"Das Museum ist geschlossen, Kein Zutritt für Besucher" – die Eisenbahn-Erlebniswelt ist nur noch selten zugänglich. Foto: Hopp

Wirbel um Eintrag im Schwarzbuch: Trotz hoher Investitionen kaum zugänglich. Eigentümer wehrt sich. Mit Kommentar

Horb - Das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes deckt Steuerverschwendungen auf. Mit dabei zunächst: die Horber Eisenbahn-Erlebniswelt. Doch der Eigentümer wehrt sich.

"Auslöser für unsere Recherche war die Berichterstattung des Schwarzwälder Boten", sagt ein Sprecher des Steuerzahlerbundes Baden-Württemberg. Im Dezember 2015 hatte unsere Zeitung berichtet, dass die Eisenbahn-Erlebniswelt in diesem Jahr nur zwei Mal für die Eisenbahn-Börse geöffnet hat und die weiteren Pläne ungewiss seien. Die Schienenverkehrsgesellschaft (SVG) in Stuttgart, die auch die Eisenbahn-Erlebniswelt betreibt, sei durch ihre Sonderzugfahrten so stark ausgelastet, dass sie sich derzeit nicht in der Lage sehe, das Museum dauerhaft offenzuhalten, so die Begründung damals. Wie es im Jahr 2017 weitergehe, wollte man in diesem Jahr festlegen.

2011 mit viel Tamtam gestartet

Ursprünglich war das Großprojekt mit viel Tamtam als Museum mit vielen historischen Schienenfahrzeugen, mit Erlebnis-Gastronomie, Führungen und Events angedacht und gestartet. Die Erlebniswelt sollte darüber hinaus auch als Tagungsstätte dienen.

Das Land Baden-Württemberg hatte 200.000 Euro aus dem Entwicklungsprojekt Ländlicher Raum für den Hallenneubau mit Gleisanlagen sowie für Arbeits- und Ausstellungsräume beigesteuert.

Die Stadt hatte den alten Fußweg von Isenburg nach Horb wieder begehbar gemacht. Die Kosten: 12 300 Euro an Bauhoflöhnen, 6500 Euro an Kosten für den Maschineneinsatz und 8800 Euro an Materialkosten. Dazu kamen noch Grunderwerbskosten und Kosten für das Wegerecht, das an die SVG gezahlt werden musste. Zu diesen Kosten wollte die Stadt keine Angaben machen.

Erlebniswelt 2016 nur zwei Mal zugänglich

Der Bund der Steuerzahler kritisiert nun, dass den Bürgern die Eisenbahn-Erlebniswelt trotz dieser Investitionen kaum mehr zugänglich gemacht wird. Gestern sorgte die Meldung für Aufregung. Zunächst wurde die Eisenbahn-Erlebniswelt in einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur genannt, später wieder zurückgenommen. "Uns hat die Geschäftsführung der Eisenbahn-Erlebniswelt mit Konsequenzen gedroht, sodass wir zunächst reagiert haben, allerdings bleibt das Projekt auf unserer Schwarzbuch-Liste", so der Sprecher des Steuerzahlerbundes im Gespräch mit unserer Zeitung.

SVG weist Vorwurf weit von sich

Bei der SVG sorgte diese Nachricht gestern für Empörung. "Wir weisen den Vorwurf zu 100 Prozent von uns", so Marc Baumgartner, einer der beiden Geschäftsführer der SVG. "Wir erfüllen die Vorgaben des Landes, Arbeitsplätze zu schaffen, die in Stuttgart wegen Stuttgart 21 wegfallen werden. Und das sind jetzt sogar mehr Arbeitsplätze als vorgegeben." Denn der laufende Betrieb koste rund 45 000 Euro jährlich. In einem späteren Schreiben von Baumgartner an unsere Redaktion vermeldet er: "Nach telefonischer Rücksprache mit dem Bund der Steuerzahler e. V. sind die SVG (Eisenbahn-Erlebniswelt) und Herr Möller (Vorstand Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg e. V.) zu dem Entschluss gekommen, dass die Eisenbahn-Erlebniswelt von der besagten Liste (Veröffentlichung heute) gestrichen wird (der Internetauftritt wurde bereits korrigiert, bei erneuter Druckauflage wird dies ebenfalls angepasst)." Eine offizielle Korrektur vom Bund der Steuerzahlers an unsere Redaktion blieb gestern aus.

