Die Nachtwächter laden am Freitag um 21 Uhr nicht in das ehemalige Gasthaus Zur Buß, sondern auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zur erlebten Horber Wirtshausgeschichte. Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Nachtwächter führen am Freitagabend zu den Wirtshäusern am Markt und im Tal

Horb. Der Kultur- und Museumsverein lädt am Freitag, 5. Juni, um 21 Uhr vor dem Horber Rat- und Wachthaus zu einer Nachtwächterführung der besonderen Art. Unter dem Motto "Von der Rose über die Linde ins Paradies" führen Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp zu den einstigen und heutigen Wirtshäusern am Markt und im Tal.

Dass das Wirtshausgehen bei den Horbern offensichtlich eine Lieblingsbeschäftigung war, können die drei mit Hellebarde, Rufhorn und Laterne ausgestatteten Herren mit einem Eintrag aus dem Universal-Lexikon belegen. Carl Theodor Griesinger führte 1841 dazu Folgendes über Horb aus: "Was den Charakter der Bewohner betrifft, so sind dieselben der Fröhlichkeit sehr ergeben; die Wirtshäuser sind viel besucht, der Wohlstand steht daher auf keiner allzuhohen Stufe." Schon die 1514 von der Neckarstadt mitbesiegelte hohenbergische Landesordnung stellte bezüglich der durstigen Horber fest, dass manche Schluckspechte "von einer zur anderen Zeche laufen, des Tags oft zwei bis drei mal sich übertrinken und dabei Weib und Kinder daheim Mangel leiden lassen".

Nach dem Niedergang des Horber Weinbaus galt die Neckarstadt im 19. Jahrhundert aufgrund ihrer zahlreichen Brauereien und Bildhauerwerkstätten als Stadt des Bieres und der Altäre. Das Hexagramm als Zunftzeichen der Brauer hing an zahlreichen Horber Wirtshäusern. Der Brauerstern symbolisierte einmal die für das Brauen wichtigen drei Elemente Feuer, Wasser und Luft und zum anderen die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Malz und Hopfen.

Wer weiß denn heute noch, wo man in Horb einst in der Rose, in der Linde oder gar im Paradies einkehren konnte? Ihr umfangreiches Wissen über die Horber Wirtshausgeschichte verdanken die Herren Raible, Springmann und Lipp ihrem Vereinskameraden Norbert Geßler, der mit der Folge 14 der Veröffentlichungen des Kultur- und Museumsvereins eine ausführliche Dokumentation über die Horber Wirtschaften vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert publiziert hat. Neben dieser Kulturgeschichte gibt es während des Nachtwächterumgangs natürlich auch lustige Geschichtchen zu hören, die sich in oder vor Horber Wirtshäusern ereignet haben sollen. Auch wird mancher kernige Trinkspruch zum Besten gegeben.

Mit von der Partie sind die Horber Waschweiber und ein Überraschungsgast aus dem Nordschwarzwald. Er wird dafür sorgen, dass die Nachtwächter ihre Trinksprüche nicht mit trockenem Hals vortragen müssen und auch die Umgangsteilnehmer müssen nicht vom Brot allein leben. Um eine Spende wird gebeten, bei Regen fällt der Nachtwächterumgang aus.