Seit Mittwoch fällt die Stadt Bäume in einem Waldstück, auf dem der neue Steinbruch entstehen soll. Foto: Hopp

Steinbruch: Talheimer zweifelt, ob ohne sein Grundstück Vertrag umgesetzt werden kann. Stadt widerspricht.

Horb-Talheim - Der erste Weg links in den Wald zwischen Talheim und Hochdorf. Vor dem Eingang ein großes Schild: "Holzfällarbeiten! Lebensgefahr!" Die Stadt lässt hier seit Dienstag die Bäume für den neuen Kaltenbach-Steinbruch fällen.

Für den Talheimer Ernst Pfeffer ist das "illegal" und ein "Vertragsbruch". Der Landwirt – auch bekannt durch seine Schäferei und den Hofladen sagt: "Die Stadt handelt, obwohl das ausgehandelte Gesamtpaket von Seiten des Steinbruchunternehmers noch nicht erfüllt ist."

Denn: Vor dem 6000 Quadratmeter großen Waldstück, wo bald ein Steinbruch sein soll, ist ein Erdwall vorgesehen. Pfeffer argumentiert: "Hier sollen auch die Betriebsgebäude entstehen. Während der Wald der Kommune gehört, gehören die Flächen vor dem Wald Privateigentümern. Mir gehören dort auch Flächen. Ich habe noch nicht verkauft."

Pfeffer argumentiert, dass ohne seine Grundstücke dieser Erdwall mit den dazugehörigen Betriebsgebäuden nicht errichtet werden können. Dies gehöre aber zum Gesamtpaket dazu. Der Landwirt: "Ohne alle notwendigen Grundstücke von den privaten Eigentümern kann der Steinbruchunternehmer das so nicht umsetzen. Damit werden die Voraussetzungen des Gesamtpaketes nicht erfüllt. Ich habe die Stadt eindringlich darauf hingewiesen, doch offenbar hat mich niemand gehört."

Ist das Fällen der Bäume für den Steinbruch deshalb illegal? Horbs Stadtplaner Peter Klein: "Nein. Bei der Fläche, die Pfeffer anspricht, geht es lediglich um eine provisorische Aufschüttung. Hier soll Humus zwischengelagert werden und ein Wall aufgeschüttet werden, der als Emissionsschutz gedacht ist. Um die Straße nach Hochdorf beispielsweise vor Staub zu schützen. Falls Herr Pfeffer seine Grundstücke nicht verkauft, wird das Projekt laut Herrn Kaltenbach nicht unmöglich. Es sei möglich, den Erdwall entsprechend zu verlegen." Auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger sagt: "Wir halten das Projekt auch ohne dieses Grundstück für umsetzbar."

Für Landwirt Pfeffer ist diese Antwort eher unbefriedigend. Er argumentiert, dass nicht nur sein Acker auf dem Geländer mit dem Erdwall vom Steinbruch betroffen ist, sondern auch sein Feld daneben: "Wir Landwirte haben immer mehr Umweltauflagen. Wir müssen unser Korn, welches das ganze Jahr auf dem Feld gestanden ist, auf dem Weg zur Mühle abdecken. Was ist mit meiner Ernte, wenn dort der Staub vom Steinbruch rübergeweht wird?"

Der Landwirt – er weiß noch nicht, ob er seine Fläche an Kaltenbach verkaufen will. Auf jeden Fall hat sich der Steinbruchunternehmer bei ihm zu einem Verhandlungstermin angemeldet. Klein sagt dazu: "Kaltenbach ist an einer Umsetzung interessiert." Rosenberger kritisiert Pfeffers verhalten. Dieser fordere nun von Kaltenbach, dass er nicht nur das Pfeffersche "Steinbruch-Grundstück" kaufe, sondern auch umliegende. "Forderungen zu stellen, ist ein gutes Recht eines Privatmannes, aber man muss sich nicht wundern, wenn man damit nicht erfolgreich ist."

Fakt ist jedenfalls: Der Gemeinderat hat in einer nicht-öffentlichen Sitzung die Vereinbarungen aus dem Jahr 2007 für den neuen Steinbruch in Talheim noch einmal in modifizierter Form bestätigt. Vorher hatte der Ortschaftsrat zugestimmt.

Stadtplaner Peter Klein: "Wir als Stadt bleiben Eigentümerin der Fläche. Es wird jetzt Zug um Zug abgeforstet. Zunächst handelt es sich nur um die Fläche, die zum Start benötigt wird." Wenn der Pachtvertrag mal auslaufen sollte, sagen die Rekultivierungsvorschriften, dass dort wieder Wald entstehen muss. Für die Stadt rechnet sich das Geschäft, wie Klein zugibt: "Die Einnahmen aus der Verpachtung der Fläche für den Steinbruch sind deutlich höher als die Erträge aus der Holzernte." Die wird natürlich in diesem und im kommenden Jahr steigen. In den Folgejahren wird man dann eventuell eine geringere Holzernte im Waldhaushalt merken. "Doch dafür wird es dann im Haushaltsplan einen Ausgleich geben", so Klein. Insgesamt beträgt die Fläche dieses Waldstücks 0,6 Hektar. "Angesichts der Gesamtfläche fällt das im Waldhaushalt nicht so groß ins Gewicht", so Klein.

Ortschaftsrat und Gemeinderat hatten schon im Jahr 2007 den neuen Steinbruch in Talheim grundsätzlich genehmigt. Er gilt als Kompensation für den Steinbruchunternehmer, weil er nach jahrzehntelangen Beschwerden der Anwohner seinen Steinbruch direkt im Ort 2003 geschlossen hatte. Vor drei Jahren enthüllte der Schwarzwälder Bote, dass Kaltenbach hier Abraum von Stuttgart 21 ablagern wollte.

Wegen des Widerstands der Bürgerinitiative "Talheim 21" hatte Kaltenbach zwischenzeitlich vorgeschlagen, den Abraum von Stuttgart 21 im neuen Steinbruch, der jetzt hergerichtet wird, abzuladen und per Förderband zum alten Steinbruch zu befördern. Der Nabu hatte dies abgelehnt.