Das Horber Kammerorchester unter der Leitung von Sven Gnass spielte beim Jahresempfang das Stück "Schwarzer Tänzer". Foto: Hopp

Achtung Rutschgefahr: Stufen zur Halle vereist. Nachtwächter sticheln Landrat wegen Kreisaustritt.

Horb - Musik baut Brücken. Aber räumt leider keinen Schnee. So wurde der Jahresempfang der Stadt zum peinlichen Start ins neue Jahr: Beim Neujahrsempfang in der Hohenberghalle war nicht mal der Haupteingang von Schnee und Eis geräumt. So mussten sich alle Promis über zentimeterdickes Eis oder Schnee vorsichtig die Treppen herunterbewegen.

Horbs Diakon Klaus Konrad: "Hier ist ja wirklich schlecht gestreut." Das bestätigt auch Jan Zeitler, scheidender Bürgermeister von Horb, dessen Ehefrau Annette sich an ihm festhält: "Eine berechtigte Kritik."

Gott sei Dank kommen trotzdem alle Promis heil in die Hohenberghalle. Egal, ob Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD), Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU), Landtagsabgeordneter Norbert Beck (CDU), FDP-Landeschef Michael Theurer auf Ledersohlen, Landrat Klaus Michael Rückert (CDU), Harthmut Diery (Leiter der Dualen Hochschule Horb), Kurt Schmalz (IHK-Vizepräsident) oder Rudolf Köberle, ehemaliger Minister für ländlichen Raum und Präsident des Landesblasmusik-Verbands.

Musik baut Brücken. Und Hochbrücken. Das eine wichtige Mega-Thema des Jahresempfangs in der Hohenberghalle. Diesen Bogen spannt nicht nur OB Peter Rosenberger: "Es beginnen die Bohrungen im Bereich der Stützpfeiler der künftigen Hochbrücke. Dazu wirft ein großes Ereignis seine Schatten voraus: Horb wird am 2. Juli Treffpunkt für Tausende aktive Musiker und Sänger aus ganz Baden-Württemberg: für das 20. Landes-Musik-Festival." Mit den vielen Vereinen, den Chören, den Musiktagen, der Musikschule und dem Mini-Rock-Festival nimmt Horb, so Rosenberger, den Titel ›Musikhauptstadt 2017‹ selbstbewusst an.

Doch es ist auch Reiter-Kultstadt. Denn: Inzwischen sind schon 25 000 Sonderbriefmarken mit dem Motiv von "Gold Michi" Michael Jung verkauft, die die Stadt zur dritten Olympia-Goldmedaille des Altheimers aufgelegt hatte.

Und im neuen Jahr will die Stadt 5,5 Millionen Euro investieren. Rosenberger verweist auf die Entschuldung der Stadt, den Stellenabbau im Rathaus. Gut auch: Die Gewerbesteuereinnahmen sind im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen. Dann kündigt er neue Details der Digitalisierungs-Offensive an. Rosenberger: "Wir planen ab diesem Jahr, den Grundschulen einen Betrag für eine einheitliche digitale Ausstattung zur Verfügung zu stellen." Heißt konkret: Während es bisher insgesamt 100 000 Euro für alle Schulen gab für Computer, Netzwerke und co. und die Grundschulen davon ein paar Krümel abbekamen, soll es jetzt jedes Jahr eine feste Summe geben. Laut Rosenberger gut 30 000 bis 40 000 Euro. Auch in die Glasfaserverkabelung steckt die Stadt dieses Jahr eine siebenstellige Summe. Rosenberger: "Wir können zeitnah die Ortschaften Betra, Dettlingen, Ahldorf, Dießen und Ihlingen versorgen." Mit dem Feuerwehrumzug in die Kaserne wird es am Standort der Dualen Hochschule unten um Erweiterungen gehen. Rosenberger gibt Hinweise, wie es weitergehen könnte: "Die Bibliothek und die Hörsäle sind zu klein. Studentenwohnungen und Einrichtungen rund ums Studentenleben – darüber werden wir die nächste Zeit eifrig diskutieren können."

