Kunst: Urban-Art-Künstler Matze hat neue Heimat in Horb / Auf 200 Quadratmetern arbietet er in seinem Atelier

Mit dem "Quartier 77" kommt nicht nur Essen in die Kaserne, sondern auch jede Menge Kunst! "Quartier 77"-Angestellter Mad Matze B.art.L hat jetzt eine neue Heimat für  seine "Urban  Art"  auf 200 Quadratmeter im Atelier unter dem Kasernendach gefunden.

Horb. Das Dachgeschoss ganz oben über der Dualen Hochschule in der Kaserne ist seit Neuestem voll mit Bildern. Eine Turnschuh-Skulptur auf der Erde mit einem roten Hirn und dem Kennzeichen "BL OW 69". Matze: "Ich komme aus Balingen. Da ist dort natürlich das Kult-Kennzeichen. Das habe ich dann als krönenden Abschluss auf die Skulptur gemacht. Da stecken allein Turnschuhe im Wert von 2000 Euro drin!"

Und das die ganzen bunten Werke jetzt eine neue Heimat in Horb gefunden haben,  hat die Stadt vor allem Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz zu verdanken.Blochwitz: "Wir sehen Kreative auch als Existenzgründer. Deshalb bieten wir ihnen auch Räumlichkeiten im Horber Innovationszentrum an."

Matze: "Das ist für mich großartig, wie spontan Axel Blochwitz reagiert hat. Ganz großes Dankeschön. Denn durch das Angebot der Stadt, die Räumlichkeiten hier zu bekommen, habe ich natürlich ganz andere Möglichkeiten, zu arbeiten und meine Werke zu präsentieren."

In Balingen hatte Matze lediglich knapp 40 Quadratmeter. Fast so groß ist jetzt allein seine Arbeitsecke mit Tisch, Regalen voller Sprühdosen und Schablonen. 

Er nimmt ein Plakat, dreht es um. Greift zu der Feder-Schablone. Zwei, drei Sprühstöße aus der Dose. Dann noch in die Mitte ein paar Mal drübersprühen und die noch frische Farbe mit einem Stück Pappe zerstreichen. Schon entsteht ein knallbunter Farbstreifen. Matze: "Zwei Minuten, dann ist ein Werk fertig. Ursprünglich kommt diese Technik von Andy Warhol. Er hat beispielsweise seine Marilyn-Portraits mit Schablonen genauso gefertigt. Als dann die Street-Art und die Graffiti aufkamen, wurden diese sogenannte Stencil-Art mit Schablonen für die Sprüher lebensnotwendig. Weil sie natürlich bei ihrem nicht ganz legalen Tun kaum Zeit hatten."

Matze selbst hat diese Technik bei einem Australien-Aufenthalt entdeckt: "Mein Motto dabei ist: Ein Prozent Kunst. Der Rest entsteht im Auge des Betrachters. Ich bin eher kreativ. Ich fange an mit dem Sprühen, um buchstäblich Luft abzulassen. Die Bilder entstehen dann von ganz alleine."

Nach der ersten großen Ausstellung im Jahr 2012 hat sich der "Urban Art"-Macher Matze international etabliert. Matze: "Inzwischen streame ich meine Sprühaktionen sogar live hier aus meinem Atelier aus der Kaserne! Das ist was ganz Neues, wenn die anderen gleich was dazu sagen."

Mit dem neuen Atelier unter dem Kasernendach geht Matze einen neuen Schritt. "Ich bin inzwischen so weit, dass ich mich etabliert habe. Mit diesem Raum hier habe ich eine ideale Plattform für Interessenten an meiner ›Urban Art‹, um ihnen hier zu zeigen, was ich mache und was ich kann." Das weiteste Werk des Künstlers ist genau auf der anderen Seite der Erdkugel – in Hawai.

Es ist knapp Mitternacht, als Matze sein neues Reich zum ersten Mal kurz präsentiert. Er nimmt ein Bild mit Audrey Hepburn, der die Zigarette aus dem Mund hängt. Greift eine LED-Lampe und lässt abwechselnd rot, blau, grün auftauchen. Jedes Mal ist ein anderes   Motiv zu sehen. Matze: "Ich glaube, ich bin derzeit der einzige, der diese Technik beherrscht!" Es gibt also jede Menge im neuen Atelier unter dem Dach zu entdecken. "Ich plane, den Raum  hier auch als Galerie und als Treffpunkt für Kreative zu etablieren."

Auch aus einem anderen Grund ist das neue Atelier perfekt für den Kreativen. Denn: Mit ordentlich Mucke sprüht es sich beschwingter. Mitten im Raum mit einem Ausschnitt der über 3000 Werke, die Matze bisher geschaffen hat, stehen riesige Boxen. Matze: "Wenn die Arbeit im ›Quartier 77‹ zu Ende ist, ist hier niemand mehr im Haus. Da kann ich dann voll aufdrehen und richtig loslegen – und niemand fühlt sich gestört."

Auch gut für die Kaserne: Neben dem "Quartier 77", in dem schon die Werke von Matze zu sehen sind, wird auch das Gebäude der Dualen Hochschule und der vielen Büro-Flure, die es dort gibt, bald mit der bunten "Urban Art" geschmückt.

Matze: "Das Highlight wird das Sommerfest des Plastic Inno Centers. Da werde ich dann die Gäste durch meine neue Galerie führen!" Zu erleben gibt es bei einem Atelierbesuch dann die Versteigerung eines Werkes und ein Live-Sprühen für die Gäste.