Nicolette Kressl, Peter Rosenberger und Klaus Michael Rückert besuchten die Bäckerei Saur. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Betriebsbesuch: Nicolette Kressl schnuppert in Saurs Backstube hinein / Keine Personalprobleme

Der Härtetest kam zum Schluss: Regierungspräsidentin Nicolette Kressl musste Brezeln formen. Ende eines Besuchs bei der Bäckerei Saur.

Horb. Oberbürgermeister Peter Rosenberger schaut zu, wie die Chefin des Regierungspräsidiums Karlsruhe den Teig schwungvoll zu dem schwäbischen Kultgebäck formt. Und sie hat auch ein paar Tipps für Landrat Klaus Michael Rückert. Rosenberger: "Das hat sie echt drauf."

Ein unterhaltsamer Besuch bei der Bäckerei. Hans Peter Saur und Siegfried Dreger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Freudenstadt, geben der Präsidentin einen Branchen-Einblick.

Saur: "Vor der Kreisreform gab es 60 Mitglieder der Bäckerinnung Horb und 128 Mitglieder in der Innung Freudenstadt. Jetzt haben wir nur noch 21 Betriebe im ganzen Landkreis. Darunter sind zehn Betriebe, die zu klein sind, um auszubilden."

Saur ist einer, der sich durchgesetzt hat – 16 Filialen. Und Kressl will wissen: "Finden Sie denn noch Azubis?" Saur: "Das wird immer schwieriger. Wir hatten zuletzt Hoffnungen in die Flüchtlinge gesetzt. Doch einer hat immer noch keine Arbeitsgenehmigung, einer bekam eine Mehlstaub-Allergie. Und die zwei Syrer, deren Eltern schon eine Konditorei dort hatten, wollten etwas anderes machen."

Allerdings: Jetzt lockt Saur mit dem Azubi-Auto. Wer besonders engagiert ist, kann nicht nur bis zu 150 Euro zusätzlich bekommen, sondern auch ein Azubi-Auto für einen Euro Leasing-Rate im Monat. Versicherung, Wartung, Verschleiß natürlich extra. Saur zeigt Kressl ein Handy-Foto des schwarzen Fiat 500 mit Saur-Logo. Die Präsidentin: "Das sieht ja Schmuck aus. Sie lassen sich echt was einfallen, um Azubis zu bekommen."

Dabei ist Saur noch in einer guten Position, erklärt Dreger: "Die liegen an der Autobahn, mit dem Zug kommt man auch nach Stuttgart an die Berufsschule. Ein Bäckerlehrling in Alpirsbach hat kaum eine Chance, zur Berufsschule zu kommen. Weil die beispielsweise in Pforzheim oder Stuttgart ist."

Trotzdem gibt es bei Saur keine Personalprobleme, wie der Senior-Chef erzählt: "Wir haben in der Produktion viele Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln. Wenn da ein Job frei wird, empfehlen die uns jemanden. Und wir wissen, wenn unsere Mitarbeiter jemanden empfehlen, können wir uns darauf verlassen."

Dreger kritisiert noch, dass das RP Karlsruhe kurzfristig die Maurerklasse an der Berufsschule in Freudenstadt dicht gemacht hat. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: "Wir hätten noch zehn Schüler zusammen bekommen. Doch die Schließung zum 1. September ist zu kurzfristig. Die Alternative ist jetzt Nagold, doch dort kommt man als junger Mensch von Freudenstadt schlecht hin."

Die Präsidentin: "Wichtig ist mir, dass wir solche Entscheidungen nicht einfach treffen, sondern den Betroffenen auch erklären. Das ist in diesem Falle geschehen."

Dann noch schnell Brezeln formen – und ab geht es zum Essen ins "Quartier 77". Hier trifft Kressl die Bürgermeister des Landkreises. Gesehen unter anderem Albert Schindler (Empfingen), Julian Osswald (Freudenstadt), Michael Ruf (Baiersbronn). Angesichts der vielen Straßenbauprojekte wie den Bahnübergang Seewald, den Tunnel in Freudenstadt und der Hochbrücke dürfte es genug Gesprächsstoff mit der Präsidentin, die die Planung von Bundesstraßen verantwortet, gegeben haben.