Eltern, Hauptamtliche und Schüler informierten über das erste Jahr Gemeinschaftsschule Horb – im Hintergrund Vanessa Billing und Jusuf Sert, die mit dem Song "Say Something" dieses Treffen musikalisch eröffneten. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Jahr Gemeinschaftsschule in Horb: Alle Beteiligten ziehen ein durchweg positives Fazit / 100 000 Euro Investitionen in Räume

Von Peter Morlok

Horb. Ein Jahr Gemeinschaftsschule Horb – Grund, um ein erstes Fazit zu ziehen.

Schulleiter Götz Peter hatte deshalb lauter kleine und große Experten versammelt, die im Rahmen einer Pressekonferenz ein Bild nach dem ersten Jahr dieser neuen Schulform skizzierten.

Es ist eine Schulform, bei der man sich erst an solch tolle Begriffe wie Kompetenzraster, Lerntagebuch und Lernwegelisten, Input oder SOL (selbstorientiertes Lernen) gewöhnen muss und in dem die Lehrer als Coach ihre Neustarter, Starter und Durchstarter, die meisten auch noch als Experten ihren Mitschülern bei den Aufgaben helfen, beratend zu Seite stehen. Es ist ein Schulsystem, das zwar ein gerüttelt Maß an Umdenken erforderte, aber was letztendlich dabei herauskam, wurde von allen Beteiligten in einer durchweg positiven Momentaufnahme zusammengefasst.

Egal ob nun aus Sicht der Stadtverwaltung, die durch Oberbürgermeister Peter Rosenberger und die Schulverantwortliche Doris Albrecht vertreten war, ob aus Sicht der Schule, die von Götz Peter, seinem Stellvertreter Hans-Jörg Heinrich, dem Lernbegleiter Friedemann Gänßle, der das aktuelle Schuljahr über auch als Englischlehrer an der Realschule tätig war, aber auch von Schulamtsdirektor Wolfgang Held.

Rosenberger bezeichnete Horb als Bildungsstandort, der den Schülern und ihren Eltern eine breite Wahlmöglichkeit lässt. Er betonte, dass die Einrichtung der Gemeinschaftsschule (GMS) das Ergebnis einer ideologischen Entscheidungsfindung war, deren Kernfrage hieß: "Wie können wir unsere Schullandschaft weiterqualifizieren". Mit großer Mehrheit entschied sich der Gemeinderat für die Einrichtung der GMS am Schulstandort auf dem Hohenberg. "Es war richtig, gleich von Anfang an dabei zu sein und eine Vorreiterrolle zu übernehmen" zeigte sich der OB ob dieser Entscheidung zufrieden. "Die Schüler und ihre Eltern haben dieses Angebot angenommen – sie haben mit den Füßen abgestimmt".

Und tatsächlich konnten auch die drei Fünftklässler Felix Reck, Carlotta Schlecht und Maurice Lehmann nur lobende Worte für diese neue Schulform finden. "Früher war es so, wenn ich einen Stoff nicht begriffen habe, marschierte der Lehrer samt dem Rest der Klasse im Unterrichtsplan weiter – hier bekomme ich individuelle Förderung" erzählte Maurice, der mit seinem Notenschnitt von 1,7 genau wie sein Zwillingsbruder eine Empfehlung aufs Gymnasium hatte. Maurice hat sich für die GMS entschieden und ist mit diesem Entschluss hochzufrieden. Auch seine Mutter, die am Anfang ein wenig skeptisch war, wie sie zugab, ist zwischenzeitlich überzeugt. "Mein Maurice lernt jetzt auf einem höheren Niveau und kommt zufriedener heim als sein Bruder" ihr Eindruck nach diesem ersten Jahr. Eine Einschätzung, der sich Elternvertreter Jürgen Reck anschloss. Carlotta aus der Lerngruppe "Fünf b" findet das Lerntagebuch ganz praktisch, ebenso die Tatsache, dass jeder Schüler individuell gefördert wird und es kein Sitzenbleiben mehr gibt. "Höchstens man dreht freiwillig eine Ehrenrunde". Für Schulamtsdirektor Wolfgang Held ergibt sich aus dieser Individualförderung die Tatsache, dass auch die Zwischenfälle durch verhaltensauffällige Schüler zurückgegangen sind. "Meist fallen die auf, die im Unterricht nicht mehr folgen können", so der erfahrene Pädagoge.

Für Friedemann Gänßle ist in diesem ersten GMS-Jahr bereits ein großer Schritt zu einer differenzierten Lernkultur gelungen. "Die Kinder arbeiten in einem eigenen Arbeitstempo und passen ihr Lernniveau entsprechend an." Er hat beobachtet, dass dies auch zu einer stärkeren Motivation der Schüler führt, die er im Begriff "Kompetenzverinnerlichung" zusammenfasste.

Was noch fehlt, das wären mehr Lehrerstunden, da die Vorbereitungen sehr zeitintensiv seien, nutzte er die Chance, wenn schon ein Mann vom Schulamt mit am Tisch saß. Die Zukunftsüberlegungen, die Hauptfächer in längeren Arbeitsphasen zu fassen, lösten dagegen bei Carlotta schon leichte Bedenken aus. "Haben wir dann mehr Schule?" fragte sie und war erleichtert, dass dies verneint wurde. Vier Tage die Wochen ist an der GMS weiterhin Vollzeitunterricht, der um 15.35 Uhr endet.

Doris Albrecht hatte zum Abschluss noch ein paar Zahlen parat. Im zurückliegenden Schuljahr investierte man in die Raumausstattung rund 70 000 Euro. Im Schuljahr 2014/15 werden es nochmals bis zu 30 000 Euro sein, mit denen man einen Raum für das Fach "Naturwissenschaftliches Arbeiten" saniert und für weitere Verbesserung der Lernmöglichkeiten sorgen wird.