Auch bei der Hochbrücke sind die Zeichen exzellent. Rosenberger: "Den wichtigsten Satz hat Staatssekretär Norbert Barthle gesagt: Die Mittel stehen zur Verfügung. Hoffentlich ist das Geld noch da, wenn die Planungen fertig sind. Das soll im Frühjahr soweit sein. Dann könnten schon im nächsten Jahr die Anschlussstellen Nordstetten und Rauschbart gebaut werden."

Doch einen Einschnitt wird es schon in knapp einer Woche geben: Jan Zeitler wird am 2. Februar in Überlingen als OB vereidigt. Rosenberger sagt: "Wir haben beide geschafft, dass immer Horb im Vordergrund stand, selbst bei Uneinigkeit in der Sache. Keiner von uns hat je Parteipolitik betrieben, das führt zu Äußerungen wie: Der SPD-Zeitler ist wohl eher Christdemokrat oder der Rosenberger hat gerade wieder die SPD links überholt."

Dann geht der Noch-Bürgermeister ans Mikrofon. Zeitler: "Das ist ein bewegender Augenblick für mich. Die Zeit in Horb hat mich sehr geprägt, die Bürger haben mir viel gegeben. Letztens sagte mir eine ältere Dame: ›Jetzt möchten Sie Horb verlassen. Ich habe sie schon ein bissel mögen.‹ Eine größere Auszeichnung kann es hier nicht geben." Dann lädt Jan Zeitler alle Horber zur großen Feier der Landesgartenschau 2020 in Überlingen ein. Und sagt: "Horb ist eine tolle Stadt, liebe Bürger. Gehen Sie sorgsam damit um!"

Dann geht Rudolf Köberle, Präsident des Blasmusikverbands Baden-Württemberg, ans Rednerpult: "Es wird jeden Tag in Horb Musik gemacht. Sie ist eine bekannte Gastgeberstadt mit traumhafter Kulisse. Der ideale Platz, um unsere Botschaft erlebbar zu machen: Musik baut Brücken. Es braucht nicht nur Hochbrücken, sondern auch menschliche Brücken. Wir freuen uns, am 2. Juli auf der großen Bühne der Stadt die Stärke der Musik zu zeigen."

Der Zeitpunkt, wo Hans-Joachim Fuchtel schon gegangen war. Der Staatssekretär – wichtiger Kontakt in der Bundesregierung und Mitstreiter bei der Hochbrücke – hatte extra die Unterlagen für die Hochbrücke dabei gehabt, doch er musste los. Dringender Termin in Berlin.

Auch Landrat Klaus Michael Rückert ist dabei, Brücken zu schlagen: "Natürlich ist es für den Landkreis lebensnotwendig, dass die einwohnerstärkste Stadt sich gut entwickelt. Der Hauptschlüssel zum Erfolg in Horb ist die engagierte Bürgerschaft. Ich habe den Eindruck, dass sich Horb ganz besonders gut entwickelt, wenn die Brücken zum Kreis und der Region gut genutzt werden. Horb ist und bleibt im Kreis gut aufgehoben. Lasst uns in Zukunft gemeinsam Brücken bauen. Ich als Ihr Landrat freue mich drauf."

Die Nachtwächter des Kultur- und Museumsvereins wohl nicht so. Die drei nehmen den Landkreis ordentlich aufs Korn. Erinnern an die Schnapszahl 44: "Sollen wir Horber uns über die Vierteilung des Altkreises freuen? Dass wir das wegen unserer Sünden willen nicht besser verdient haben? Wir grüßen das Fähnlein in Herrenhalb. Es nährt das kleine Flämmchen der Hoffnung in Horb."

Herrenalb hatte sich mehrheitlich für den Austritt aus dem Landkreis Calw ausgesprochen (wir berichteten).

Landrat Rückert nimmt die Kritik aber nach außen hin gelassen auf, wie OB Rosenberger bemerkt: "Der Landrat hat auch geschmunzelt. Die Botschaften sind angekommen, aber wahrscheinlich hat er sie noch nicht verinnerlicht."

Trumpismus, Nationalismus, Terrorismus. Deshalb der Schlussappell von OB Rosenberger: "Wir wehren uns gegen die German Angst. Die Entwicklung in Horb ist doch hervorragend, wir brauchen keine Angst zu haben. Zeigen wir, dass wir eine Gemeinschaft sind. Dann brauchen wir uns um Horb keine Sorgen zu machen."