Begründet wird die Schließung der Akut-Klinik mit der finanziellen Auswirkung. Foto: Hopp

Schluss mit der Horber Akutklinik. Klinik-Angestellte in Sorge. OB: "Kreistag übler als Private".

Horb - "Die ganzen Wochen wurde mit dem Fehdehandschuh gewunken, jetzt wird es uns pünktlich zu Weihnachten gut verpackt zugeschickt", sagt Oberbürgermeister Peter Rosenberger zur Entscheidung des Kreistags zum Horber Akut-Krankenhaus.

Seine Wut möchte er nun nicht mehr verpacken. Er spricht sie deutlich aus: "Ich kann feststellen: Mir ist kein Privater bekannt, der übler mit seinem Haus, mit seiner Bürgerschaft und seinen Mitarbeitern umgegangen ist als der Kreistag."

Am 31. Dezember ist vorerst Schluss mit der Horber Akutklinik. Fakt ist: Dann wird es erstmal nur die Geriatrie mit 25 Betten und das Medizinische Versorgungszentrum mit noch einigen leer stehenden Praxen geben.

Die Frage, die OB Rosenberger und auch viele Bürger nun umtreibt: Was passiert mit den Angestellten, die bisher in Horb gearbeitet haben. In der öffentlichen Sitzung wurde dazu kein Wort von Landrat Klaus Michael Rückert und Peter Mast, Geschäftsführer der Landkreis Freudenstadt gGmbH verloren. Die gestern Morgen von unserer Zeitung an Mast und seine Pressesprecherin geschickten Fragen, blieben bis Redaktionsschluss um 20 Uhr unbeantwortet. "Was bedeutet diese Schließung für das aktuell in Horb beschäftigte Personal? Wird es Kündigungen oder Freistellungen geben?", fragten wir.

Ohne betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht gehen

Rosenberger beantwortet schon einmal: "Das Haus wird geschlossen. Wo sollen die Angestellten denn hin? Was machen die jetzt? Das wird ohne betriebsbedingte Kündigungen nicht gehen." Auch Angestellte sind noch im Unklaren. "Das ist ein heftiges Weihnachtsgeschenk. Wir wissen nicht, was das nun für uns bedeutet", sagte ein Mitarbeiter nach dem Kreistag.

Begründet wird die Schließung der Akut-Klinik mit der finanziellen Auswirkung. Denn den hohen Personalkosten würden nur wenig Ertrag gegenüberstehen. Aber nicht nur Rosenberger legte gestern in Horb den Finger in die Wunde: Wenn man das Personal komplett nach Freudenstadt versetzen würde, gäbe es kein Einsparpotenzial, da die Gehälter ja gleich bleiben. Und auch die wenigen Patienten des Horber Hauses, die Ertrag gebracht hätten, wären dann wohl weg. Einziger tatsächlicher Sparfaktor: die Honorarärzte. "Ich glaube, das war in der Kürze der Zeit, wie das beschlossen wurde, keinem bewusst. Auf der Heimfahrt habe ich auch gedacht: Jetzt ist ein Akut-Krankenhaus geschlossen. Ohne Vorberatung. Einfach so. Das ist der Hammer."

Doch wie stehen überhaupt die Chancen, dass es Interessenten für den Standort Horb allein gibt? "Das macht überhaupt keinen Sinn, ausschließlich den Standort Horb zu untersuchen, wenn man in vielen Fensterreden am gleichen Tag immer wieder betont, dass beide Häuser solitär keine Überlebenschance haben. Das haben alle betont. Auch der eigene Gutachter der DKI. Auch CMK hat das nichtöffentlich gesagt. Ameos hat es gesagt. Beide Häuser brauchen einander. Dann nur das kleine Haus zu untersuchen und den Rest nicht, ist fernab von jeglicher Vernunft", sagt Rosenberger.

Er sieht dennoch die Möglichkeit, dass es wenige Interessenten geben wird. Dann wird es aber darauf ankommen, was ihnen geboten wird. Denn die 68 Betten des Horber Hauses gehören offiziell zu Freudenstadt mit insgesamt 416 Betten. Der Antrag Rosenbergers in der Kreistagssitzung, die 68 Betten für das Markterkundungsverfahren festzuschreiben, wurde abgelehnt. Ein Indiz, dass Freudenstadt gerne einen Teil der Betten für eigene Planungen behalten will?

Rosenberger rechnet nun mit einem monatelangen Verfahren, in dem das Haus in Horb zu bleibt. Erste Anfragen unserer Zeitung zeigen, dass einige privaten Anbieter ein Interesse nicht ausschließen, sich aber noch bedeckt halten.

Aber auch Marina Martini von der Ameos-Gruppe legt den Finger in die Wunde: "Meines Erachtens würde ein Konzeptwettbewerb ohne Beschränkung auf einen einzelnen Standort vielfältigere und wohl auch für die Versorgung der gesamten Region attraktivere und zukunftsfähigere Konzepte einfordern können. Ameos wird die Anforderung im Rahmen des Markterkundungsverfahren detailliert prüfen. Wie ein von uns eingereichtes Konzept aussehen könnte, hängt wesentlich von den im Laufe des Verfahrens definierten Rahmenbedingungen ab. Ob und welche weiteren Wettbewerber Interesse bekunden, kann ich selbstverständlich nicht sagen."

Sascha Schiffler, Sprecher der Rhön-Klinikum AG: "Grundsätzlich ist die Rhön- Klinikum AG immer an Objekten interessiert, die auf dem Markt sind. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir einzelne Projekte oder Marktgerüchte nicht kommentieren." Rosenberger: "Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich gehe davon aus, dass im Markterkundungsverfahren dennoch etwas Interessantes enthalten sein wird." Und was sagt er zu den künftigen Chancen von Freudenstadt? "Mein OB-Kollege Osswald sagt so schön: Freudenstadt ist eine Insel. Das Krankenhaus Freudenstadt wird auch als Insel untergehen, wenn es so weitergeführt wird. Da bin ich mir sicher. Das sagen auch alle Fachleute."