Gudrun Birkenberger gehört zu dem Helferteam, das gestern an der Vesperkirche im Steinhaus loslegte. Foto: Hopp

Vesperkirche: Für den ersten Tag 90 Essen bestellt. Schon um 12.15 Uhr startet "Maultaschen-Reserve".

Horb - Maultaschen-Reserve, Dartpfeil-Karte und eine Premiere. So startete gestern die neunte Vesperkirche im Steinhaus in Horb.

Die Premiere. Rüdiger Holderried als Nachfolger von Erwin Reck ist ganz schön aufgeregt: "Naja, ich weiß ja nicht, ob alles klappt. Ob die Essensausgabe läuft, wie es mit den Helfern geht und ob alle satt werden." Denn: Zum ersten Mal beliefert nicht mehr die Küche des Altenheims die Vesperkirche mit Essen, sondern ein Caterer.

Trotzdem ist Altenheim-Koch Heiko Schwabe da, um die Helfer in der Essensausgabe einzuweisen. Klar, dass er das Mahl der Konkurrenz probiert und grinst: "Letztes Jahr war das Essen besser."

Er ist extra aus Rottweil gekommen und hat dort auf den großen Narrentag verzichtet, um den Start der Vesperkirche höchstpersönlich einzuleiten.

Dekanatsreferent Achim Wicker steht gleichzeitig am Eingang. Checkt, wie viel Gäste da sind. Es sind um kurz nach 12 Uhr schon über 75. Holderried: "Wir haben beim Caterer 90 Mahlzeiten bestellt. Ich glaube, es ist jetzt schon Zeit, die Maultaschen-Reserve zu starten, damit auch alle satt werden. Denn die Helfer haben ja auch noch Hunger."

Denn: Damit wirklich jeder Gast der Vesperkirche sein Essen bekommt, auch wenn die des Caterers weg sind, gibt es im Keller des Steinhauses die Notküche. Holderried: "Da können wir jederzeit Maultaschen in Brühe machen. Aber die werden natürlich erst dann ausgegeben, wenn die anderen Mahlzeiten weg sind. Wir kennen ja die Schwaben und ihre Vorliebe für die Maultaschen – sonst gibt es Chaos an der Essensausgabe."

Der nervöse Holderried. Er hat seine erste Horber Vesperkirche offenbar gut im Griff. Das meint auch Brigitte Ohagen, Besitzerin des Geschenkladens "Blickfang" und Helferin: "Der Holderried passt schon. Ist ja gut, wenn auch mal wieder frischer Wind in die Vesperkirche rein kommt." Auch OB Peter Rosenberger ist zufrieden mit dem neuen Caritas-Leiter: "Er hat eine sehr offene und angenehme Art. Seine Erfahrung aus Freudenstadt kommt uns auch in der offenen Jugendarbeit bei uns zu Gute."

Und nicht nur da: Holderried hat auch schon in der Hauptstadt des Landkreises bei der Vesperkirche mitgemacht. Sieht so aus, als ob der neue Caritas-Leiter ein Volltreffer für Horb und seine Vesperkirche sein könnte. Wer schon so nervös ist, um ein guter Gastgeber zu sein – das spricht klar für den Bildechinger.

Volltreffer – das spielt auch eine Hauptrolle in der Einstimmung auf die neunte Vesperkirche. Denn: Pfarrerin Susanne Veith hatte auf allen Tischen die "Dart-Pfeil-Karte" der Mössinger Künstlerin Stefanie Bahlinger auslegen lassen. Mit dem Jahresspruch: "Ich schenke Euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist hinein."

Die Pfarrerin: "Sie sehen ein dunkles und ein rotes Herz. Beides Dartpfeile. Das dunkle Herz geht am Ziel vorbei, das rote Herz trifft genau die goldene Mitte. Das heißt: Wenn die Mitte nicht klar ist, können wir das Ziel des Lebens verfehlen. Und deshalb hoffen wir, dass Gott gegenwärtig ist, wenn wir hier in den nächsten beiden Wochen unsere Tischgemeinschaft und gute Gespräche haben."

Diakon Klaus Konrad spricht dann das Gebet: "Sei Du unser Licht und Heil, welches die Gemeinschaft mit anderen erhellt."

Und OB Peter Rosenberger schafft es, mit seinem Grußwort pünklich fertig zu werden: "Es ist kurz vor 12 Uhr, dann sollte das Essen auf dem Tisch stehen. Das gemeinsame Essen ist immer noch der Mittelpunkt vieler Familien. Die Vesperkirche zeigt, dass wir eine große Familie hier in Horb sind."

Und damit auch wirklich jeder – egal welches Einkommen – mitessen kann, freut sich Dekanantsreferent Achim Wicker über die Spenden: "Wir haben bisher schon knapp 10 000 Euro zusammen."

Weitere Informationen: Die neunte Horber Vesperkirche. Täglich von 11 bis 13 Uhr im Steinhaus. Letzter Tag: Freitag, 3. Februar.