Letzter Feinschliff zusammen mit dem Vocalmania-Projekt-Orchester: Der Isenburger Chor Vocalmania führt am heutigen Freitag seine Broadway-Gale auf. Foto: Chor Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Letzter Feinschliff für die Vocalmania-Broadway-Gala / Jede einzelne Silbe soll im Freien zu hören sein

Für drei Tage wird Horb mit dem Landesmusikfestival zur musikalischen Landeshauptstadt. Als Eigengewächs der Stadt eröffnet Vocalmania Isenburg mit seiner Broadwaygala die "Explosion der kulturellen Beiträge" am heutigen Freitag ab 20 Uhr.

Horb. Die Proben sind inzwischen abgeschlossen, zuletzt ging es um die letzte Feinabstimmung mit dem Vocalmania-Projekt-Orchester. Bei drückender Schwüle in der Horber Berufsschule und höchster Anspannung suchten Sänger und Instrumentalisten den vollkommenen Zusammenklang.

Das Open-Air-Spektakel auf dem Flößerwasen hängt vom guten Wetter ab, so bemüht Vocalmania die Glücksgöttin mit einem kräftigen Paukenschlag "O Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana" gleich zum Auftakt. Wiechert legte größten Wert auf eine überspitzte genaue Aussprache, damit jede Silbe bei der Aufführung im Freien verständlich wird. Das letzte Wort "plangite" hält der Chor über neun Takte aus, die Fermate dehnte Wiechert nochmals endlos aus. In den letzten Monaten hat Vocalmania eine beachtliche Atemtechnik erarbeitet.

Um ganz sicher zu gehen, folgt Lenas Song aus dem Film "Wie im Himmel"; "Breite Deine Flügel aus, erreiche den Himmel. Fliege mit mir, ich glaube an Dich." Pop-Legende Michael Jackson erfährt in dem Konzert eine Erinnerung mit seinem "Will you be there", in dem er die Worte hinterlassen hat: "Ich werde Dich nie verlassen. Du bist immer in meinem Herzen."

Ein wenig von Lettlands Chorbegeistertung

Im Frankreich des 19. Jahrhunderts spielt das Musical "Les Misérables" das vom Times Square Imperial Theater in diesem Jahr zur Tournee durch die USA startet. Die Geschichte des edlen ehemaligen Sträflings Valjean hat Claude-Michel Schönberg mit eindrucksvollen Chören versehen, mit dem Vocalmania seinen Musicalteil einleitet.

Ein wenig der Chorbegeisterung Lettlands, wo hunderte Choristen tausende Zuhörer begeistern, wird bei zwei Chorsätzen von Eriks Esenvalds zu spüren sein. "Tikai Miegá" oder "Only in Sleep" benannte Esenvalds seine Komposition auf einen Text Sara Teasdales. In diesem gefühlvollen ausdrucksstarken Lied sieht die Autorin im Traum die Spielkameraden ihrer Kindheit.

Das hoch über den Chorstimmen schwebende Sopransolo hat Rolf Wiechert seiner Tochter Lara-Marie zugewiesen, die mit ihrer engelsgleichen Stimme bereits mehrfach beeindruckende Akzente in die Vocalmania-Konzerte setzte. Vom gleichen Komponisten, der aktuell unter Vertrag am Broadway steht und um dessen Uraufführungen sich die bedeutendsten Chöre der Welt reißen, stammt "Stars" das mit Sicherheit wunderbar zur einbrechenden Dunkelheit vor der Horber Stadtsilhouette passen wird, denn es schildert die Betrachtung allein in der Nacht aus einem dunklen Hügel, in der sich der Betrachter ausersehen fühlt, Zeuge dieser Würde zu sein.

