"Meine Punkte drehen sich um die Interessen der einzelnen Ortsteile, aber auch der Kernstadt." OB-Kandidat Hermann Walz hat sein Wahlprogramm vorgelegt. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

OB-Wahl: Hermann Walz legt als erster Oberbürgermeister-Kandidat sein Wahlprogramm vor

Kurz vor dem Kandidatenduell am Dienstag in der Hohenberghalle präsentiert Hermann Walz als Erster sein Programm.

Horb. Hermann Walz, auch Fraktionschef der Unabhängigen Liste Horb: "Ich denke, als Herausforderer ist man in der Bringschuld!" Amtsinhaber Rosenberger hatte angekündigt, sich vor allem auf das Kandidatenduell am Dienstag zu konzentrieren (wir berichteten).

Walz kam zuletzt mit seinem Account beim russischen Netzwerk "vk.com" in die Schlagzeilen (wir berichteten). Dort stand auch eine Art Hitler-Verehrung und jede Menge Populistisches gegen Flüchtlinge und die Politik der Regierung. Doch in seinem Wahlprogramm findet davon nichts Einzug.

Der gelernte Kaufmann für Groß- und Einzelhandel: "Meine Punkte drehen sich um die Interessen der einzelnen Ortsteile, aber auch der Kernstadt." Wirtschaft, Handel, mehr Service, Transparenz, bessere Verbindungen, bessere Gesundheitsversorgung und endlich das ersehnte Freibad.

Walz: "Innerhalb meiner ersten Amtszeit als Oberbürgermeister werde ich ein Freibad bauen lassen. Die Finanzierung ist machbar."

Wirtschaft. "Das Industriegebiet im Heiligenfeld ist inzwischen ein Jammertal. Die letzte große Ansiedlung waren Großgaragen. Das hat mit Industrie nichts zu tun. Hier werde ich neue Impulse setzen! Die Ausrede: Der Autobahnanschluss ist zu weit weg oder es fehlt die Hochbrücke, zählen nicht. Wenn man nach Pfalzgrafenweiler schaut – das blüht."

Handel. "Die Sortimentsbeschränkung muss weg. Es kann nicht sein, dass Schuh Sam, der früher in den Räumen der Ahg war, nicht auf die andere Seite in das Gebäude von Fink wechselt durfte – eben wegen dieser Sortimentsbeschränkung. Die Folge: Schuh Sam hat geschlossen, Verkäufer wurden arbeitslos. Die Sortimentsbeschränkung für den Handel muss aufgehoben werden, denn dem Handel, wie man ja deutlich aus der Erfahrung sieht, hat es nichts genützt. Horb muss endlich modern werden."

Mehr Service für die Bürger. "Viele Kommunen haben auch samstags für die Bürger geöffnet. Das geht ohne Mehrstunden, wenn man das richtig managt. Mit den Beschäftigten und dem Personalrat findet man da sicherlich eine Lösung. Ich habe einen umfangreichen Analysebericht, den ich gemeinsam mit Bürgermeister Ralph Zimmermann angehen werde."

Mehr Sauberkeit. "Die Zentralisierung des Bauhofs und die jetzige Organisation war ein Fehler. Der Bauhof ist das Aushängeschild der Stadt, nicht die Verwaltung. Denn er sorgt für Sauberkeit und Aufenthaltsqualität. Das jetzige Konzept der Mini-Job-Bauhofler für jede Ortschaft auf 450 Euro-Basis ist ein Hohn. Weil man dafür kaum jemand findet. Es wäre allen mehr geholfen, wenn für das Geld Vollzeit-Personal eingestellt wird. Auch nicht einzusehen: Der Bauhof macht den Winterdienst. Dort fallen – je nach Winter – Überstunden an. Die müssen abgefeiert werden. Die Folge: Gerade im Frühjahr, wenn das Gras in den Ortschaften gemäht werden muss und sauber gemacht werden muss, sind die Bauhof-Mitarbeiter in Zwangsurlaub! Dazu kommt: Offenbar hat der Bauhof nicht genügend Kapazität, für einen gut aussehenden Blumenschmuck zu sorgen statt der umgebauten Euro-Paletten. Auch die Kinderspielplätze sind in einem besorgniserregenden Zustand."

Bessere Gesundheitsversor gung. "Horb ist der größte Nettozahler der Krankenhäuser Freudenstadt. Aber die ärmste Kommune in der Gesundheitsversorgung. Hier werden harte Verhandlungen notwendig sein mit der KLF-Geschäftsführung – aber die führe ich gern.“

Bessere Öffi-Verbindungen. "Hier werde ich alles daran setzen, dass die Stadtteile auch über das Wochenende bessere Verbindungen bekommen. Das Land hat erst jetzt die Zuschüsse für den ÖPNV im ländlichen Raum erhöht. Hier muss mit dem Landkreis als Träger hart verhandelt werden. Auch, um den Schülertransport, bei dem die meisten Kinder stehen müssen, zu verbessern."

Mehr Transparenz. "Nichtöffentliche Themen müssen sein – beispielsweise, wenn es um Investitionen oder persönliches wie eine höhere Besoldung von Stadt-Mitarbeitern geht. Nicht einzusehen ist es aber, wenn beispielsweise der Plan für die Verwendung des BImA-Geländes mit Solaranlagen oder Windkraft nicht-öffentlich verhandelt wird. Der mündige Bürger hat doch ein Recht, zu erfahren, wie seine gewählten Vertreter über solche Projekte denken."

Mehr Mitsprache. "Die Ortschaften sollen mehr Befugnisse bekommen. Dazu gehört auch der Hohenberg. Der wird derzeit als Teil der Kernstadt irgendwie mit behandelt. Dabei sind die Interessen des Hohenbergs als Neubaugebiet anders als die der Kernstadt und kommen derzeit kaum zu Wort."

Breitbandversorgung. "Ich bin – auch aufgrund meines Engagements in der Bürgerinitiative für die Breitbandversorgung in Talheim – ein bekennender Befürworter des schnellstmöglichen Ausbaus aller Stadtteile."

Was sagt er zum Amtsinhaber Peter Rosenberger? Der Kandidat: "Auf mein Wort kann man sich verlassen. Denn ich stehe zu dem, was ich sage. Rosenbergers Beteuerungsversuch, ein Horber zu sein, halte ich für fadenscheinig. Er hat sich vor zwei Jahren in Mannheim als OB beworben. Nur aufgrund der Schlappe wurde plötzlich ein richtiger Horber geboren. Wer dies glaubt, träumt weiter. Koffer sind schnell gepackt."

Was befähigt ihn zum Stadtoberhaupt? Walz sagt selbst über sich: "Politik ist mein Steckenpferd. Dafür habe ich mich schon als Kind interessiert. Ich bringe jede Menge Lebens- und Berufserfahrung mit. Ich war zwei Jahre Zeitsoldat und danach als Diplom-Beschlägefachmann jahrelang im Auslandsvertrieb tätig. Dabei habe ich zahlreiche Geschäftsreisen gemacht – unter anderem nach Saudi-Arabien, Kuwait, Abu Dhabi oder die Türkei. Dann war ich erfolgreicher Versicherungsvermittler, ehe ein persönlicher Schicksalschlag mich zwang, mich beruflich neu zu orientieren. 15 Jahre war ich selbstständiger Transportunternehmer."