Beinahe-Eklat um altes Problem: Bestehendes Bauland unattraktiv, Baulücken in Privathand, neues Gebiet umstritten

Von Peter Morlok

Horb-Grünmettstetten. Ein Baugebiet, das überhaupt noch keines ist, sorgte bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung fast für einen Eklat. Ortsvorsteher Karl Kocheise wollte sein neues Ratsgremium auf den aktuellen Stand bringen und hatte als vorsorglichen Tagesordnungspunkt das Thema "Geplantes Neubaugebiet beim Friedhof" auf die öffentliche Tagesordnung gesetzt.

Die dortige Grundfläche könnte im Zuge der Flurneuordnung in Bauland umgewandelt werden, erklärte Kocheise. "Wir haben deshalb der Stadt als ersten Schritt einen vorläufigen Planungsauftrag erteilt", so der Ortsvorsteher. Das abgelieferte Ergebnis, die Ausweisung von sechs recht großen Baugrundstücken, habe man nach einer Sitzung mit den Interessenten dahingehend korrigiert, dass man die Fläche auf sieben Plätze östlich und einen, gegebenenfalls auch zwei Plätze westlich, im Gebiet "Waldbrunnen", ausweist.

"Man kann auch noch dümmer rausschwätzen"

Bereits in der April-Sitzung stieß diese Idee nicht wirklich auf die Gegenliebe bei den Anwohnern, die ihre Häuser auf der gegenüberliegenden Seite haben. Sie befürchten neben den Wertverlusten, die sie ins Feld führten, auch die zu erwartenden Umlagen, die man für die Straßen und Kanäle, die dann dort oben gebaut werden, zahlen müsste. "Wenn der Ortschaftsrat einen Euro dieser Umlagen bezahlen müsste, würde dort oben nicht gebaut", platzte Dieter Braun mit einem Zwischenruf in die Erläuterungen des Ortsvorstehers rein. "Für Polemik ist hier kein Platz", wurde er sofort von Rat Peter Kreidler zurechtgewiesen, jedoch gab der Anlieger keine Ruhe. Er unterstellte Karl Kocheise sogar, an der Ausweisung dieses Baugebietes ein persönliches Interesse zu haben.

Kocheises Antwort beschränkte sich auf ein "man kann auch noch dümmer rausschwätzen", doch Rat Mathias Schäfer sprang seinem Ortsvorsteher bei und sagte: "Jeder hier im Raum müsste doch einsehen, wie wichtig ein solches Neubaugebiet für die Zukunft unseres Ortes wäre. Wir haben jetzt schon so wenig junge Familien, dass die Grundschule bald geschlossen wird, und auch der Weiterbestand der Vereine steht und fällt mit dem Nachwuchs."

Ein kurzer Rückblick in die Aprilsitzung zeigt, dass es sowohl Interesse an neuen Bauplätzen gibt, die bisher ausgewiesenen Baugebiete jedoch keine Abnehmer fanden. Am "Höhenweg" zeigten diese Bauwilligen, trotz sofortiger Baumöglichkeit, kein Interesse. Grund dafür sei, dass es für dieses Gebiet bereits einen festen Bebauungsplan gibt, der keine Umplanung zulässt und so diesen Bereich für die neuen Bauwilligen weniger attraktiv macht. Am eigentlichen Grünmettstetter Baugebiet im Bereich "Seeblick", das bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist, besteht ebenfalls "Null-Interesse". "Dieses Gebiet liegt vom eigentlichen Ortskern viel zu weit entfernt", erklärte der Ortsvorsteher. Was bleibt, wäre noch der Bereich um die Aschberg-/Bollandstraße, aber dort seien die Böden belastet und zudem lägen die Grundstücke alle in Hanglage.

Aus diesem Grund habe man innerorts eine Alternative gesucht und diese in der Killbergstraße auf den freien Ackerflächen beim Friedhof gefunden, so Kocheise damals. Was nun jedoch mit dem angedachten Baugebiet "Friedhof" wird, konnte Kocheise noch nicht sagen. In etwa 14 Tagen hat er ein Gespräch mit Bauamtschef Peter Klein.

Der Ortsvorsteher betonte, dass die Untersuchungen laufen, man als eines der ausgesuchten Testgebiete in der Gesamtstadt zwar durchaus Chancen habe, jedoch noch nichts Abschließendes feststeht.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch nochmals das Thema "Innerortsverdichtung vor Neubau" angesprochen und festgestellt, dass alle sogenannten Baulücken im privaten Besitz sind und somit dem Einfluss der Ortsverwaltung entzogen sind.

Sieben oder notfalls auch acht neue Bauplätze schienen jedoch Rat Mathias Wehle recht wenig. "Wenn die weg sind, dann ist wieder Feierabend mit Bauen", so seine Befürchtungen, aber auch er musste einsehen, dass ein paar neue Bauplätze in Zeiten des demografischen Wandels besser sind als nichts.