Wolfgang Kronenbitter im Halteverbot. Kein Knöllchen für den Fachbereichsleiter Recht und Ordnung. Mit Kommentar.

Horb-Ahldorf - Mittwoch: Die Horber Stadtverwaltung hält in Ahldorf eine Personalversammlung ab. Mindestens ein Mitglied der Verwaltung parkt im Halteverbot. Was passiert? Nichts. Denn der städtische Vollzugsbeamte ist ja ebenfalls bei der Versammlung und hat dienstfrei.

Mittwoch Vormittag im Ginsterweg: Elvira Haibt kehrt vom Einkaufen zurück – und kommt nicht mehr in ihren Carport. Denn gegenüber ihrer Einfahrt parkt ein Auto im absoluten Halteverbot. Die Anwohnerin hat einen Verdacht: Könnte es sich bei dem Falschparker gar um Wolfgang Kronenbitter, Fachbereichsleiter für Recht und Ordnung der Stadt Horb, handeln?

Das wäre ein dicker Hund, meint Elvira Haibt. Immerhin werde die Einhaltung des Halteverbots von den städtischen Ordnungshütern sonst penibel kontrolliert. Diese Erfahrung, erzählt sie, habe auch schon ein von ihr engagierter Handwerker machen müssen. Der habe sein Fahrzeug nur kurz im Halteverbot abgestellt und prompt einen Strafzettel kassiert.

Wir erreichen Wolfgang Kronenbitter auf seinem Handy. Da ist er gerade auf dem Rückweg zu seinem Auto. Falsch geparkt, Herr Kronenbitter? "Nein", meint dieser entschieden. "Da war kein Schild. Aber warten Sie, ich bin gleich am Auto." Kurz darauf räumt er unumwunden ein "Doch, da ist ein Schild. Das hatte ich übersehen."

Auch die Anwohner habe er keinesfalls behindern wollen, betont Kronenbitter. "Ich dachte, der kommt da rein", so der reuige Parksünder. Was nun? Stellt sich der Fachbereichsleiter für Recht und Ordnung selbst ein Knöllchen aus? Klingt einfach, ist es aber nicht. Er sei gar nicht berechtigt, Strafzettel auszustellen, meint Kronenbitter etwas ratlos. "Wenn, dann müsste das der Vollzugsbeamte machen. Aber der ist ja auch bei der Betriebsversammlung und hat damit dienstfrei."

Womit wir beim Grund für den Park-Lapsus angelangt wären. Mittwoch machte die Stadtverwaltung nämlich die Schotten dicht. Für die Mitarbeiter ging es an diesem Tag nicht ins Büro, sondern zur Personalversammlung nach Ahldorf mit anschließendem Betriebsausflug.

Und just an eben jenem Mittwoch beobachteten die Anwohner des Ginsterwegs eine Häufung von Falschparkern. Denn nicht nur der Carport, auch der Wendehammer oberhalb des Hauses von Familie Haibt war zugeparkt. Dort gilt das absolute Halteverbot noch. Und auch im Bereich des Sportplatzes herrschte an parkenden Autos wahrlich kein Mangel. Sogar die Feuerwehrzufahrt, berichteten Augenzeugen, sei zugeparkt gewesen.

Ein Anwohner des Ginsterwegs rief schließlich sogar die Polizei. Doch die kam nicht. Etwa, weil eine Krähe der anderen kein Auge aushackt? Sprich: Ein Beamter dem anderen kein Knöllchen aufs Auge drückt? Von der Pressesprecherin der Polizeidirektion Tuttlingen kommt ein entschiedenes "Nein". Zum Zeitpunkt des Anrufs sei bereits eine Streife in Ahldorf unterwegs gewesen. Diese hätte, so die Polizeisprecherin, nach Abschluss ihres ersten Auftrags auch noch im Ginsterweg nach dem Rechten gesehen. Doch soweit kam es nicht. "Eine Stunde später hat sich der Anrufer nochmals gemeldet und gesagt, es hätte sich erledigt."