Hauf sammelt weiter Schienenfahrzeuge

In Horb gehe es auch künftig weiter. Claus-Jürgen Hauf, Vater der Erlebniswelt und ebenfalls SVG-Geschäftsführer, sammele weiter fleißig historische Schienenfahrzeuge. Die Erlebniswelt bleibe auf jeden Fall erhalten. "Das ist sogar testamentarisch geregelt." Eigentlich hätte die SVG die Landeshauptstadt wegen Stuttgart 21 schon 2013 verlassen sollen. Durch die Verzögerungen beim Großprojekt könne man aber nun länger dort bleiben. "Doch diese Phase ist endlich. Irgendwann zieht die SVG ganz nach Horb", so Baumgartner. Derzeit sei ein Teil der Halle vermietet, so Baumgartner. "Mit diesen Einnahmen können wir uns ein finanzielles Polster zulegen." Ob es im Jahr 2017 wieder mehr Erlebnis für die Bahnfreunde geben wird, könne er derzeit noch nicht sagen. "Die beiden Eisenbahnbörsen bleiben aber auf alle Fälle. Sie sind ein Erfolg. Wir haben jedes Mal 400 Besucher gehabt." Den Vorwurf an die Stadt, zu wenig Unterstützung zu bekommen, die Baumgartner im Dezember geäußert hat, will er nicht wiederholen. "Der eingeschränkte Museumsbetrieb liegt nicht daran."

Stadt: Weg hätte sowieso saniert werden müssen

Die Stadt Horb sieht ihrerseits keine Verschwendung. "Der Weg hätte sowieso wegen des Forstbetriebs gemacht werden müssen", so Pressesprecher Christian Volk. Das widerspricht allerdings den Äußerungen von Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz, der im Dezember noch zu unserer Zeitung gesagt hatte, dass die Stadt mit großem Aufwand den Fußweg voll begehbar gemacht habe, der erst nach der Ansiedlung der Eisenbahn-Erlebniswelt wieder so wichtig geworden sei.

Ministerium will dem Fall nachgehen

Das Ministerium für ländlichen Raum will unterdessen überprüfen, ob die Vorgaben der Förderung eingehalten werden. "Der damalige Zweck war der Bau einer neuen Halle für den Museumsbetrieb. Wir werden nun untersuchen, ob dieser Zweck erfüllt ist", so Pressesprecherin Isabel Kling. "Wir sind dem Bund der Steuerzahler für seine Hinweise sehr dankbar und gehen dem natürlich nach."

Kommentar: Abstellgleis

Von Florian Ganswind

Steuerverschwendung ja oder nein – auch wenn man diese Frage aktuell nicht genau beantworten kann, so lässt sich doch sagen: Die Eisenbahn-Erlebniswelt ist nicht (mehr) das, was sich die Stadt erhofft hatte. Als große Nummer und Publikumsmagnet wurde sie vor gut fünf Jahren angekündigt, mittlerweile ist es ein Projekt hinter (fast immer) verschlossenen Toren. Mag die Stadt auch kein Geld vergeudet haben – obwohl die Aussagen heute von Pressesprecher Christian Volk und im Dezember 2015 von Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz dazu widersprüchlich sind – so ist die Erlebniswelt dennoch nicht das Aushängeschild geworden, für das man mit großem Einsatz geworben hatte. Es ist gut, dass der Steuerzahlerbund auf solche Projekte schaut und dabei den Nutzen für den Bürger im Blick hat. Eine Erlebniswelt ohne Erlebnis ist nur noch etwas für das Abstellgleis.