Trotz ernstem Thema gab’s ein kleines Lächeln für den Fotografen: Ingrid Schuldes-Tropp (von links), Helmut Losko, Karoline Adler, Rosemarie Zimmermann und Agnes Müller. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

16. Friedenstage visualisieren Grausamkeiten des Krieges / Arbeitskreis Stadtarchiv Horb zeigt Zeitdokumente

Von Peter Morlok

Horb. Ein Esel mit Gasmaske auf der Schnauze – welch groteskes und zugleich prägnantes Bild, das in der Fotoausstellung "Besiegte Menschheit – Deutschland im Ersten Weltkrieg" einen besonderen Platz einnimmt und das sich das "Projekt Zukunft" für ihre 16. Friedenstage als Leitmotiv aus einer Vielzahl von Schreckensbildern aussuchte.

Es ist ein Bild, eine Momentaufnahme jener Zeit, das in seiner Einfachheit von einem Krieg erzählt, der zum ersten Mal visualisiert wurde. Die Bilder sollten später an die Grauen des Krieges erinnern und die nachfolgenden Generation mahnen, wie schrecklich diese Zeit war.

Die Kriegsgegner vor 100 Jahren glaubten damals: "Wer diese Bilder sieht, der hat die Schnauze vom Krieg voll". Wie sehr sie sich irrten, steht in den Geschichtsbüchern. Heute ist Krieg an der Tagesordnung – nur weit weg, an irgendeinem Brennpunkt dieser Erde. Damals waren es Bilder einer Zeit, die mit lautem Hurra begann und in einer Weltwirtschaftskrise und einer geschlagenen Nation endete.

Der Gasmasken-Esel erinnert aber auch daran, dass dies der erste Krieg war, in dem chemische Kampfstoffe zum Einsatz kamen. Die beiden Herren, die auf dem Bild neben dem Esel stehen, haben nicht umsonst sich und ihrem Lastentier die Gasmasken übergestülpt. Es sind nur zwei Soldaten, die zusammen mit ihrem Esel mahnend im Bild stehen, aber ihre Präsenz ist heute noch so plastisch, als ständen sie erst seit kurzem so da. Und doch ist es 100 Jahre her und solange kämpft die Friedensbewegungen gegen Krieg und Militarisierung.

Das Projektteam vom "Projekt Zukunft", mit Helmut Loschko an der Spitze, der Horber Initiative für den Frieden, hat sich für ihre 16. Friedenstage neben einem fein zusammengestellten Programm auch die Unterstützung des Arbeitskreises Stadtarchiv Horb gesichert, der beim gestrigen Pressegespräch nicht nur zahlreich vertreten war, sondern auch zwei Vitrinen, die mit Gegenständen aus jener Zeit gefüllt waren, mitgebracht hatte.

Mit diesjährigem Thema liegt man ganz im Mainstream

Darunter befindet sich auch das Originaltelegramm, das am 2. August 1914 vom Briefträger Errath beim damaligen Bürgermeister Carl Noll abgegeben wurde. An diesem Tag begann die Mobilmachung in Horb. Im Rahmen der diesjährigen Eröffnung der Friedenstag, die am 1. November um 19 Uhr im Klosterforum stattfindet, werden unter anderem Mitglieder vom Arbeitskreis Stadtarchiv Horb weitere Zeitdokumente mit direktem Bezug zu Horb und dem Ersten Weltkrieg bei einer Lesung vortragen.

Im "Projekt Zukunft" war man sich beim Start des diesjährigen Themas gar nicht sicher war, ob es jemand interessiert – bis man feststellte, dass man ganz im Mainstream liegt. Kreisarchivarin Karoline Adler ist sich sicher, dass man dieses Teil der Vergangenheitsbewältigung immer wieder neu erfassen muss. "Ich habe mich im vergangenen Jahr sehr mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt", sagte sie und fügte an, dass das deutsche Volk überhaupt keine Chance hatte, diesen Teil ihrer Geschichte aufzuarbeiten.

Zu schnell drängte das "arbeitslose" Militär zum nächsten Krieg. Stefanie van de Kerkhof, eine renommierte Expertin für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, wird in ihrem Vortrag "Kriegswirtschaft – der Erste Weltkrieg und seine ökonomischen Ursachen und sozialen Folgen" diesen Part der Geschichte am 6. November beleuchten und eine Woche später wird Karl-Heinz Peil das Gedenkjahr 2014 mit seinen Besonderheiten in den Fokus seiner Betrachtungen stellen.

Das Kindertheater "Das kleine Spectaculum" skizziert den Krieg in kindgerechter Form in dem Stück "Du hast angefangen, nein, du" und der Film: "Im Westen nichts Neues", der 1930 uraufgeführt wurde, arbeitet das Kriegsthema cineastisch auf.

HG Butzko, Gewinner des deutschen Kleinkunstpreises 2014, tritt im Rahmen der 16. Friedenstage auf und Kai Degenhard, Sohn des legendären Liedermachers Franz Josef Degenhard, wird am 22. November den Schlusspunkt unter die Horber Friedenstage 2014 setzen.

Die ganzen drei Wochen über wird die Fotoausstellung "Besiegte Menschheit – Deutschland im Ersten Weltkrieg" im Forum des Klosters zu sehen sein. Jochen Schmidt von der Friedensbibliothek und des Antikriegsmuseums Berlin wird zur Eröffnung in fünf Themenblöcken in diese Ausstellung einführen. Besonders wird er dabei auf die Leiden der Zivilbevölkerung, der Kriegsgefangenen sowie die Taktik der verbrannten Erde eingehen.

Weitere Informationen: Info: Eröffnung der 16. Horber Friedenstage ist am 1. November, ab 19 Uhr im Klosterforum Horb. Weitere Infos unter www.pz-horb.de / Hier findet man auch die Veranstaltungen zu den 16. Friedenstagen separat aufgelistet und beschrieben.