Fasnet: Narren behandeln brennende politische Themen / Zuschauer trotzen schlechtem Wetter

Von Eberhard Wagner

Winfried Asprion, seit Jahren Moderator des Dießener Fasnetsumzugs, war auch in diesem Jahr beim 152. närrischen Lindwurm wieder in Bestform.

Horb-Dießen. Es ist eben seine humorvoll-ironische Art, über die Themen des Umzugs zu berichten, welche bei den zahlreich erschienenen Narren am Straßenrand ankommt. Trotz des doch sehr windigen, regnerischen Wetters: Die Narren und Besucher bleiben der Dießener Fasnet auch bei Sauwetter treu.

Der närrische Lindwurm in Dießen konnte sich auch in diesem Jahr aufgrund seiner mobilisierten Massen sehen lassen. Zuschauer gab es massig und die Dießener Narren wissen, was sie ihrer treuen Narrenschar schuldig sind.

Über eine halbe Stunde lang zogen die zahlreichen Motivwagen, Musikkapellen und freie Gruppen am Rathaus vorbei.

Die Themen waren – wie stets bei den Dießener Narren – brandaktuell.

So präsentierten die Dießener die "längste Hängebrücke der Welt" – vom Rathaus bis hin zur Dießener Burgruine, thematisierten Merkels "Wir schaffen das" und zogen Bilanz über die "Neckar-Arkaden" mit den Worten: "Vom großen Plan kommt nur noch ein Bauchladen an." Dem Feinstaub in Stuttgart wirken die Dießener mit Fahrgemeinschaften entgegen und strafen anderweitig den VW-Konzern ab: "Verarschen wollt VW die Welt und sparen eine Menge Geld – der Schuss ging nach hinten los, Winterkorn ist seinen Job nun los!" Auch die Waffengattungen der Bundeswehr bekamen ihr Fett weg: Ein Gewehr, das versagt, ein Flieger der Nachts nicht fliegt und ein Panzer der nicht rollt: "Egal wie pleite die Bundeswehr ist – du kannst dir immer was von der Leyen."

Neben weiteren Motivwagen bereichern Jahr für Jahr die Musikvereine aus Dießen, Bittelbronn und Dettingen den Umzug. Ebenfalls nicht mehr wegzudenken aus Dießen sind die überaus zahlreichen Gruppen in ihren fantasievollen Kostümen. Neben den Damen der Cocktailbar, hübschen Geishas aus Fernost, dem Kindergarten Leimenparadies, den Kühen des "Q-Fiebers" oder der Karawane aus dem Morgenland nahmen noch weitere, zahlreiche Gruppierungen am Umzug teil.

Die Themen gehen halt nie aus und so präsentierte sich die Dießener Fasnet auch heuer wieder von seiner allerbesten Seite. Dankbar jubelten die Besucher mit lauten "Narri-Narro"-Rufen den Akteuren zu und ließen sich auch willig den "Eulenstempel" der Schlosseulen auf die Wange drücken.

Nach dem Umzug verweilen die meisten Besucher noch vor Ort, um der traditionellen Fasnetpredigt von Steffen Schäfer und Michael Schröter zu lauschen. Viel Wissenswertes rund um den Flecken, Missgeschicke und kleine "Skandälchen" der Bürger erfreuten dann das gesamte Narrenvolk. Sind die Verfehlungen der Sünder zu krass oder verwerflich, dürfen dann der Bajass (Bajazzo aus dem Venezianischen Karneval) und sein Gehilfe, die Fleggahex, ran, um den ausgerufenen Missetätern mit der "Saubloder" und dem Besen den "Ranza" zu polieren.

Direkt nach der Predigt wird die warme Gemeindehalle gestürmt, um dort ausgiebig die Flegga-Fasnet zu feiern. Morgen, kurz vor Mitternacht, wird dann die Fasnet in Form des Fräuleins Katharina Fasnacht, geborene Rundloch und hinterbliebene Spitzbauch, sanft durch den Flecken gekarrt – aber nur, um dem armen Fräulein pünktlich um 23.59 Uhr das Licht bis zur nächsten Fasnet auszublasen. In einem schaurig kalten Grab an der Kirche hat sie dann bis zur Auferstehung am nächsten Schmotzigen auszuharren.