Wenigstens fürs Foto durfte D'Hofkapell den heißen Platz unter dem Sonnensegel verlassen. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

"D’Hofkapell" hat beim Musikcocktail im Alten Freibad kein Schattenplätzchen, aber bietet Hochleistung im Schweiße des Angesichts

Von Peter Morlok

Horb. Bei geradezu tropischen Temperaturen unterm "Sonnensegel" der Bühne am Alten Freibad zu sitzen, in Krachledernen und Dirndl die "Bierfass-Polka" zu spielen und damit gute Laune zu verbreiten, das verdient wirklich Respekt.

Einen Respekt, den sich die zehn Musiker und ihre drei Mitmusikerinnen von der "D’Hofkapell" im wahrsten Sinne des Wortes im Schweiße ihres Angesichts musikalisch erspielten. Während es das Publikum selbst unter den großen Sonnenschirmen im Zuschauerbereich kaum vor Hitze aushielt und sich daher an diesem Sonntagnachmittag mehr in den Schatten der Bäume im hinteren Anlagenbereich zurückzog, ließen sich die Hobbymusiker, die sich aus vier verschiedenen Musikvereinen des schönen Nordschwarzwaldes unter dem Namen "D’Hofkapell" zusammenfanden, von der Hitze nur unwesentlich stören und sorgten mit böhmisch-mährischer Blasmusik, mit Walzer, Evergreens und Oldies für Oktoberfestfeeling mitten im Hochsommer.

"I heb den solang bis du dein Bier leer getrunken hascht"

"Wir sind ein zusammengewürfelter Haufen der nach Noten musiziert", verriet Sven Krauß, im "normalen" Vereinsleben einer der Vorstände vom Musikverein Egenhausen und bei "D’Hofkapell" einer von zwei Hornisten. "Wir sind eine kleine aber feine Gruppe an Musikerinnen und Musikern, die einfach Lust haben, über die Aktivitäten in ihrem heimischen Musikverein hinaus Musik zu machen", so das Fazit auf der Homepage der Kapelle.

Wer sich in der Blasmusiklandschaft von Horb – inklusive seiner 16 Stadtteile – etwas auskennt, der sah schon den ein oder anderen Prominenten dieser Szene unter den interessierten Zuhörern. Man kennt sich, man trifft sich nicht nur bei den großen Ereignissen wie Wertungsspiel oder Jahreskonzert, man schätzt das musikalische Können der einzelnen Musiker am Instrument – und wenn das Ganze dann auch noch so harmonisch klingt wie bei der "D’Hofkapell" dann kann auch eine etwas andere Temperatur, als die, die der Schwarzwälder ansonsten als angenehm empfindet, nicht davon abhalten, die Kollegen zu besuchen.

Mit einem kühlen Weizenbier oder einem Eiskaffee, wie ihn Anton Scheermann, die Allzweck-Mulitfunktionärswaffe der Altheimer Oberstufenkapelle tapfer gegen solch verlockende Angebote wie: "I heb den solang bis du dein Bier leer getrunken hascht", verteidigte, ließ es sich wenigsten getränketechnisch gut aushalten.

Musikalisch war man auf jeden Fall auf der richtigen Seite. Stücke wie "Auf der Pfingstwiese, eine Polka von Timo Dellweg oder der blasmusikalische Gassenhauer "Die Sorgenbrecher-Polka", – die im letzten Drittel des Stückes noch zur Freude aller Zuschauer, die bislang nur formschöne Notenständer mit Frisuren sahen, auch im Stehen gespielt wurde – verleiteten zum Mitklatschen oder zumindest dazu, den Takt mit dem Fuß mit zu wippen.

Es war der erste Auftritt von der "D’Hofkapell" beim sonntäglichen Musikcocktail, zu dem das Stadtmarketing auch diesmal wieder bei freiem Eintritt einlud, und deshalb gab es auch keine Vergleichsmöglichkeit, ob "D’Hofkapell" das berühmte Böhmerwaldlied mit dem Untertitel "Tief drin im Böhmerwald" nur aus Sehnsucht nach einem kühleren Plätzchen so hingebungsvoll intonierten oder ob sie immer so musikalisch dicht und intensiv in und an der Komposition sind. Wie auch immer, die Sehnsucht nach einem schattigeren Plätzchen oder wenigstem einem Windhauch war verständlich – und die Musik von "D’Hofkapell" war klasse.