Und was sagt die Verwaltung? Oberbürgermeister Peter Rosenberger bestätigt den höheren Parkdruck in Ahldorf am Mittwoch. "Aufgrund der Personalversammlung haben einige städtische Mitarbeiter in den Ortsstraßen geparkt." Nach der Anfrage des Schwarzwälder Boten habe man sofort überprüft, wo es zu Parkverstößen gekommen sei. "Wir haben nur einen einzigen Vorfall festgestellt. Der Mitarbeiter wurde darauf hingewiesen und hat dann seinen Wagen umgeparkt. Es tut uns natürlich leid, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist." Das Angebot unserer Zeitung, ihm die Fotos von zwei weiteren möglichen Parkverstößen zuzuschicken, nahm Rosenberger nicht an.

Der OB sieht seitens der Stadtverwaltung keinen Fehler. Es habe sich nicht um städtische Fahrzeuge gehandelt. "Es handelt sich hier um Privatpersonen, die eventuell falsch geparkt haben. Will die Zeitung jetzt über jedes Parken im Halteverbot berichten?" Ein Verkehrschaos habe es nicht gegeben. Auch die Feuerwehrzufahrt sei kein Problem gewesen. "An unserer Veranstaltung haben ja auch Feuerwehrangehörige teilgenommen."

Verärgert zeigt sich Rosenberger, dass die betroffenen Anwohner nicht selbst bei der Stadtverwaltung angerufen hätten. "Am Tag der Personalversammlung gab es eine Notdienst-Telefonnummer."

Hätte die Bevölkerung in Ahldorf besser informiert werden müssen, durch Zeitung und Mitteilungsblatt? Rosenberger findet das nicht. "Wir sind einmal im Jahr bewusst auch in den Ortschaften mit unseren Personalversammlungen. An einem Mittwochvormittag." Das dürfe kein Problem sein. "Es gab sogar Anwohner, die so nett waren, uns ihren privaten Parkplatz anzubieten."

Und bekommt der Parksünder nun ein Verwarngeld? "Wir haben den Mitarbeiter ja darauf hingewiesen. Auch falsch parkende Bürger, die anzutreffen sind, werden gebeten, ihren Wagen wegzufahren, bevor es ein Strafticket gibt – so lange sie nicht schon stundenlang dort stehen."

Das Parkverhalten der Verwaltungsspitze – nicht zum ersten Mal ärgern sich Horber Bürger darüber. Rosenberger selbst wurde einst am oberen Marktplatz fotografiert. Zu auffällig war sein Kennzeichen. Der OB zeigte sich damals verärgert.

Und auch Bürgermeister Jan Zeitlers Parkverhalten war Grund für Aufregung. Er stand im Juni vergangenen Jahres kurz auf einem Behindertenparkplatz in der Wintergasse. Zeitler begründete das aber: Ins Stadtmuseum war eingebrochen worden und er habe den Tatort sichern müssen.

Kommentar: Vorbilder

Von Florian Ganswind

Fehler sind menschlich. Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind Menschen, Vertreter der Stadtspitze auch. Da kann es mal passieren, dass man ein Verkehrsschild übersieht und falsch parkt. Das ist nicht gleich ein großer Skandal. Vor allem wenn man sich einsichtig zeigt. Dennoch: Fachbereichsleiter, aber auch Bürgermeister und Oberbürgermeister sind Vorbilder und müssen sich an den allgemeinen Maßstäben messen lassen. Auch andere städtische Mitarbeiter haben eine Sorgfaltspflicht. Ansonsten denken Bürger zu Recht, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Der Stadtsheriff bringt genügend Geld für die Stadtkasse. Das Grundproblem ist jedoch: Wer solche Veranstaltungen wie in Ahldorf plant, muss sich auch Gedanken über das Parken vor Ort machen. Vorschlag: Beim nächsten Mal einfach vom Horber Rathaus aus Fahrgemeinschaften bilden.