Soziales: Vier Vorstandsmitglieder hören aus Zeit- und Berufsgründen auf / Viele Aktionen sind geplant

Von Daniel Faust

Horb. Wer führt im kommenden Jahr den Verein Familienzentrum Horb? Diese Frage stand buchstäblich im Vereinsraum. Denn der aktuelle Vorstand wird bei der nächsten Hauptversammlung nicht mehr weitermachen. Bei der Versammlung fand sich erst mal niemand, der ein Amt übernehmen wollte. Wenn ein kompletter Vorstand ankündigt, nach den nächsten turnusmäßigen Wahlen nicht mehr weitermachen zu wollen, ist meistens etwas faul im Verein. Beim Familienzentrum ist das aber nicht der Fall. "Wir sind einfach so beruflich eingespannt, dass uns schlicht und einfach die Zeit fehlt", sagte Vorsitzende Britta Sommer, die seit Gründung im Jahr 2005 den Verein mit ihrem Mann Martin als Kassenwart führt. Auch die anderen beiden Vorstandsmitglieder Tina Weber und Bernd Weiß wollen nach vier Jahren 2017 ihre Ämter abgeben. Auch sie geben Zeitgründe als Gründe für den Rückzug aus dem Vorstand an.

Man hörte bei Britta Sommer den vielbeschriebenen Frosch, der im Hals quakte, als sie den Mitgliedern bei der Hauptversammlung die Situation erklärte. "Es ist leider so, dass es bei uns allen so gekommen ist. Wir wollen uns aber nur aus dem Vorstand verabschieden, nicht aus dem Verein. Wir sind dann immer noch da." Bis Ende November will man jetzt im Verein, der Ende 2015 aus 42 Mitgliederfamilien bestand, eine neue Vorstandschaft aus vier Personen finden. "Vier sind das Minimum bei dem Umfang der Arbeit", sagte Martin Sommer. "Und ins kalte Wasser wollen wir auch keinen springen lassen", sagte der Kassenwart, "deswegen sagen wir das jetzt. Der neue Vorstand soll uns begleiten."

Am Abend der Versammlung fand sich niemand, der bereit war, ein Amt zu übernehmen. Falls man keinen Ersatz bis November gefunden haben sollte, werde man den Verein auflösen. "Schließlich müssen wir dann Verträge und den Mietvertrag für die Vereinsräume kündigen", so Martin Sommer.

Verein lebt von der Basisarbeit mit der Krabbelgruppe "Zwergenrunde"

Dass die Arbeit des Vorstandes des Vereins eine enorme Aufgabe ist, zeigte sich auch im Bericht von Sommers Frau: siebeneinhalb eng beschriebene Seiten voll mit Terminen und Aktionen des Vereins. Unter anderem das Jubiläum im vergangenen Juni. "Das war eine schöne Feier", so Britta Sommer, "Es gab Musik für die Kleinen, ein Spielmobil und eine Tombola. Auch vor dem Zentrum auf der Straße haben wir gefeiert", erzählte Britta Sommer. Ebenso erzählte Sommer vom Erste-Hilfe-Kurs, bei dem es großen Zuspruch gab. "Da waren um die 20 Kinder, das war sehr schön."

Doch der Verein lebt nicht von einzelnen Veranstaltungen, sondern von der Basisarbeit mit der Krabbelgruppe "Zwergenrunde", die seit einiger Zeit wieder belebt worden ist und wieder gut besucht sei. Bei der offenen Kinderbetreuung kämen mittlerweile Stammkinder. Das Alter wurde im vergangenen Jahr herabgesetzt. "Damit können auch die frisch gebackenen Mütter zu uns kommen, wenn sie Entlastung brauchen", so Britta Sommer, die betonte, dass man keine Konkurrenz zu Kitas oder dem Tageselternverein sein möchte. "Wir entlasten die Mütter, wenn sie kurzfristig ihre Kinder unterbringen müssen, für Einkäufe oder Behördengänge."

Für das laufende Jahr habe man schon mehrere Veranstaltungen geplant. So soll es im Juni, neben dem Sommerfest, einen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs für Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse geben.

Im Juli sei ein "Zöliakie-Treff" für Betroffene geplant. Veranstaltungen, die nicht gut besucht waren, habe man ebenfalls gehabt. "Die ›Fungames‹ für Jugendliche kamen gar nicht gut an", so Britta Sommer, "deshalb haben wir die eingestellt."

Das "Sprachcafé United", das vom Freundeskreis Asyl ins Leben gerufen wurde, will man dagegen weiterführen, vor allem, weil schräg gegenüber der Vereinsräume eine syrische Flüchtlingsfamilie eingezogen ist.

Der Kassenstand hat sich 2015 um rund ein Drittel verringert, wie Martin Sommer darlegte. "Das liegt eindeutig am Jubiläum. Da schlagen die Ausgaben dafür ziemlich zu Buche."

Dennoch sei der Kassenstand weiterhin positiv.

In Abwesenheit wurden Patricia Gonser und Melanie Nagel für ihre zehnjährige Mitgliedschaft geehrt.