Hans Otto Horch Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuedition der Auerbach-Briefe erscheint als Buch / Hans Otto Horch stellt dreibändige Ausgabe morgen vor

Horb-Nordstetten. Die zum Jahreswechsel erschienene wissenschaftlich kommentierte Ausgabe der Auerbach-Briefe gilt in Fachkreisen als Schlüsselwerk für die Auerbach-Forschung.

Hans Otto Horch, Emeritus der Universität Aachen, stellt am morgigen Mittwoch, 22. April, um 19.30 Uhr im Berthold-Auerbach-Museum seine dreibändige Neuedition "Berthold Auerbach, Briefe an seinen Freund Jakob Auerbach" vor.

Der Herausgeber, der bereits über den Roman "Das Landhaus am Rhein" und über Auerbachs Selbstverständnis als Deutscher und Jude auf Einladung des Berthold-Auerbach-Literaturkreises referiert hatte, spricht morgen über die in den Kommentarband eingeflossenen Erkenntnisse aus seiner jahrzehntelangen intensiven Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller.

Die vielfältigen Recherchemöglichkeiten der Neuedition, die auch in digitalisierter Form vorliegt, demonstriert er anhand einer interaktiven Stichwortsuche. Das Publikum ist eingeladen, gemeinsam in Auerbachs Briefen zu stöbern und hierzu eigene Fragestellungen mitzubringen.

Auf das literaturinteressierte Publikum wartet eine "Entdeckungstour durch fünf Lebensjahrzehnte des beziehungsreichen Nordstetters", verspricht Agnes Maier vom Literaturkreis. Die Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Projekt Zukunft werden unterstützt von der Arbeitsstelle für Literarische Museen und Gedenkstätten in Marbach und der Stadt Horb.

Der Eintritt kostet 6 oder ermäßigt 4 Euro und ist für Schüler frei.

Zu den geschichtlichen Hintergründen der Auerbach-Briefe informiert der Literaturkreis: "Berthold Auerbachs geplante Memoiren blieben skizzenhaft und unvollendet. Daher verfügte er auf dem Sterbebett, dass die Briefe, die er über fünf Jahrzehnten an seinen engsten Freund Jakob Auerbach geschrieben hatte, als autobiografisches Vermächtnis herausgegeben werden. Die 730 Briefe und Brieffolgen umfassen einen Zeitraum von 1830 als Abiturient bis zu seinem Tod in Cannes 1882. Er hatte dem Freund nicht nur private Dinge anvertraut und Begegnungen mit bedeutenden Persönlichkeiten geschildert. In einem breiten Panorama befasste er sich mit den sozialen und kulturellen Fragen einer bewegten Zeit."

Die jetzt bei DeGruyter in der Reihe Conditio Judaica verlegte dreibändige Neuausgabe und die parallel erschienene E-Book-Version sind ein lange ersehntes Standardwerk und eine unverzichtbare Einstiegshilfe für die Auerbach-Forschung. Die Bände 1 und 2 transkribieren seitengenau die Originalausgabe von 1884 aus der Frakturschrift in die heute gebräuchliche Antiqua.

Die erwähnten Personen, Zitate und Ereignisse waren oft nur dem eingeweihten und umfassend gebildeten Briefempfänger vertraut. Mit Band 3, dem Kommentar- und Indexband, leistete Horch nun die ebenso mühe- wie wertvolle Arbeit, die literarischen und historischen Zusammenhänge aufzuzeigen. Erläuterungen und Querbezüge bieten einen erleichterten Zugang zu Themen und Sachverhalten, die sich dem heutigen Leser nicht mehr ohne Weiteres erschließen würden. Vor allem aber bieten die Kurzbiografien der genannten Personen Einblicke in das breite gesellschaftliche Umfeld Auerbachs.