Sein Lieblingsstück lässt Gitarrenbauer Patrick Kocheise nicht mehr aus den Händen. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Patrick Kocheise baut Premium-Gitarren / Eigenes Reich in Scheune eingerichtet / Werkzeuge selbst gebaut

Von Benjamin Breitmaier Horb-Bittelbronn. Patrick Kocheise ist leidenschaftlicher Bastler. In den vergangenen fünf Jahren hat er sich eine eigene Schmiede für hochwertige Gitarren aufgebaut. Ländliche Schönheit: In der Ruhe des Bittelbronner Dorflebens, versteckt in einer kleinen Sackgasse, räkelt sich eine zufriedene Katze vor der unscheinbaren Holzscheune in der Sonne. Erster Blick nach dem Gang durch das riesige Holztor, man fragt sich: Was passiert hier eigentlich? Dann fällt die kleine Holzsilhoutte einer Gitarre an der Tür zu einem Raum auf – "Kopain" die Inschrift, kurz für "Kocheise Patrick Instruments". Aus dem Innern dringen Stimmen.

Patrick Kocheise befindet sich im Gespräch mit dem Horber Musiker Christian Ott. In der kleinen Werkstatt liegt ein Patient auf dem Tisch: eine Fender American Strat, eine "tolles Gerät", laut Ott, "aber nur wenn man weiß, wie man damit umgeht" – er lächelt. Sie brauch neue Bünde. Kinderspiel für Kocheise, seit fünf Jahren praktiziert er eines der filigransten Handwerke überhaupt: Kocheise baut Gitarren. In der kleinen Scheune hat er sich sein eigenes Reich eingerichtet. Zentrum des Raums: Eine riesige Multifunktionsmaschine. Sägen, fräsen, hobeln, alles aus einer Hand. An den Wänden Konstruktionszeichnungen.

"Für die Einrichtung musste ich meinen Bausparvertrag auflösen", seinem Lächeln ist zu entnehmen, dass er die Entscheidung keineswegs bereut. Auf dem Tisch liegt der Korpus einer Gitarre: Sein neuestes Projekt, das er für seinen kleinen Bruder baut.

Es begann vor fünf Jahren, Zivildienst in der Pestalozzischule: Der gelernte Werkzeugbauer hat schon immer gerne gebastelt, in der Werkstatt der Schule konnte er sich austoben. Tische, Lautsprecher, Regale, aber irgendwann "hat man genug Möbel in der Wohnung". Außerdem war Kocheise schon immer fasziniert von Musik. Zwar wurde die damalige Cover-Band aufgelöst, aber er hatte damals schon das Bild seiner Traumgitarre im Kopf und bald darauf auf Papier. "Gitarren haben mich schon immer begeistert."

Nächster Schauplatz: Über eine wackelige Leiter geht es ein Stockwerk höher auf den Heuboden, dem Materiallager – eine Ansammlung der feinsten Hölzer. Riegel-Ahorn aus dem Rexinger Wald, Mahagoni aus Übersee. Zu jedem Holz erfährt man dessen Vorzüge, für was es gebraucht wird, welcher Frequenzbereich, auf welche Maserung man achten muss. Kocheise bevorzugt europäische Hölzer. Zurück auf den Boden.

Ein voller, rotziger Sound macht Lust auf mehr

Das erste Projekt, sein "Goldstück": Aus einer Ecke der Werkstatt zieht der 29-Jährige eine haselnussbraune Schönheit hervor. Das Design ist aus seiner Feder. Der Korpus aus feinstem Mahagoni, Griffbrett aus Pau Ferro, einem teuren Edelholz, schwerer als Wasser. Zwischen den Bünden glänzen Perlmutt-Inlays, gekrönt von einem Stierkopf auf der Kopfplatte – seinem Markenzeichen. Der Sattel besteht aus Knochenmaterial. In dem Instrument stecken fast 300 Stunden Schweiß und Blut.

Das spannende am Gitarrenbauen: Bevor man nicht gänzlich fertig ist, "weißt du nie, wie das Ding klingt". Bei seiner ersten Arbeit ist alles gut gegangen. Kocheise steckt das Kabel in seinen Laney-Verstärker und spielt ein Blues-Riff an. Ein voller, rotziger Sound macht Lust auf mehr. "Ein richtig geiles Teil", meint auch Christian Ott, der das gute Stück schon auf einem seiner Konzerte spielen durfte.

Gelernt hat er das Gitarrenbauen aber nicht bei zurückgezogenen Meistern dieses kunstvollen Handwerks, sondern vielmehr in unermüdlicher Recherche: Youtube-Videos, ganze Nächte in Online-Foren und einschlägige Literatur brachten ihn in kleinen Schritten seinem Ziel näher.

Noch betreibt Kocheise das Gitarrenbauen eher hobbymäßig, aber der Traum ein eigenes Nebengewerbe aufzubauen steht. Dazu hat er sich eigens eine CNC-Maschine konzipiert, die den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern wird. Die Nachfrage ist da: Nachdem seine Werke in Aktion auf der Bühne waren, kamen schon einige Musiker und wollten ihre eigene, nach ihren Wünschen gebaute Gitarre.