Sebastian Jurek und Karolina Dürr wollen ihre Düfte deutschlandweit bekannt machen. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Sebastian Jurek setzt auf Raumdüfte / Agentur-Inhaber plant Expansion / Einige Unternehmen arbeiten schon mit "Duftmarketing"

Von Jürgen Lück

Horb. Das ist ja dufte, woran Sebastian Jurek seit drei Jahren getüftelt hat. Stolz präsentiert er mit seiner Vertrieblerin Karolina Dürr den Duftspender "Pure Blue" aus Plexiglas.

Jurek: "Das ist unser Spitzengerät, damit die Düfte perfekt im Raum verteilt werden können." Mehr als drei Jahre lang hat der Inhaber der Werbeagentur "Digital-Content" an seinem neuen Produkt gearbeitet. Jetzt ist es soweit: Der Verkauf an Privatkunden beginnt.

Ein Mann und Raumdüfte? Kann das funktionieren? Jurek lächelt: "Duftmarketing ist ein ganz wichtiger Faktor, der in immer mehr Handelsunternehmen eingesetzt wird, um die Kunden in Kauflaune zu bringen. Was meinen Sie, warum der Bäcker Saur in der Vorkassenzone von Real seine Brötchen frisch aus den Ofen holt und dort auch Kaffee frisch gemahlen wird?"

Denn – so weiß es der Werbe- und Marketing-Experte – der Duft von frischen Brötchen und frisch gemahlenen Kaffee kann bisher nicht künstlich nachgeahmt werden. Aber: Duftmarketing ist das A und O der modernen Konsumtempel. Jurek: "Ikea beispielsweise setzt das ganz bewusst ein. In jeder Abteilung wird ein eigener Duft versprüht. Untersuchungen zeigen, dass damit der Umsatz um bis zu sieben Prozent gesteigert werden kann. Weil Düfte direkt auf das limbische System des Menschen wirken, welches nicht bewusst gesteuert werden kann."

Geheime Kräutermischung

Vor gut vier Jahren, so der Inhaber der Werbeagentur, bekam er Kontakt zu einem Investor. Der hatte eine Firma aufgekauft, die sich mit Duftmarketing beschäftigt. Und Jurek sorgte mit seinem Marketing dafür, dass diese Firma inzwischen Marktführer bei der Beduftung von Altenpflegeheimen ist.

Der clevere Horber: "Als Gegenleistung hatte ich ausverhandelt, dass ich die Produkte auf eigene Kappe für den Endverbraucher-Markt entwickeln und verkaufen darf." Denn: Die Düfte der MyFlair-Kollektion, wie Jurek seine Linie getauft hat, seien rein biologisch hergestellt. Dazu wird den meisten ein Geruchsvernichter beigemischt.

Der Marketing-Fachmann: "Dieser Geruchsvernichter basiert auf einer geheimen Kräutermischung, die dafür sorgt, dass die Geruchsmoleküle wirklich von den Sauerstoff-Atomen abgetrennt werden. Und damit der Geruch verschwindet."

Doch Jurek musste die Düfte erst einmal marktreif machen. Zieht die Dosen aus seinem Schrank, dazu Sprays und Granulate. Zeigt auf seine Halter: "Das hat auch gedauert, bis ich die richtigen Ideen hatte." Einmal die Holz-Variante, dann die Plexiglas-Variante. Karolina Dürr legt die Glitzerschale drauf, dann schmiert sie ein bisschen Duftgel auf das Glas. Dann wird der silberne Schalter umgelegt, der Ventilator dreht sich und es fängt zu duften an. Jurek: "Der Ventilator ist ein geräuschfreies Teil aus der Industrie." Wie man sieht, macht er sich Gedanken um jedes Detail.

Auch um die Produktstory. Laut dem Werbeprofi stimmt alles: "Das Produkt ist ausschließlich aus natürlichen Materialien hergestellt. Es wird im Ländle produziert. Die gelartige Konsistenz sorgt dafür, dass sich der Duft optimal entfalten kann, ohne an Intensität zu verlieren." Man merkt, dass er nicht nur die Klaviatur des Marketings versteht, sondern auch die Werbetrommel schlagen kann.

Und Dürr ist die Frontfrau, die das duftende Produkt an den Mann bzw. die Frau bringt. Sie sagt: "Erst war ich skeptisch. Ich bin Düften gegenüber eher allergisch. Dann hab ich das Granulat auf den Boden verstreut und mit dem Staubsauger aufgesaugt. Mein Mann sagt seitdem, dass der Staubsauger nicht mehr stinkt." Zweites Einsatzgebiet: Die Waschmaschine. Dürr: "Die Sportsachen haben nach der 30 Grad-Wäsche nicht so frisch gerochen." Auch hier half das Duft-Granulat. Jetzt hat Dürr ein Unternehmen gegründet und veranstaltet Duft-Partys.

Und für den Produktentwickler Jurek ist das der erste Schritt für den Aufbau des deutschlandweiten Vertriebs: "Ich habe jetzt schon die ersten Anfragen von Interessenten, die den Raumduft verkaufen wollen."