Großes Gerät für große Wagen: Die Eisenbahn-Erlebniswelt hat seit gestern weitere Raritäten. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Die zwei letzten Expemplare eines Hubschiebdachwagens sind gestern in Horb eingetroffen

Von Peter Morlok

Horb-Isenburg. Seit gestern Morgen ist die Horber "Eisenbahn-Erlebniswelt" um eine Attraktion reicher. Claus-Jürgen Hauf, Direktor des Eisenbahn-Museums, ist es gelungen, die zwei weltweit letzten vierachsigen Hubschiebdachwagen vom Typ TMS für seine Erlebniswelt zu kaufen. Damit konnte er eine eisenbahnhistorische Sensation realisieren, denn diese beiden letzten Exemplare von ehedem neun gebauten Wagen, galten in der Fachwelt sowie in der einschlägigen Literatur als verschollen, beziehungsweise wie die anderen sieben Exemplare auch, die in den 1970er-Jahren verschrottet wurden, als ein Opfer von Schneidbrenner und Metallpresse.

Gebaut wurden die beiden Wagons in den Jahren 1942 und 1943. Grund für den Bau dieses Wagentyps war, dass man die Güterwagen nicht nur durch die Türen, sondern auch schneller von oben be- und entladen wollte. Wie der Name Hubschiebdachwagen schon sagt, konnte man die eine Hälfte des Daches über die andere Hälfte – und umgekehrt – ziehen. Sie gingen damals jedoch nicht in Serie, da alles, was es an Material zu jener Zeit gab, für Kriegsgerät verwendet wurde. Auch war das Handling der Dachschiebekonstruktion nur mit großer Muskelkraftanstrengung möglich, was nicht unbedingt für den Wagen in seiner großen, vierachsigen Ausführung sprach. Nach dem Krieg wurde der Wagentyp zwar wieder gebaut, jedoch nur noch in seiner kleineren, zweiachsigen Ausführung, bei dem auch die Dachkonstruktion wesentlich leichter zu bedienen war.

Für die Horber "Eisenbahnerlebniswelt" ist es ein Glück, dass Hauf die beiden letzten erhaltenen Wagen bei der Firma HGK (Hafen-Güter-Köln) in Brühl, wo sie als Lagerfläche dienten, entdeckte. "Zwei Jahre haben die Verhandlungen gedauert, bis ich die beiden Wagen letztendlich kaufen konnte", sagte Hauf im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

So spektakulär wie der Fund und die Verhandlungen zum Erwerb der Wagen ging auch der Transport von Brühl (in der Nähe von Köln) nach Horb über die Bühne.

Wenn ein Eisenbahnwaggon stolze 22 750 Kilogramm wiegt, dann muss schon recht großes Gerät zum Transport und dem Umsetzen her. Mit zwei großen Tiefladern wurden die beiden neuen Stars, die ordentlich Patina in all den Jahren angesetzt haben, über Nacht und auf den Straßen nach Horb gefahren. Gleich zwei riesige Lastkrähne brauchte man hier, um die Hubschiebdachwagen auf das für sie vorgesehene Gleis zu heben.

Es war eine logistische Meisterleistung, die da in den frühen Morgenstunden nahezu unbemerkt vonstattenging.

Weitere Informationen: www.eisenbahn-erlebniswelt.de