Kunst: Vernissage von Anneliese Hermès verkörpert mit frohen Bilder die Botschaft "Ja – ich schaff das"

Der Kunstverein Oberer Neckar hatte auf Sonntagabend zu seiner zweiten Ausstellungseröffnung in diesem Jahr in seine Galerie im oberen Stock des Kulturhauses Kloster eingeladen.

H orb. Anneliese Hermès bringt dort mit ihren modernen, teils recht expressionistischen großformatigen Bildern viel Farbe und noch mehr Kontraste in das altehrwürdige Gemäuer mit seinen weiß gekalkten Wänden, wie der Vorsitzende des Kunstvereins Oberer Neckar, Benno Müller, feststellen durfte.

Anneliese Hermès marschierte für diese Ausstellung einmal durch Wald und Flur, machte auf Bauernhöfen bei Treckern und Kühen halt und kehrte zwecks Stärkung von Körper und Seele in Konditoreien und Imbissbuden ein. Sie sagt in ihrer prallen Farbenpracht Ja zum Leben mit seinen Herausforderungen, aber auch zur offen dargestellten Lebensfreude. So lässt sie im hintersten Raum der Galerie einen unverschämt grinsenden Hermann Hesse, eine strahlende Marilyn Monroe, die in einem Meer aus Blumen schwelgt, per Zigarre einnebeln oder lässt Doppel-Eidotter wie Unterseeboote aus einem Meer von Pommes auftauchen und setzt ihre Zuschauer gnadenlos dem treuherzigen Blick eines Dackels aus, der es aber scheinbar faustdick hinter den Ohren hat. "Komm mich mal streicheln, damit ich dich besser beißen kann", scheint das Hundchen nonverbal zu signalisieren.

Und überall sind ihre dreidimensionalen Tafelplastiken, die nur aus den zwei Buchstaben "J" und "A" bestehen, aufgestellt, die ihre klare Botschaft: "Ja – ich schaff das" zu den Ausstellungsbesuchern transportieren.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger freute sich auf jeden Fall, dass die Künstlerin mit ihren Arbeiten ein lebensbejahendes Statement abgibt und sich nicht beschränken lässt in ihrer Sicht- und Denkweise. "Ja – ich getrau mich was, rufen uns ihre Bilder geradezu zu und machen uns Mut, uns gegen den Mainstream zu stemmen", so seine Einschätzung. Im Horb, das am letzten Wochenende geradezu von Kultur überschüttet wurde, sind die Bilder von Anneliese Hermès mehr als ein bunter Farbklecks, und Rosenberger hofft, dass die Besucher dieser Vernissage als Multiplikatoren fungieren und weitere Kunstinteressierte in diese Ausstellung, die noch bis 11. Juni immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist, schicken. In ihrer Einführung, die stark von der Abstraktion geprägt war, betonte Annette Rieger, dass die Künstlerin die Betulichkeit mit starken Pinselstrichen wegwischt, das jüngste Bild immer das wichtigste sei und dass sich die Spiegeleier widerspiegeln. Sie nannte die Künstlerin noch eine Ja-Macherin mit Leuchtfarbe und brach dann in ihren philosophischen Betrachtungen eine recht lange Lanze für die Jagd und das Töten von Tieren.

Nach diesem offiziellen Zwischenspiel war Vernissagen-Alltag angesagt. Mit dem Rotweinglas in der rechten Hand und dem Kümmelstängele vom Künstler Kipp in der anderen, spazierten die Besucher durch die Räume oder trafen sich zu einem Schwatz über irgendwelche wichtigen Neuigkeiten in der Küche oder dem Hauptraum. Tja, Vernissage ist einfach toll. Es gibt was zu gucken, etwas umsonst zum Essen und zum Trinken, man trifft Freunde oder tut wenigstens so und würdigt so manches Kunstwerk mit einem gehauchten "eindrucksvoll" oder der bedeutsamen Feststellung "vielschichtig".