schach: "Ich war auch in Ruanda. Dort habe ich gesehen, wie an der Grenze massiv mobil gemacht wird. Es könnte sein, dass diese Soldaten im schlimmsten Falle nach Burundi einmarschieren."

Und damit steigt die Angst der Rotarier um "ihr" Krankenhaus in Burundi. Bleibt es von den Unruhen verschont? Oder wird es bald dem Erdboden gleichgemacht?

Der Rotarier-Club Horb/Oberer Neckar hatte nach einer Reise von Rainer Schach im Rahmen einer Delegationsreise des Landes Baden-Württemberg (Partnerland von Burundi) die Krankenstation in Songa entdeckt. Die Rotarier sammelten Spenden durch eine Benefizgala und die Verlosung und die Versteigerung eines Mercedes 450 SEL in Höhe von 190 000 Euro.

Mit dem Geld, so Schach, ist in Songa inzwischen ein Krankenhaus mit "westlichem Standard" entstanden. Der sechste Container, den die Rotarier jetzt rübergeschickt hatten, sollte die Einrichtung eines zweiten OP-Raums ermöglichen. Der Horber Notarzt war rübergeflogen, um die Technik vor Ort mit zu installieren.

Schach: "Inzwischen gibt es im Krankenhaus in Songa sechs Ärzte und zwanzig sehr gut ausgebildete Pfleger. Das Krankenhaus hat zwischen 100 bis 150 stationäre Patienten, dazu täglich 70 bis 100 ambulante Fälle. Durch den zweiten OP steigt auch die Zahl der Geburten dort, die inzwischen bei vier bis fünf täglich liegen."

"Der Handel ist ganz am Boden. Jeder, der kann, flüchtet"

Doch welche Zukunft hat das Krankenhaus in Songa? Schach: "Ich stehe zwar im E-Mail- und telefonischen Kontakt zum Krankenhaus. Aber die Lage ist offenbar so prekär, dass wir nur über medizintechnische Dinge kommunizieren. Aus Angst, abgehört oder ausgespäht zu werden, traut sich wohl niemand, seine Meinung zur politischen Lage oder zur Situation vor Ort zu geben."

Und Schach hat heute morgen auch noch in der Deutschen Welle gehört, dass der Handel in Burundi "ganz am Boden ist. Es gibt keine Medikamente zu kaufen, die Inflation galoppiert. Jeder, der kann, flüchtet."

Und diese Nachrichten machen die Sorgen von Rainer Schach und Wolfgang Kronenbitter nicht kleiner.

Wird dieses vorbildliche Projekt der Rotarier Horb/Oberer Neckar von den Stürmen eines möglichen Bürgerkriegs hinweggefegt? Schach und Kronenbitter haben darauf keine Antwort. Nur ihre bangen Blicke verraten, dass die Lage in Songa wohl wirklich ernst sein muss.