Die vom befreundeten "Coro di Villimpenta" mitgebrachte "Inno al signore della tempesta" wurde zum Lieblingshit der Vocalmanier. Diese Hymne an den Herrn des Sturms, nach dem Adventskonzert auf Youtube hochgeladen, fand das Gefallen des Komponisten Stefano Puris, der sich an der römischen Zwölf-Apostel-Basilika auf zeitgenössische Sakralmusik spezialisiert hat. Mit seiner Bewertung "Beautiful version!" ging er, ganz im Sinne des Festivalmottos "Musik baut Brücken", auf Wiechert zu, woraus sich in kürzester Zeit eine Freundschaft entwickelte. Er wird eigens zu dem Konzert nach Horb kommen, und den Chor persönlich am Piano begleiten. In ihren Gesprächen stellten die beiden Chorleiter ihren gemeinsamen Musikgeschmack fest, da beide Chöre sich mit Esenvalds befassen.

Gruseliger geht es weiter mit dem Musical "Tanz der Vampire", das gerade mit großem Erfolg am Stage Palladium Theater in Stuttgart läuft. Bei diesen Melodien wird die Hornau auf der anderen Neckarseite zu den Karpaten, wo die untoten Geister ihr musikalisches Unwesen treiben. Rettung davon kann dann nur die Vaterunserbitte "Erlöse uns von dem Bösen" bringen, das auf Suaheli "Utuoke na yule muovu e milele" lautet, denn Vocalmania wird natürlich seinen "Schicksalssong" "Baba Yetu" anstimmen, der ihm die Einladung Christopher Tins nach New York bescherte.

Weit tiefer als das gewaltige "Calling all Dawns" in der riesigen David-Geffen-Hall der Philharmoniker ist den Vocalmaniern ihr Auftritt in der gigantischen Kathedrale St John-the-Divine in das kollektive Chorgefühl gedrungen. Darum werden sie auch auf dem Flößerwasen in derselben Chorkleidung mit Smoking und Abendkleid auftreten wie bei dieser denkwürdigen Gelegenheit.

Robbie Williams "Angels" vermittelt die Zuversicht, "Ich weiß, dass das Leben mich nicht zerbrechen wird."

Für das Landesmusikfestival hat Rolf Wiechert das Musical "Wicked" für Vocalmania arrangiert, insgesamt bearbeitete er 3000 Takte, um seine Vorstellung der Interpretation genau auf seine Sänger und Sänger auf der Freiluftbühne abzustimmen.

In der Berufsschul-Probe testete Wiecherts Tochter Lara-Marie ihr Gleichgewicht zwischen Stimmhöhe und -volumen aus. Konzertmeisterin Olga Dulgova begleitete mit flirrenden Violintönen im Tremolo. Nico Lutz am E-Piano leistete Schwerstarbeit, sowohl die Gesamtbegleitung der Chorsätze zu übernehmen als auch Einzelpassagen als Korrepetitor abzusichern.

Zum Ende des Konzertes wird Vocalmania mit "Hymn" der Gruppe Barclay James Harvest noch einmal abheben, denn der Text warnt: "Versuche nicht, in Richtung Gott zu fliegen, du würdest nicht nach Unten kommen."

Eingeplante Zugaben bleiben noch geheim

Die eingeplanten Zugaben sollen noch geheim bleiben, aber die Besucher dürfen die vertrauten Erfolgstitel erwarten, bei denen sie kräftig mitsingen dürfen und sich zum allumfassenden Vocalmania-Chor vereinen.

Zur Begleitung seines Festval-Konzertes hat Rolf Wiechert sich wieder mit seinen 24 Freunden aus der nächsten Umgebung zusammengetan, um eindrücklich zu demonstrieren, welch großes musikalisches Kapital in Horb vorhanden ist, die den Gästen einen wunderschönen Abend bieten werden. Wiechert ist sicher, dass bei der großen Aufmerksamkeit, die das Landesmusikfestival erlebt, die Horber Talente weit ins Land hinausstrahlen werden. Er ist überzeugt, auch die junge Generation aufmerksam zu machen und die kulturelle Jugendarbeit zu fördern.

Im lockeren Tanzrhythmus wird die Horber Band Ambience den Abschluss des Eröffnungsabends bilden.