Vor Kurzem wurde der Fischbestand im Neckar überprüft. Drei Kandidaten hat sich der Gemeinderat nun auch als Bürgermeisterkandidaten geangelt, jetzt muss noch genau vermessen werden, welcher der Beste ist. Karikatur: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeister-Kandidaten: Wochner widerspricht: "Er bietet das, was Horb bisher fehlte" / SPD stellt sich klar hinter Kreutzer

Jetzt ist das Geheimnis gelüftet: Das Rathaus gibt bekannt, wer hinter den drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt steht. Der Gemeinderat wählt am 25. April.

Horb. Das scheint wirklich spannend zu werden: Unter den drei jetzt öffentlich genannten Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl am 25. April zeichnen sich schon erste Trends ab. Im Gemeinderat wird schon kräftig diskutiert und analysiert. Und einige Kandidaten müssen schon ordentlich einstecken.

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes sagt: "Ralph Zimmermann mit seiner technischen Ausbildung dürfte wenig Einblick in die Arbeit eines Rathauses haben. Er ist ein Parteisoldat! Der FDP-Landesvorsitzende (gemeint: Michael Theurer, Anm. d. Red.) hat ihn auf den Beigeordneten-Posten in Horb angesprochen. Mit Matthias Kreutzer und Philipp Rochold gibt es zwei Kandidaten, die von ihrer Ausbildung als Verwaltungswissenschaftler und Juristen den Sachverstand für das Dezernat zwei mitbringen. Kreutzer hat sich am besten präsentiert: Er ist bundesweit gut vernetzt, hatte die meisten Detailkenntnisse über Horb. Als 37-Jähriger erinnert er vom Sachverstand her an Jan Zeitler, als er sich in Horb beworben hat. Rochold dagegen ist die Großstadt gewöhnt. Ob er in Horb und seinen 17 Teilorten glücklich wird, muss er erst noch nachweisen."

Ein bisschen viel Werbung für den Kandidaten mit dem selben Parteibuch? Mattes: "Nein. Uns als SPD geht es nicht darum, den Einfluss im Rathaus zu erhöhen. Sondern wir wollen die Stadt mit dem besten Bewerber voranbringen."

Auch Partei- und Fraktionskollegin Viviana Weschenmoser schwärmt: "Matthias Kreutzer wirkt dynamisch, bringt viel Know-How und etwas Kreatives mit. Er möchte mit seiner Partnerin sesshaft werden und war jetzt schon oft in Horb."

Daniel Wochner (FD/FW) hat einen anderen Favoriten, was nicht überraschend ist, Der FDP-Mann wirbt für seinen Parteikollegen. Er verweist aber auf den großen Erfahrungsschatz in der Verwaltung. "Für mich hat Ralph Zimmermann das beste Portfolio zu bieten. Er bietet das, was Horb bisher fehlte: Er hat sich im Ministerium über Jahre hinaus mit den Zukunftsfragen beschäftigt, die auch Horb betreffen. Und als Ministerialrat hat er die notwendige Akten- und Detailkenntnis."

Die SPD hat also sozusagen einene eigenen Kandidaten, die Liberalen ebenfalls. Die CDU dagegen macht sich den dritten Kandidaten im Bunde, Philipp Rochold, dagegen nicht zu eigen. CDU-Fraktionschef Michael Keßler sagt: "Keiner von den jetzt öffentlich vorgestellten Kandidaten reist auf unserem Ticket. Wir haben alle drei angehört, haben uns in der Fraktion aber noch nicht festgelegt. Ich findet, wir haben eine ansprechende Auswahl von verschiedenen Charakteren im Angebot. Ich bin gespannt, wie sich die Kandidaten im Gemeinderat präsentieren werden."

Auch FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz hält sich noch bedeckt: "Es wäre schön, wenn ich hellsehen könnte, wer die Wahl gewinnt. Ich hoffe, dass der für Horb am geeignetste Kandidat die Wahl für sich entscheiden kann."

Gemeinderätin Elisabeth Schneiderhan (OGL) deckt ebenfalls die Karten noch nicht auf: "Ich denke, wir haben die Auswahl zwischen drei verschiedenen Persönlichkeiten. Die Parteienzugehörigkeit sollte keine Rolle spielen. Bei der OGL wählt jeder, was er denkt. Obwohl es schon einen Kandidaten gibt, bei dem sich für mich die größten Schnittmengen gibt."

Horb. Per Pressemitteilung am Freitagnachmittag mit der Überschrift "Bewerber stehen fest" bestätigt das Rathaus, was der Schwarzwälder Bote vor zwei Tagen exklusiv gemeldet hatte: Aus 13 vorhandenen Bewerbungen für die Nachfolge von Jan Zeitler auf den Bürgermeisterposten sind drei Kandidaten geblieben. Das wurde in der nichtöffentlichen Sitzung am 28. März beschlossen.

