Claudia Gläser hat selbst in Vorlesungen von Helmut Günther gesessen – nun konnte sie zusammen mit anderen die Leistung des Kult-Professors würdigen. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrung: Helmut Günther hat den Campus Horb aufgebaut – nun heißt der Audimax nach ihm

Per Beamer wird ein Trommelwirbel mit Tusch auf die Leinwand im Audimax gespielt. Voilà: Der Kult-Professor der Dualen Hochschule Horb hat jetzt einen Hörsaal, der nach ihm benannt ist. Helmut Günther sagt: "Gut, dass im Namen der Professor-Doktor fehlt – das muss nicht sein."

Horb. Das Helmut-Günther Audimax. Es dürfte wohl niemanden an der Dualen Hochschule geben, der ihm das nicht gönnt. Denn: Günther hat nicht nur die Hochschule aufgebaut, sondern er hält bis heute mit seinen 80 Jahren noch Vorlesungen – fünf Stunden die Woche! In Maschinenbau. Günther: "Ich habe drei goldige Enkel. Da ist es gut, wenn der Opa noch fit ist und mithalten kann." Und wer ihn so dozieren hört, weiß, dass er sicherlich auch heute noch die Studis erreicht. Blitzende Augen, Begeisterung, Beweglichkeit in seiner Gestik. Günther dürfte bei den Studierenden sicherlich Kult-Status haben.

Doch Festredner Andreas Zumkeller gibt es ihm gleich am Anfang: Er malt eine Formel auf die Tafel, sagt: "Jetzt geht es Ihnen so wie mir bei Ihnen: Sie verstehen gar nichts." Günther schmunzelt. Zumkeller, Chef einer weltweit tätigen Firma mit 150 Mitarbeitern: "Vergessen Sie den Shit of Yesterday. Sie haben ein glückliches, zufriedenes Leben. Damals bei Ihnen konnte man nicht bescheißen, Sie waren der Baustein meines Erfolges!" Und wenn jetzt das Audimax noch den Namen des Kult-Professors trägt, ist das für einen Lebenden eine "Hochachtung vor seiner Persönlichkeit".

Claudia Gläser, Präsidentin der IHK Nordschwarzwald, hat selbst bei Günther in der Vorlesung gesessen. Sie sagt: "Unter Studenten gab es nur ein Erkennungszeichen für Helmut Günther: Prima. Denn das war ihr Wort, mit dem sie uns Studenten immer wieder motiviert haben. Sie kannten uns alle und haben mit Herzblut für die Duale Hochschule gekämpft."

In der Tat: 1989 ging es in der AOK los. Günther: "Wir starteten mit 54 Studierenden und 60 Firmen. Wir haben Räume im MGG und in der gewerblichen Schule genutzt. Die Klausuren wurden im Steinhaus geschrieben." Im Herbst 1992 wurde dann der Grundstein zum Campus neben dem Feuerwehrhaus gelegt, ein Jahr später zog die Hochschule ein.

Günther: "Nach der Eröffnung ging die Konjunktur zurück. Mir wurde gesagt: Die Duale Hochschule ist viel zu groß geplant. Günther, Sie müssen Leistung bringen." Und das tat der Kult-Prof dann auch. Hans-Dieter Wehle, damals einer der ersten Dozenten und von seinem Chef bei Homag dazu "verdonnert", erzählt: "1998 wurde in Horb der landesweit erste Studiengang für Wirtschaftingenieur-Wesen eingerichtet. Mit nicht mal 60 Studenten in der AOK gestartet, waren es bei Günthers Abschied 500 Studenten und Firmen. Jeder Firmenchef hätte für solch ein Wachstum einen Riesen-Bonus bekommen! Bei Günther war es die Regie mit Herz, mit der er ein Hochschul-Juwel für die Region geschaffen hat."