Sie leben für den Jugendfußball: Elvira und Adolf Walz Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit 60 Jahren ist Adolf Walz in seinem großen Hobby aktiv / 35 Jahre lang Jugendleiter der SG gewesen

Von Peter Morlok

Horb-Altheim. Adolf Walz, der "Mister Jugend-Fußball" der Spielgemeinschaft Altheim/Grünmettstetten (SG AG), wurde dieser Tage 66 Jahre jung. 60 Jahre davon ist er dem Sport treu.

Stolze 35 Jahre war er für "seine Jugendspieler" väterlicher Ratgeber, Betreuer, Tröster, Trainer, Vermittler, Motivator, Chauffeur und noch viel mehr in einer Person. Er war der "Mann für alles" – auf den man sich verlassen konnte. Der mit seinem blauen Passat nicht nur die drei Söhne von nächtlichen Siegesfeiern abholte, sondern gleich den ganzen Rest der Mannschaft. Auch wenn er mehrmals fahren musste. "Ich habe das gerne gemacht."

"Ein Sonntag ohne Sportplatz ist bei uns unvorstellbar"

Vergangenen Freitag gab er zwar die Verantwortung als Jugendleiter in jüngere Hände ab (wir berichteten), seinen Jungs und dem Fußballsport wird er aber mindestens solange treu bleiben, wie es auf Fußballplätzen ein Geländer zum drauflehnen und eine Rote Wurst gibt.

"Ein Sonntag ohne Sportplatz ist bei uns unvorstellbar", schmunzelt auch Ehefrau Elvira, die das Hobby ihres Mannes zu hundert Prozent teilt. "Ohne sie wäre mein Engagement in dieser Form auch nicht möglich gewesen", wusste Adolf Walz die Arbeit seiner Frau für und mit dem Fußball sehr wohl zu schätzen.

Gemeinsam haben sie 24 Zeltlager organisiert, die immer mit einem Jugendturnier verbunden waren. Einmal fuhr man sogar nach Frankreich zu einem international besetzten Turnier. Das Lieblingsziel der Jugendabteilung der SG AG lag jedoch ganz klar im Ortenaukreis, genauer gesagt in Mahlberg. Dort war man beim Turnier zwölfmal zu Gast und holte fast genauso oft den Turniersieg.

"Wer feiern kann, der kann auch kicken", so lautete die Devise von Trainer Adolf, und "seine" Jungs rannten sich im wahrsten Sinne des Wortes für ihren Boss die Füße blutig. Die Zeltlager waren so beliebt, dass einige Jungs, die eigentlich schon mit dem Fußballspielen aufhören wollten, weitermachten, nur um mit dabei sein zu können. Tolle Zeiten, die Elvira und Adolf Walz nie und nimmer missen möchten. "Und wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten und nochmals vor der Entscheidung ständen, ob wir uns wieder so für den Verein und seine Jugend engagieren, dann würden wir es sofort nochmals ganz genauso machen", sagten die beiden im persönlichen Gespräch mit großer Überzeugung.

Für den jungen Adolf Walz fing alles mit sechs Jahren an. Damals gefiel ihm das Turnen sehr gut, und er ging zum TSV Altheim. Zuerst im alten Schulhaus, später in der "Barack" turnte Adolf, bis er aus der Volksschule kam. Dann entdeckte er – durch die väterliche Strenge gezwungenermaßen – die Leichtathletik für sich. Er wurde zum zähen Ausdauerläufer, der es auf die 1500-Meter-Distanz einmal zum Bezirksmeister brachte. "Sogar einen Marathon bin ich mal gelaufen" erinnerte er sich im Rückblick an seine Jagd nach Medaillen bei den Volksläufen, die in den 1970er-Jahren modern waren.

"Fußball sollte ich wegen der Verletzungsgefahr damals nicht spielen. Mein Vater war dagegen – er brauchte mich mit als Arbeitskraft auf unserem Hof", so Walz. "Damit meine Eltern nicht merkten, dass ich zum Kicken ging, habe ich meine Sporttasche drei Stockwerke hinterm Haus am Seil runtergelassen, bin vorne zur Tür raus, habe meine Sachen geholt und bin abmarschiert." Einmal wurde er trotz aller Vorsicht bei einem Spiel verletzt. Adolf ging heim, fing an, den Stall auszumisten und die Kühe zu melken, als er sah, dass die Mutter in den Stall kam. Um seine Verletzung zu kaschieren schimpfte er mit einer Kuh, von der er behauptete, sie habe ihn verletzt. Als er diese Räuberpistole abends auch seinem Vater auftischen wollte, fragte der nur: "Seit wann spielt unsere Kuh in Vollmaringen Fußball?"

Als Adolf 18 Jahre alt wurde, trat er in die Fußballabteilung ein, mit 19 machte er einen Trainer-Grundkurs an der Sportschule in Ruit. Sein Zimmerkamerad war der damalige VfB-Torhüter Günter Sawitzki, der später auch Nationaltorhüter wurde. Das Können von Sawitzki hat aber nicht auf Adolf Walz abgefärbt. "Ich war nie ein eleganter Spieler – eher der harte Hund mit der Bomben-Kondition."

Als Stürmer machte Walz Tore, wie später nur Gerd Müller. Aus den unmöglichsten Situationen. Einmal drehte er sich um, wurde am Hinterkopf angeschossen und der Ball war drin. 1980 hat er im Jugendbereich des TSV Altheim angefangen, 1989 kamen dann zur SG AG auch die Talheimer Jugend-Mannschaften D bis A, mit denen man bis heute eine Union bildet, und als 1997 die Aktiven von Grünmettstetten und Altheim zur SG AG stießen, war die Fusion perfekt. Walz hat in diesen 35 Jahren mit 22 Jugendtrainern zusammengearbeitet und sieben Jugendleiter "überlebt".

Es sind Jahre, die er und seine Frau nie missen möchten, denn die Kameradschaft, das Zusammengehörigkeitsgefühl, wurde zu jener Zeit groß geschrieben.

"Trotz neuem Hüft- und Kniegelenk ist mein Adolf tagelang auf dem Sportplatz gestanden. Auch wenn er abends nicht mehr richtig stehen konnte, vom Fußballplatz hat ihn bisher keiner runterbekommen", beschreibt Elvira Walz ihren Mann, der im Jugendbereich überall bekannt ist wie der oft zitierte "bunte Hund". Adolf Walz ist in seinem Metier inzwischen eine Legende, die überall geschätzt und willkommen ist.