Hellmut Haasis Foto: Schwarzwälder-Bote

Literatur: "Geschichtsausgrabungen" mit Hellmut G. Haasis am Mittwoch im Schloss Nordstetten

Horb-Nordstetten. Geschichtsausgräber oder Geschichtenausgräber? Der September-Gastautor des Berthold-Auerbach-Literaturkreises sucht nach Geschichten in der Geschichte. Und er erzählt historische Ereignisse so, dass verblüffende Parallelen und Querbezüge zum Vorschein kommen.

Am Mittwoch, 20. September, um 19.30 Uhr, spannt Hellmut G. Haasis im Auerbachmuseum im Nordstetter Schloss den Bogen "Von der braunen Universität über Joseph Süß Oppenheimer zur Georg Elser und Charlie Chaplin". Er schaut genau hin und redet um unbequeme Fakten nicht herum: seine Geschichtsgeschichten laden ein zum Nachdenken, Mitdenken und Weiterdenken.

Den in der Vorschau angekündigten Vortrag von Prof. Christoph Jürgensen über Auerbachs Dichter-Reden musste der Literaturkreis auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Am Mittwoch gibt es also die "Geschichtsausgrabungen" von und mit Hellmut G. Haasis. Der Reutlinger Autor, Historiker und Querdenker zieht Bilanz und lädt ein zu einem Rückblick auf die spannendsten Themen seines Forscherlebens. Hellmut Haasis erinnert sich an seine Studienzeit, wo in den 1960er Jahren an der Universität Tübingen noch viele Lehrkräfte mit "brauner" Vergangenheit unterrichteten. In Hölderlins Umfeld entdeckt er den Architekten Leonhard Krutthofer, der eine deutsche Republik nach französischem Vorbild errichten will. Er entlarvt das Todesurteil an dem Heidelberger Finanzberater Jud Süß Oppenheimer als Justizmord. Dem schwäbischen Schreiner Georg Elser setzt er ein Denkmal für sein mutiges Attentat im Münchner Bürgerbräukeller und geht auf Spurensuche nach dem Holocaust-Organisator Reinhard Heydrich. Schließlich versucht er zu beantworten, weshalb Charlie Chaplin 1952 die Wiedereinreise in die USA verweigert wurde.

Hellmut G. Haasis, 1942 in Mühlacker geboren, ist Schriftsteller, Erzähler, "Geschichtenausgräber", Dramatiker, Mundartdichter, Hörspielautor, Verleger und manchmal der Märchenclown "Druiknui", aber auch überzeugter "schriftführer der antiimperialistischen basisgruppe nieder mit den großbuchstaben". Er studierte Evangelische Theologie, Geschichte, Soziologie und Politik. Schwerpunkt seiner historisch-politischen Recherchen sind herrschaftskritische, basisdemokratische und sozial engagierte Außenseiter. Er wurde für seine Sachbücher, Romane, Hörspiele und Gedichte mit dem Thaddäus-Troll-Preis, dem Civis-Preis der ARD, dem Schubart-Preis und zuletzt 2013 mit dem Ludwig-Uhland-Preis ausgezeichnet.

  Oktober

Mittwoch, 11. Oktober, 19.30 Uhr: "Heimatsplitter im Weltgebäude" – eine Autorenlesung mit dem Berthold-Auerbach-Literaturpreisträger Kurt Oesterle, Tübingen. Mit seiner Essaysammlung packt der Journalist und Schriftsteller das literarische Erbe der Region ein – als "nachhaltig wirkende Wegzehrung" für die Reise in eine globalisierte, digitalisierte und ökonomisierte neue Welt.  

  November

Mittwoch, 22. November, 19.30 Uhr: "Oberlin, Waldersbach. Eine Begegnung" – eine Autorenlesung mit Pfarrer Thomas Weiß, Baden-Baden. Wie passt der "Himmel auf Erden" des vielseitigen elsässischen Pfarrers Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) zur benachbarten Hölle des KZ Natzweiler? Um diese Frage geht es.

Weitere Informationen: www.horb.de und www.literaturland-bw.de