Sie jubeln dem Narrenvolk entgegen: Susanne und Christoph Baiker sind das närrische Horber Grafenpaar der neuen Fasnetssaison, die standesgemäß im "Schiff" begann. Unterwegs "im Namen des Königs" waren bei der Fasnetseröffung im Schiff: Alex Guth, Peter Schäfer, Ralf Brakopp und Stefan Fox – wobei Letzterer schon eine Idee für sein neues HOR-Kennzeichen präsentieren konnte. Foto: Zunftmeister Eckhardt

Beim Fasnetsauftakt im Gasthaus Schiff gibt's viel zu lachen. Grafenpaar: Susanne und Christoph Baiker.

Horb - Tri, tra, trullala, die Fasnet, die ist wieder da! Spittel, Großer Hau, HOR, City-Mall, das "düstere Horber Handelsgrab" und herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – das ist der Stoff, aus dem die Geschichten für das Horber Kasperletheater gestrickt sind.

Vorgetragen, gesungen und parodiert wurden sie in diesem Jahr beim großen Eröffnungsabend zur 90. Horber-Fasnetsaison vom Stadtkasper, den singenden Hexen, dem ärztlichen Rat Peter Rosenberger, den Turmschurken und zu guter Letzt von den Eiligen Drei Königen.

Im überfüllten "Schiff" übte sich die Horber Fasnets-Prominenz in Schnapp-Atmung und Geduld, denn niemand wollte den großen Moment versäumen, wenn der Hofmarschall per Proklamation das neue Grafenpaar in Amt und Würden hebt.

Bevor das Rätsel jedoch gelüftet wurde, kam der Stadtkasper "Metze" Kreidler und nahm mit spitzer Feder und bissigem Humor die Höhepunkte der zurückliegenden Monate ins Visier. Eigentlich gab‘s nichts zu meckern, wäre da nicht ein "heil’ger Martin mit dem Mantel, unser Scherer, dieser Trampel" gewesen, über den der Kasper zu berichten wusste: "Zahlst du auch pünktlich deine Pacht, nimmt trotzdem dich vor ihm in Acht, den Kiosk auf der Freibadwiesen kann Martin dir sonst schwer verdrießen."

Passend zur Jahreszeit nahm der Kasper das närrische Volk auch noch mit auf eine Runde Laterne laufen. Natürlich mit lokalpolitischem Kolorit. "Kaserne, Kaserne, wir haben dich so gerne. Lass mich ja mit Krieg in Ruh, aber schließt meine liebe Kaserne nicht zu", sang er. Die singenden Hexen zielten ebenfalls aufs stadtpolitische Geschehen: "Wenn beim Eröffnungsball die ganze Halle bebt, wois koiner genau, wie lang des Dach no hebt."

Medizinrat "Rosi" Wund-Star-Krampf (Oberbürgermeister Rosenberger) machte sich Sorgen um Arbeitsplatz und medizinische Versorgung. "Das wird schwierig, ich sag es gleich, erst mit der Schließung des Spittels, wird Freudenstadt reich! Von Freudenstadt hab ich die Order sehr genau, vergraul die Gäste, ohne Patienten geht’s au. Und wenn keiner mehr will ins Horber Haus, dann zieht Freudenstadt endgültig den Stecker raus", so seine Einschätzung.

In einer gesangsähnlichen Darbietung freuten sich die Turmschurken, dass sie weder Hexe noch Stoibrecher sind, und die "Eiligen Drei Könige", die das Motto des Eröffnungsballes – Horber Königreich – auf den Arm nahmen, sticheltenten eine bekannte Horberin: "Wir singen jetzt ein Liedle, politisch ganz korrekt – wir lassen oifach Namen und schlimme Wörter weg. Darauf kommt es auch heute Abend leider an, sonst schreibt am Montag ein Leserbrief die Familie Schneider ….". Nach diesen Beiträgen wurde endlich der Schleier um das diesjährige Grafenpaar gelüftet. Susanne und Christoph Baiker werden bis Aschermittwoch als Ida von Toggenburg und Graf Rudolf von Hohenberg das närrische Horber Volk regieren. Es war aber nicht das einzige Geheimnis, dass gelüftet wurde. Der Herr Hofmarschall und sein Zunftmeister wissen nun endlich auch, wie sie nach diesem "Überredungsabend" von Nordstetten nach Hause kamen. Mit dem Taxi!

Dass der neue Graf ein Empfinger ist, bot natürlich noch Raum für einen kleinen Seitenhieb vom Hofmarschall-Kasper: "Die Gräfin kriegt jetzt einen Kuss, bei einem Empfinger bereitet ein Händedruck scho fast Verdruss." Mit drei kräftigen "Narri-Narro ond Horrido" startete die NZ in ihre 90. Fasnetssaison.