Das Lehrerkollegium in der ersten Reihe (von links): Die scheidenden Lehrerinnen Nadine Günter und Julia Sprenger, Rektorin Bianca Brissaud, Joachim Lipp und Ortsvorsteher Andreas Bronner Foto: Tischbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Eine Institution verlässt die Schule: Joachim Lipp geht nach 40 Jahren im Dienst in den Ruhestand

Nach 40 Jahren und drei Monaten im Schuldienst, zuerst fünf Jahre in Pfalzgrafenweiler und dann 35 Jahre an der Werkrealschule Altheim, geht Joachim Lipp in den – wie man so schön sagt – wohlverdienten Ruhestand.

Horb-Altheim. Als ehemaliger Schulleiter, Schulrat und heutiger Ortsvorsteher von Altheim ließ es sich Andreas Bronner nicht nehmen, die Verdienste von Joachim Lipp für die Schule und die Ortschaft Altheim zu würdigen. Lipp war als Allrounder überall einsetzbar, ob in der Grundschule, der Hauptschule oder der Gemeinschaftsschule.

Die Schule in Altheim war die erste im Kreis, die über Computer verfügte und computergestützten Unterricht einführte. "Und wer hat’s getan?", fragte Bronner. "Natürlich Joachim Lipp." Seine Abschlussklassen erreichten stets sehr gute Ergebnisse.

"Auch für die Ortschaft Altheim hat er hervorragendes geleistet", erinnerte Bronner. Er habe das Ortsarchiv aufgebaut und das Heimatbuch herausgebracht, das großen Anklang fand. Bei der 1200 Jahrfeier von Altheim 1991 war er der Ideengeber.

Berühmt und berüchtigt ist er wegen seiner sehr langen Wanderungen, die aber bei den Schülern trotzdem gut ankamen. So ganz zur Ruhe setzen wird sich der Vorsitzende des Kultur- und Museumsvereins und Nachtwächter aber sicher nicht. Mit dem Aufbau eines Alemannenmuseums in Horb wartet schon eine neue Aufgabe auf ihn.

Für den Genießer Lipp hatte Bronner gute Zigarren und einen Kasten seines Lieblingsbiers mitgebracht.

Schulleiterin Bianca Brissaud meinte, es stehe ihr eigentlich altersmäßig gar nicht zu, dem scheidenden Kollegen etwas mit auf den Weg zu geben. Sie kenne ihn ja auch nicht so lange. Eines habe sie von den Schülern erfahren: "Sein Unterricht war eigentlich nie toll", aber im Nachhinein sagen sie: "Was der Lipp uns beigebracht hat, das sitzt." In einem schwäbischen Gedicht erzählte die Schulleiterin, wie sie ihn erlebt hat, seit sie an der Schule ist und fragte: "Wer soll sich jetzt um die Computer kümmern?" Sie überreichte Joachim Lipp die Urkunde über seine Versetzung in den Ruhestand.

In einem launigen Rückblick ging dieser dann auf seinen bisherigen Lebensweg ein. Neun Bundesminister und jede Menge Kultusminister von Baden-Württemberg habe er kommen und gehen sehen, dabei auch viele schlechte, wie er rückblickend sagen müsse. Lipp war damals der einzige Abiturient des Jahrgangs 1952 aus Nordstetten. Es war für Kinder aus einfachen Verhältnissen zu dieser Zeit noch nicht einfach aufs Gymnasium zu gehen. Er ging danach zur Bundeswehr zu den Fallschirmspringern. Lipp kommt aus der katholischen Jugendarbeit. Er war mehrere Jahre Oberministrant und hätte gut auch Pferrer werden können. Vorreiter sei er schon immer gewesen, erzählte er. So war die Schule in Pfalzgrafenweiler, als er dort unterrichtete, die erste, die eine Hauptschulabschlussprüfung einführte.

Für jeden seiner Kollegen hatte Lipp eine CD mit Musik zum Entspannen mitgebracht, denn prophezeite er, es werde nicht leichter mit den Lehrplänen, den Schülern und den Eltern. Das Lehrerkollegium verabschiedete den Pensionär mit dem Württemberg-Lied. Im letzten, extra selbst verfassten Vers hieß es. "40 Johr, hör nu amol uff jetzt." Die Konrektorin Renate Müller-Djuga hatte für Lipp eine Tasche gepackt mit allem, was er im Ruhestand gut gebrauchen kann, von Zigarren über Baden-Württemberg-Wein, Sachen zum Knabbern, eine Schere für die Gartenarbeit und Literatur bis hin zu einem Stundenplan, der helfen soll, Struktur in den Alltag zu bringen. Verabschiedet wurden am Mittwoch noch vier weitere Lehrer Nadine Günter, Julia Sprenger sowie Michael Pfisterer und Carmen Willin, die beide nicht da waren, weil sie schon an ihrer neuen Schule unterrichten.