Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Verband Katholisches Landvolk, zeigte bei seinen Vortrag Ansätze zur Belebung von Dorfgemeinschaften auf. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Der demografische Wandel und seine Folgen: Wolfgang Schleicher ruft zu mehr Wir-Gefühl und Bewusstseinsbildung auf

Horb-Grünmettstetten. Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Verbands Katholisches Landvolk, hielt am Montagabend einen Vortrag mit dem Titel "Lebensqualität in unserer Dorfgemeinschaft stärken".

Ausgehend davon, dass der demografische Wandel dazu führt, dass viele wichtige Einrichtungen wie Arztpraxis, Dorfladen, Schule, Kindergarten oder gar das Kommunikationszentrum Gastwirtschaft in Dörfern schließen, versucht man von Seiten des Verbands mit dem Projekt "Lebensqualität durch Nähe" hier gegenzusteuern und so die Lebensqualität in ländlichen Gemeinden nachhaltig zu sichern.

Gut 25 Personen, die nahezu einen repräsentativen Querschnitt durch die Mettstetter Bevölkerung darstellten, durfte Richard Saier, der Vorsitzende des Katholischen Landvolks/Werkvolk Grünmettstetten, zu diesem Vortrag begrüßen. "Alle wichtigen Amtsträger sind da – der Mesner, der Förster, der Doktor, der Ortsvorsteher und einige Ortschaftsräte", freute sich Saier, der anfügte, dass man diesen Abend schon lange geplant hatte und das Thema nun der ideale Einstieg zum Masterplan 2050 sei.

Und tatsächlich, Wolfgang Schleicher musste nicht viel Neues aus Stuttgart mit nach Grünmettstetten bringen. Das Rad braucht er nicht neu zu erfinden, und maßgeschneiderte Lösungen für den kleinen Ort hatte auch er nicht in der Tasche. Er zeigte jedoch anhand von Beispielen auf, wie manche Dinge in ähnlich strukturierten Gebieten gelöst wurden und beschwor die Bewusstseinsbildung und das Wir-Gefühl als die beiden Faktoren, ohne die überhaupt nichts geht.

Er nahm Bezug auf Bekanntes, betonte die Wichtigkeit der Prozessentwicklung und unterstrich, dass ein exaktes Regelwerk gerade bei der Bürgerbeteiligung immens wichtig ist. Hier konnte er sich auf die als "Horber Spielregeln im Trialog von Bürgern, Kommunalpolitik und Verwaltung" bekannt gewordenen Behördenvorgaben berufen. Dieser Verhaltenskodex regelt das Miteinander der drei beteiligten Parteien und wurde in allen Ortsteilen – zumindest von den Ortschaftsräten – als gut anerkannt.

Damit Bürgerbeteiligungsprozesse gelingen, müssen neue Verantwortungspartnerschaften in der kommunalen Daseinsvorsorge zwischen Bürgerschaft, Politik, öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft und freien Verbänden geknüpft werden. "Wer von einem Vorhaben oder einer Problematik betroffen ist, muss in die Suche nach einer Lösung beziehungsweise in deren Umsetzung einbezogen werden, indem ihm auf geeignete Weise eine Beteiligung ermöglicht wird. Wer zur Lösung etwas beitragen kann, sollte einbezogen werden", erläuterte Schleicher das "Stakeholder (Teilhaber) Prinzip".

Einbringen können sich alle Horber bei der öffentlichen Stadtkonferenz, bei der man sich am 10. Dezember mit der Vertiefung und Konkretisierung bereits grob umrissener Vorgaben beschäftigen wird. Speziell auf die Belange von Grünmettstetten ausgerichtet, findet dann am 27. Januar 2017 eine halbtägige Stadtteilkonferenz im Ort statt. Ortsvorsteher Karl Kocheise hofft hier auf breite Beteiligung, die sich quer durch alle Bevölkerungsschichten zieht. "Hier ist das Miteinander von Jung und Alt gefragt", so Kocheise.

Im Fazit seiner Ausführungen durfte Wolfgang Schleicher festhalten, dass man Bürgerbeteiligung nicht mit Bürgerinitiative verwechseln dürfe, und dass man Brunnen bauen sollte, bevor man Durst hat, wie ein arabisches Sprichwort lehrt.

In der anschließenden Diskussionsrunde kristallisierten sich zwei Hauptproblemfelder heraus, mit denen sich die Mettstetter herumschlagen. Es ist zum einen die sehr unbefriedigende Situation in Bezug auf verfügbare Bauplätze und zum anderen der Verkehr, der so manchen Dorfbewohner an das Verkehrsaufkommen in der Großstadt erinnert. "Kürzlich habe ich 15 Minuten gebraucht, um mit meinem Traktor in die Hauptstraße einbiegen zu können", beschwerte sich ein Bürger. Gerade diese beiden Themenfelder können bei der Stadtteilkonferenz zu Papier gebracht werden, und vielleicht ändert sich dann etwas.

Wer weiß? In Bezug auf Netzwerke, Bürgerengagement und Lösungsmöglichkeiten haben die Teilnehmer dieser Veranstaltung auf jeden Fall einiges mitnehmen können. Etwas, das vielleicht im Januar zur Lösung einiger innerörtlicher Probleme beiträgt.