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Horber Blumenschmuckgruppe "Gertrudis" sammelt vier Stunden lang für 120 Weihbüschel / Tradition zum Fest Mariä Himmelfahrt

Das war eine besondere Herausforderung für die Horber Blumenschmuckgruppe "Gertrudis": Sie musste 33 wilde Kräuter finden.

Horb. Johanniskraut, Beifuß, Bibernelle, Schafgarbe, Rainfarn, Borretsch, Echte Goldrute, Dost, Ringelblume, Lavendel, Ziemkraut, Pfefferminze, Bohnenkraut und Salbei, Baldrian, Leinkraut, Estragon, Minze, Sonnen- und Ringelblume, Goldrute, Melisse, Dill, Wilder Majoran sowie unterschiedliche Getreidearten werden jedes Jahr zum Fest Mariä Himmelfahrt zu Weihbüschel, die auch Würzbüschel oder Marienwisch, im Volksmund sogar "Altweibersträuß" genannt werden, gebunden.

Bevor die Damen und der einzige Herr der Horber Blumenschmuckgruppe "Gertrudis", deren Chef Joachim Milles ist, jedoch drangehen können, die Sträuße zu binden, müssen sie die 33 Dinge, die man in jedem der Gebinde wiederfindet, zuerst recht mühsam auf den Feldern und den Gärten der näheren Umgebung zusammensuchen.

Büschel sollen nicht nur gut aussehen, sondern auch gut duften

Die Kräuter, Früchte, Blumen und das Getreide sollen noch recht frisch sein, damit sie zusammengestellt nicht nur ansprechend gut aussehen, sondern auch ihren betörenden Duft verbreitet. Sie können deshalb nur recht kurzfristig geschnitten werden. Aus diesem Grund machten sich am Samstagnachmittag Maria Hellstern, Gerda Patulski, Rosemarie Nitsch, Annette Dittmann und eben Joachim Milles auf, nach den benötigten Pflanzen zu suchen. "33 ist eine heilige Zahl" begründete Milles die Sammlung der unterschiedlichen Dinge pro Strauß". "Wir in Horb nehmen diese Zahl, da Jesus 33 Jahre alt wurde."

Treffpunkt für die Sammel-Exkursion war vor dem Tor der ehemaligen Kaserne und von dort aus ging es Richtung Obertalheim. Ziel war hier ein blühendes Brachfeld, das gleich hinter Horbs berühmt-berüchtigtem Bahnübergang liegt und das zum Besitz der Horber Spitalstiftung gehört. Hier fanden die fünf Sammler neben Dill, der Ringel- und der Sonnenblume auch Borretsch.

Jeder aus der Gruppe spezialisierte sich auf eine Pflanze, schnitt sie passend für den Strauß ab und legte sie später abgezählt in einen der bereitstehenden Eimer. Allein das Abzählen zeigt, dass bei dieser Aktion nichts dem Zufall überlassen wird. 120 Weihbüschel wird man in diesem Jahr anbieten obwohl man im letzten Jahr viel mehr verkaufen konnte. Grund für diese "Produktions-Reduzierung" ist, dass Weihbischof Johannes Kreidler parallel zum Hochfest "Mariä Himmelfahrt", das heute in der der Liebfrauenkirche gefeiert wird, in Altheim diesen Gottesdienst zelebriert.

Produktions-Reduzierung in diesem Jahr hat einen guten Grund

"Würde der Bischof in der Liebfrauenkirche den Gottesdienst halten, dann wäre unsere Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt und wir müssten doppelt so viele Sträuße binden, glauben die Mitglieder der "Gertrudis-Gruppe" zu der auch noch Erika Wilk, Gerdrosa Zimmermann und Gabi Gomez gehören. Man muss also bei der Planung dieses Brauchs der Kräuterweihe an so einiges denken und kann nicht einfach nur mal eben aufs Feld rausfahren und zusammensammeln, was man so findet.

Vorbereitung und die Abklärung, was wo wächst, das ist das A und O der Geschichte und macht die Arbeit ein klein wenig leichter. So wusste Milles beispielsweise, dass im Gewann "Im Hund" Zinkkraut und die gelbe Rute zu finden ist und man Richtung Mühlen, auf Höhe der Kläranlage, vermutlich Rainfarn und Wilder Majoran schneiden kann.

Obwohl Milles bereits im Vorfeld die 120 Getreidesträuße fertig hatte und man Pfefferminze, Bohnenkraut und Salbei nur noch abzuholen brauchte, waren die fünf Mitglieder der Gruppe zur Erhaltung religiösen Brauchtums und des Blumenschmucks der Horber Kirchen am Samstag fast vier Stunden – teilweise bei sengender Hitze – unterwegs, um die Pflanzen für die "Büschele" zusammenzusammeln.

Diese "Tour de Kräuter und Pflanzen" war ein Blick hinter die Kulissen der Vorbereitungen zu einem der wichtigsten Kirchenfeste im Jahr. Vorbereitungen, die ohne die Menschen aus der Gemeinde, die sich gerne für ihre Kirche und ihren Glauben engagieren, nicht möglich wäre. Wer heute am Ende des Hochamtes mit einem geweihten Marienwisch, der ihn vor allerlei Unheil schützen soll, nach Hause geht, der hat dies keiner Gärtnerei, sondern den fleißigen Leuten der Blumenschmuckgruppe "Gertrudis" zu verdanken.