Was neu ist: Das Rathaus nennt nun auch die Name:

Matthias Kreutzer

Kreutzer (37, SPD) hat eine ähnliche Vorgeschichte wie Jan Zeitler: Seit November 2008 ist er Referent und Projektleiter bei der Kommunalen Gemeinschaftstelle für Verwaltungsmanagement (KGst) in Köln. Seit Oktober 2015 ist Kreutzer dazu noch im Kompetenzteam Flüchtlings und Intergrationsmanagement.

Mit 21 Jahren wurde Kreutzer im März 2002 als jüngster Vorsitzender eines SPD-Ortsvereins in Baden-Württemberg in Niedereschach (Schwarzwald-Baar-Kreis) gewählt. War zwischen 2003 und 2004 Assistent im Parlamentsbüro in Brüssel beim damaligen EU-Abgeordneten Bernd Lange. Zunächst arbeitete er dann bei "Consultant Ramboll Management im Competence Center Public Management" in Hamburg.

Doch was macht Kreutzer aktuell? Das Unternehmen KGSt schreibt über sich: "Wir unterstützen die Verwaltungsspitze und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Organisationsebenen im Prozess der Verwaltungsmodernisierung. Gemeinsam mit kommunalen Praktikerinnen und Praktikern erarbeiten wir ganzheitliche Strategien und innovative Lösungen im Finanz-, Organisations-, Personal- und Informationsmanagement." Außerdem beschäftigt sich das Unternehmen mit kommunalen Fachthemen, wie zum Beispiel Soziales, Kultur oder Wirtschaftsförderung. "Wir kooperieren mit den kommunalen Spitzenverbänden, innovativen Kommunalverwaltungen unserer Nachbarländer, Hochschulen und Bereichen der Privatwirtschaft. So erschließen wir weiteres Know-How."

Kreutzer hat Verwaltungswissenschaften in Konstanz und Nottingham studiert. Schreibt über sich in der Karriereplattform Xing: "Biete innovative Ansätze zur Organisationsentwicklung im öffentlichen Sektor. Strategisches Management für öffentlichen Verwaltung." Unter den Horber Stadträten gibt es wohl einige, die seine dynamische, frische Art loben, aber es gibt auch welche, die als zu jung und unerfahren sehen.

Philipp Rochold

Der parteilose Rochold ist seit Oktober 2011 Bürgermeister für Bildung, Soziales, Kultur und Sport in Chemnitz. Geborn ist er in Leverkusen und 55 Jahre alt. Er startete seine Karriere nach einem Referendariat am Landgericht Konstanz im Osten – beim Regierunspräsidium Chemnitz. Er dann ein Jahr Referent im Innenministerium, ehe er wieder ins Regierungspräsidium wechselte. Höchster Posten: Vizepräsident der Landesdirektion Chemnitz (2010 bis 2011). Sein großer Nachteil: Er hat in Chemnitz schon Kritik einstecken müssen, die auch öffentlich so geäußert wurde. Linke, SPD und Grüne griffen den Kulturbürgermeister beispielsweise 2015 schon an, dass Ratsbeschlüsse nicht umgesetzt würden. Auch wurde hinterfragt, ob er sein Dezernat noch im Griff habe. Die Unstimmigkeiten sollen bis zum heutigen Tag existieren. Deswegen gilt seine Wiederwahl in Chemnitz als gefährdet. Weitere Mankos, die ihm politische Beobachter in Chemnitz zuschreiben: Schwächen in der Kommunikation und fehlende Bürgernähe. Auch unter den Stadträten gibt es erste Stimmen, die den Kandidaten kritisch sehen.

Ralph Zimmermann

Zimmermann (48, FDP) ist Ministerialrat und stellvertretender Referatsleiterleiter (IKT und Kreativwirtschaft) im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Er begann seine Berufskarriere 2002 als Referent beim staatlichen Vermessungsamt Pforzheim, wechselte 2002 ins Wirtschaftsministerium. 2005 bis 2008 war er Referent für Informationstechnik, Telekommunikation und Medien im Ministerium für Wirtschaft und Finanzen. Seit Oktober 2008 ist er im Wirtschaftsministerium. Im Oktober 2016 wurde Zimmermann zum Bundestagskandidaten der FDP im Wahlkreis 273 (Rastatt) gewählt.

Über ihn sagen die, die ihn ins Rennen gebracht haben: "Ein Hochkaräter. Er arbeitet in Querschnittsreferaten und hat die dringend benötigten Verbindungen in die Ministerien, an denen es Jan Zeitler gefehlt hat." Dem Vernehmen nach soll auch OB Peter Rosenberger gute Gespräche mit Zimmermann gehabt haben.

Oberbürgermeister Rosenberger sagt zu den Kandidaten: "Persönlich habe ich einen Favoriten. Aber ich denke, die Auswahl ist sehr gut – ich kann mit allen gut zusammenarbeiten."