Kaufland ist bei Dauerparkern beliebt – doch die Zeit ist eigentlich auf den Einkauf in dem Supermarkt begrenzt und das Limit liegt bei 90 Minuten. Foto: Hopp

Treibt Stadt Autofahrer in die eigenen Parkhäuser? Kaufland derzeit noch kulant - aber nicht mehr lange.

Horb - Das neue Einkaufszentrum und die knappen Parkplätze. Wo können Autofahrer überhaupt noch ein bisschen länger parken, ohne ein Knöllchen zu kassieren? Bei den Activ-Arkaden musste ein Dauerparker 30 Euro bezahlen.

Treibt das Rathaus Autofahrer jetzt in die eigenen Parkhäuser? Das fragen sich immer mehr Arbeitnehmer, die in der Kernstadt arbeiten. Denn: Nach dem Kunden-Ansturm auf das neue Einkaufszentrum werden die Parkplätze verdammt knapp (wir berichteten). Das Kaufland-Parkhaus mit seinen 300 Stellplätzen war jedenfalls proppenvoll. Nicht nur mit Kaufland-Kunden…

Jetzt droht hier neues Ungemach. Eine Kaufland-Sprecherin: "Wir werden im Interesse unserer Kunden die Parksituation beobachten und gegebenenfalls eine Parkraumbewirtschaftung in Erwägung ziehen." Das gibt es schon im Einkaufszentrum gegenüber. Hier haben die ersten Kunden schon 30-Euro-Knöllchen von einem privaten Parküberwachungs-Dienstleister kassiert.

Bisher ist Kaufland noch kulant. Die Sprecherin: "Auf dem Parkplatz unserer Filiale in Horb können unsere Kunden für die Zeit ihres Einkaufs auf über 300 Parkplätzen kostenfrei parken. Wenn wir feststellen, dass Fremd- und Dauerparker unsere Parkflächen nutzen, weisen wir sie darauf hin, denn Kundenzufriedenheit hat für uns oberste Priorität. Unser Ziel ist es, unseren Kunden ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen, damit sie bei uns bequem ihre Einkäufe erledigen können."

Im Kaufland prangen derzeit jedenfalls an allen Eingängen zum Fahrstuhl die Schilder "90 Minuten Parken" mit dem Parkscheiben-Logo.

Die drohende Parkraumbewirtschaftung im Kaufland – sie dürfte nicht nur die Kunden des Einkaufszentrums gegenüber treffen. Auch Berufspendler haben hier tagsüber kostenfrei geparkt. 

Mit dem Einkaufszentrum gegenüber hat sich die Park-Situation für die Kernstadt allerdings noch einmal verschärft. Der Grund: Allein Rewe hat 25 Mitarbeiter, wie Marktleiter Benedikt Bühler beim Eröffnungsempfang gesagt hatte. Mit den anderen Läden und Dienstleistern dürften hier – vorsichtig geschätzt – allein gut 60 Arbeitnehmer zu den Öffnungszeiten in den Activ-Arkaden da sein.

Doch wo sollen die alle parken? Die 20 Parkplätze neben dem Lindenhof sind derzeit mit Baucontainern und Geräten voll. Legal darf man hier höchstens drei Stunden parken. 

Die Stellplätze neben der Ritterpost – sie werden auch gerade noch erstellt. Diese etwa sechs Plätze sind wohl fürs Kurzzeitparken geplant, so wie bisher.

Auch die Panzerrampe gegenüber hinter den Gleisen ist voll mit Baumaterialien. 

Der Flößerwasen – seit dem Ende der Zwei-Stunden-Parkregelung mit Parkscheibe inzwischen auch wieder das Ziel der Verkehrsüberwachung. Ein Angestellter: "Donnerstagmittag war hier Knöllchenflut." Die Parkplätze am anderen Ende der Schillerstraße mit Namen Mühlkanal unter der Eisenbahnbrücke – im Rahmen des neuen Parkens nicht mehr kostenlos. Auch hier sind höchstens drei Stunden für 2,50 Euro legal! 

Krass: Die einzigen Gratis-Parkplätze für einen Arbeitstag gibt es nur noch an der Dualen Hochschule (350 Stellplätze) und am Stadion (63 Stellplätze). Doch die sind durch die Studierenden oder durch Bosch-Rexroth-Mitarbeiter belegt.

Treibt das Rathaus die Angestellten jetzt in die eigenen Parkhäuser?

Interessant: Im Wirtschaftsplan 2017 der Stadtwerke – die die Parkhäuser betreiben – heißt es: "Die Betriebszweige der Parkhäuser (…) werden auch im Jahr 2017 mit einem Defizit abschließen. Seit dem 1. April 2015 gibt es das neue Parkraumbewirtschaftungskonzept. In den Parkhäusern Innenstadt und Marktplatz ist seither für 30 Minuten kostenfreies Parken möglich. Dies wird von den Kunden stark genutzt und führte zu einem Einnahmerückgang von gut 25 Prozent."

Die von der Stadt betriebenen Parkhäuser dürften also vom Parkdruck durch das neue Einkaufszentrum profitieren. Doch selbst wenn ein Arbeitnehmer in den sauren Apfel beißt – im Parkhaus Innenstadt (früher: Kaiser) gibt es derzeit gar keine Dauer-Parkplätze zu mieten, wie es aus zuverlässiger Quelle heißt. Das heißt: Hier gibt es nur das Tagesticket für 6 Euro.

Bleibt für die Arbeitnehmer nur noch das Park & Ride-Parkhaus hinter dem Bahnhof. 266 Parkplätze, günstig. Ein Tagesticket kostet 1,50 Euro. Die Monatskarte 12,50 Euro. Die Halbjahreskarte 63,50 Euro. Doch dieses Parkhaus ist – gerade bei weiblichen Angestellten – nicht beliebt. Alex, Bedienung der Alten Küche und vom Gleis Süd: "Da im Dunkeln nach der Arbeit durch den Bahnhof und dann zum Auto – da ist mir nicht ganz wohl."